Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
Vom Netzwerk:
erinnerte sich mit Scham daran, wie sie ihn praktisch angefleht hatte weiterzumachen. »Komm«, hatte sie gesagt, »schieb ihn mir rein«. Aber jetzt wusste sie nicht mehr genau, was Edmund als Nächstes gesagt hatte – er hatte etwas von Sternen gemurmelt, und dass es ihm nicht erlaubt sei.
    » Erlaubt?« , hatte Cindy gelallt. »Du bist viel zu sehr Gentleman.« Dann kam die verschwommene Erinnerung, wie sie sich anzogen – wie er sie anzog – und die Wärme seiner Umarmung, als sie in den Schlaf glitten. Aber Edmund hatte nicht geschlafen, das wurde Cindy jetzt klar.
    »Edmund?«, flüsterte sie – aber nur ihre eigene Stimme hallte in der Dunkelheit wider. Und plötzlich war Cindy nicht nur sehr wütend, sondern hatte auch große Angst.
    Sie stand auf, packte ihre Handtasche und rannte die Fluchttreppe hinter der Bühne hinunter, von wo sie sich zum Seitenausgang tastete. Ihr Kopf tat weh, und ihr Gleichgewichtssinn war beeinträchtigt, aber sie fand den Türknopf und stürzte in die Nacht hinaus.
    Die kühle Luft fühlte sich gut an auf ihrem Gesicht; sie ernüchterte sie, half aber nicht gegen ihren Zorn. Sie stieg schnell die Außentreppe hinunter und lief auf den Parkplatz. Edmunds Pick-up war fort, aber ihr beschissener alter Pontiac stand noch genau dort, wo sie ihn vor der Vorstellung abgestellt hatte.
    »Arschloch«, murmelte sie – doch kaum war sie im Wagen, verflog ihre Wut sofort. Auf dem Beifahrersitz lag eine weiße Rose, offenbar aus ihrer Garderobe. Darüber lag ein gefaltetes Blatt Papier. Sie machte die Innenbeleuchtung an und las den Zettel.
    Liebe Cindy, bitte verzeih mir, dass ich gegangen bin, aber ich muss mir sicher sein, dass alles ist, was es zu sein scheint, bevor wir noch weiter gehen. Wir sehen uns nach der Aufführung heute Abend. Ich hoffe, du bist nicht böse auf mich. Edmund
    Cindy saß einen Moment lang verwirrt da und las die Notiz wieder und wieder. Edmund hatte sie mit Bleistift geschrieben, aber es sah aus, als hätte er zuerst einen anderen Namen geschrieben, den er dann ausradiert und durch Cindy ersetzt hatte.
    Sieht aus, als würde der Name mit E beginnen, dachte Cindy, aber sie konnte es bei der schummrigen Beleuchtung nicht genau erkennen. Aber die Nachricht selbst – was zum Teufel sollte das? Und welcher Typ ließ ein Mädchen ganz allein in einem dunklen Theater zurück?
    Cindy saß auf dem Fahrersitz und ging die Ereignisse des Abends durch, bis die Scheiben des Pontiacs beschlugen. Amy Pratt hatte recht. Etwas war unheimlich an Edmund Lambert. Die Nachricht, das Gerede davon, dass alles so ist, wie es aussieht – sehr merkwürdig, ja, aber zugleich … nun ja …
    Cindy seufzte und schloss die Augen, versuchte auszublenden, wie sehr gerade diese Merkwürdigkeit sie faszinierte – sie anmachte. Himmel, fast hätte sie bei ihrer ersten Verabredung mit Edmund Lambert geschlafen! Sie, ein Mädchen, das ihren Freund in der Highschool über ein Jahr warten ließ, bis er ihr an die Wäsche durfte – und auch dann nur, weil sie betrunken gewesen war, weil es der Abschlussball war und weil er sie angefleht hatte.
    Aber jetzt, heute Nacht, war sie es gewesen, die Edmund Lambert angefleht hatte. Was zum Teufel war los mit ihr? Und was hatte dieser Lambert an sich, das sie so anders als sonst handeln ließ – dass sie sich ihm an den Hals schmiss, wie es diese Nutte von Amy Pratt tun würde?
    Cindy öffnete die Augen und blickte auf Edmunds ordentliche Blockschrift. Sie musste ins Bett und den sich anbahnenden scheußlichen Kater wegschlafen, und sie musste die Mittagsschicht im Chili’s schwänzen, ehe sie zur nächsten Aufführung aufbrach.
    »Er muss sicher sein, dass alles das ist, wonach es aussieht«, flüsterte Cindy, nachdem sie den Zettel noch einmal gelesen hatte. »Was immer zum Teufel das heißen soll.«
    Wonach es aussieht, sagte eine Stimme in ihrem Kopf, ist, dass er dich in dem Theater sitzen ließ. Dass er dich nicht geweckt hat oder geblieben ist, um dich zu deinem Auto zu begleiten. Und das ist beschissen.
    »Aber die Nachricht«, erwiderte Cindy. »Und die Blume. Er hat mich nicht einfach sitzenlassen. Vielleicht hat er versucht, mich aufzuwecken …«
    Machst du Witze? Willst du ihm das durchgehen lassen?
    »Und wie er mich auf der Party verteidigt hat …«
    » Großer Gott! Du scheinst es ja wirklich schwer nötig zu haben! Wie erbärmlich!
    Cindy schloss die Augen und befahl der Stimme in ihrem Kopf, sich zu verpissen. Es

Weitere Kostenlose Bücher