Opfermal
Entspann dich, Junge« oder » Komm wieder runter«, während andere brüllten: »Mach ihn fertig, Lambert!«
»Was ist dein Problem, Mann?«, fragte Banquo. »Ist doch nur ein Witz.«
»Jetzt ist eure Chance«, sagte Edmund. »Wenn ich zu euch kommen muss, ist die Gelegenheit zur Entschuldigung vorbei.«
»Komm, Junge …«
»Nein!«, sagte Cox und taumelte von seinem Stuhl. »Scheiß drauf, scheiß auf dich, Lambert – auf dich und deine Schlampe da. Wenn du keinen Spaß verträgst, dann kannst du dich selber ficken, nachdem du sie gefickt hast.«
Kollektives Luftanhalten, und die Studenten begannen zurückzuweichen.
»Jetzt beruhigen wir uns alle mal«, sagte Banquo, aber Edmund überquerte bereits die Veranda – ruhig, methodisch, und die Studentenschar teilte sich vor ihm wie das Rote Meer.
»Jawohl, komm nur her, du kleines Arschloch«, sagte Cox und torkelte betrunken umher. »Sechs von uns gegen dich – wir hauen dir die Hucke voll, Soldat.«
Obwohl Cindy am anderen Ende der Veranda blieb, sah sie problemlos, was als Nächstes geschah.
Banquo und ein weiterer der älteren Studenten nahmen sofort Reißaus – sie sprangen über das Geländer und liefen weg, ehe Edmund sie erreichen konnte –, und so unterstützten Cox nur noch drei seiner Mitstreiter.
Edmund steckte sie mit einem Hagel von Schlägen und Tritten zu Boden, während Cox mit einem wilden Schwinger an ihm vorbeitaumelte. Cox hatte als Erster ausgeholt – Cindy sah es genau –, aber er brauchte zu lange, um sich von seinem verfehlten Schlag zu erholen, und als er sich wieder umdrehte, traf ihn Edmund mit einem Kopfstoß mitten im Gesicht.
Cox heulte vor Schmerz auf, das Blut schoss aus seiner Nase wie aus einem Wasserhahn und ergoss sich auf sein T-Shirt. Cindy fühlte sich, als wäre ihr Magen voller Zement, und die Zeit schien langsamer zu laufen. Gejohle und Schreie, jemand rief: »Ruft die Polizei!«, während jemand anderer – Amy Pratt, glaubte Cindy – rief: »Lasst sie kämpfen!« Die Geräusche, die Leute, das Licht von den Fackeln, alles drehte sich um sie herum.
Und dann war plötzlich Bradley Cox vor ihr – sein blutiges, weinendes Gesicht wurde ihr in einem Schwitzkasten präsentiert.
»Entschuldige dich bei ihr«, flüsterte ihm Edmund ins Ohr.
»Leck mich«, fauchte Cox, der wimmerte und sich wand. »Ich krieg keine …«
»Entschuldige dich«, wiederholte Edmund und drückte fester.
Cox heulte vor Schmerz.
»Okay, okay«, sagte er. »Es tut mir leid, okay? Und jetzt lass mich los, du verdammter …«
Edmund drückte noch fester zu, und Cindy hörte, wie er Bradley etwas ins Ohr flüsterte, das sie nicht verstand – etwas, das wie Französisch klang –, und dann stürzte Cox halb bewusstlos auf die Veranda, brabbelte zusammenhanglos und spuckte Blut.
»Er ist tot!«, rief jemand, während jemand anderer rief: »Good night, Irene.«
Aber als sich Cox rasch erholte, als er sich benommen umsah und ein Bier verlangte, applaudierte die Studentenmenge.
»Geschieht euch Arschlöchern recht«, rief ein Mädchen, und einige von den Jungs johlten: »Jahaa!« und »Gut gemacht, Lambert!«
»Komm Cindy«, sagte Edmund und nahm sie an der Hand. »Verschwinden wir von hier.«
Cindy folgte ihm durch die Menge – die lächelnden Gesichter, die Jubelrufe und das Schulterklopfen rauschten wie in einem Traum an ihr vorbei. Sie sah zwei der Jungs, die Edmund niedergestreckt hatte, sie lagen noch auf dem Deck, hielten sich den Magen und stöhnten. Aber als ein hübsches Mädchen, das Cindy nicht kannte, die Hand ausstreckte und Edmunds Arm berührte, als wäre er ein Rockstar, empfand sie unglaublicherweise Eifersucht.
Edmund führte Cindy zum Tor hinaus und über den Rasen vor dem Haus. Cindy glaubte, Amy Pratt hinter ihr: »Geh nicht, Edmund!«, rufen zu hören, aber vielleicht bildete sie es sich nur ein. Erst als sie sich auf dem Beifahrersitz von Edmunds Pick-up wiederfand, erst als ihr bewusst wurde, dass sie auf dem Parkplatz des Harriot Theaters hielten, begann sie zu begreifen, was eben passiert war.
»Ich schätze, wir haben für Gesprächsstoff auf der Party gesorgt«, sagte Edmund nach einem langen Schweigen – aufrichtig, ohne eine Spur von Ironie. »Tut mir leid, wenn ich deine Verabredung ruiniert habe, aber diese Typen sollten nicht so über …«
Ohne nachzudenken, beugte sich Cindy hinüber und küsste ihn.
Das Führerhaus des Pick-ups schien sich zu drehen, als sie in seine Arme
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