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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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besoffen, dass ich ungestört schlafen kann.‹«
    »Ich wollte mich bloß verteidigen. Sie haben mich provoziert. «
    »Scheiße, ja, ich hab dich provoziert. Und du kannst jetzt einfach das Maul halten und einen Anwalt verlangen, der dir die Hand tätschelt. Du kannst sogar meine Dienststelle anrufen und dich über mich beschweren. Aber in beiden Fällen wird dein Daddy in Sing-Sing erfahren, dass sein Kleiner einen FBI-Agenten
verprügeln wollte. Und dann wird er denken, dass du die eine Sache versaut hast, die du für ihn erledigen solltest, während er seine Zeit absitzt und inständig hofft, dass du sie nicht versaust: nämlich diesen verkackten Laden zu führen.«
    Dellray sah, wie er sich wand. »Also, haben wir uns verstanden? «
    »Was wollen Sie?«
    Und nur um dafür zu sorgen, dass die Stuhllehne R. C. nicht zu sehr in Sicherheit wiegte, ließ Dellray seine Hand auf den Oberschenkel des Jungen fallen und drückte fest zu.
    »Autsch. Was soll das?«
    »Hast du schon mal einen Lügendetektortest mitgemacht, R. C.?«
    »Nein. Dads Anwalt hat gesagt, ich soll nie …«
    »Das war eine rhetorische Frage«, sagte Dellray, obwohl es keine gewesen war. Sie sollte R. C. lediglich in eine Wolke aus Einschüchterung hüllen – wie eine Tränengasgranate, die mitten zwischen Demonstranten landete.
    Der Agent drückte lieber gleich noch mal zu. Und dachte unwillkürlich : He, McDaniel, in deinem digitalen Umfeld kriegst du so was wohl kaum hin, oder?
    Was echt schade ist. Denn das hier macht viel mehr Spaß.
    Fred war nur dank einer Person hier: Serena. Sie hatte in Wahrheit gar nicht gewollt, dass er den Keller aufräumte, sondern dass er den Hintern hochbekam. Sie war mit ihm in den unordentlichen Lagerraum gegangen, in dem er seine Verkleidungen aus der Zeit als verdeckter Ermittler aufbewahrte. Dort hatte sie eines der Kostüme herausgesucht, das in einer luftdichten Plastikhülle steckte, nämlich das für die Rolle als obdachloser Säufer. Es war angemessen mit Moder- und Schweißgeruch versetzt — und mit etwas Katzenpisse. Um einen Verdächtigen zu einem Geständnis zu bewegen, brauchte man sich in diesem Kostüm bloß neben ihn zu setzen.

    »Du hast deinen Spitzel verloren«, hatte Serena gesagt. »Hör auf, dir selbst leidzutun, und folge seiner Fährte. Falls du ihn nicht aufspüren kannst, finde wenigstens heraus, was er wusste.«
    Dellray hatte gelächelt, sie umarmt und sich umgezogen. Als er ging, hatte Serena gesagt: »Uh, Junge, du stinkst vielleicht.« Und dann hatte sie ihm ausgelassen auf den Hintern gehauen. Das hatten bislang nur sehr, sehr wenige Leute mit Fred Dellray gemacht.
    Also begab er sich auf die Suche.
    William Brent war gut darin, Spuren zu verwischen, aber Dellray war gut darin, sie zu entdecken. Die erste hoffnungsvolle Neuigkeit hatte er bereits erfahren: Brent schien echte Nachforschungen angestellt zu haben. Indem Dellray seine Bewegungen nachvollzog, fand er heraus, dass der Spitzel tatsächlich einen Hinweis auf Galt oder »Gerechtigkeit für die Erde« oder irgendwas anderes bezüglich der Anschläge aufgetan hatte. Der Mann hatte sich richtig angestrengt und all seine Beziehungen spielen lassen. Schließlich hörte Dellray, dass Brent in diese dunkle Billardhalle gegangen war, weil er sich hier anscheinend wichtige Informationen erhofft hatte – und zwar von dem jungen Mann, dessen Knie Dellray soeben wie in einem Schraubstock gepackt hielt.
    »So«, sagte Fred nun. »Meine Karten liegen auf dem Tisch. Hast du auch so viel Spaß wie ich?«
    »O Mann.« R. C. verzog vor Schmerz das Gesicht. Er würde gleich einen Krampf in den Wangen kriegen. »Sagen Sie doch einfach, was Sie von mir wollen.«
    »Das hör ich gern, Junge.« Er legte ein Foto von William Brent vor ihn hin.
    Dellray behielt R. C. dabei genau im Blick und sah, wie dessen Augen sich kurz weiteten, weil er den Mann wiedererkannte. »Was hat er dir gezahlt?«
    Das Zögern verriet ihm zweierlei: Brent hatte etwas gezahlt,
und R. C. würde gleich einen beträchtlich niedrigeren Betrag nennen.
    »Tausend.«
    Verdammt, Brent warf ganz schön großzügig mit Dellrays Geld herum.
    »Aber es ging nicht um Drogen, Mann«, versicherte R. C. ein wenig weinerlich. »Mit so was hab ich nichts zu tun.«
    »Natürlich hast du das. Aber das ist mir egal. Er war wegen Informationen hier. Und jetzt… jetzt… jetzt… wirst du mir verraten, was er dich gefragt hat und was du ihm erzählt hast.« Dellray machte ein paar

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