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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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überzeugter wurde der General, dass der Prinz so etwas niemals zulassen würde. Er brauchte einen alternativen Plan; und auch wenn er immer noch nicht wusste, wie am Ende alles über die Bühne gehen würde, war er zuversichtlich, dass sich der Prinz mit der Einführung von Ereshkigal dem 3:1 selbst beugen musste.
    Vielleicht stand auch das in den Sternen geschrieben, dachte der General. Vielleicht war das der Grund, warum der Prinz nie über Cindy Smith sprechen wollte.
    »Sinnlos zu spekulieren«, flüsterte der General, ging nach oben und duschte. Bald würde es Tag werden, und der Prinz würde schlafen, wenn er es nicht schon tat. Der General hatte sich mit ihm beraten, bevor er zu der Party aufgebrochen war, wobei der Prinz nichts davon erkennen ließ, dass er von Edmunds geheimen Treffen mit seiner Mutter und Ereshkigal wusste. Ganz im Gegenteil, die Visionen des Prinzen ließen darauf schließen, dass er begeistert war über die Ensembleparty und wollte, dass ihm der General berichtete.
    Und deshalb setzte sich der General, nachdem er sauber und trocken war, nackt ans Fenster, bis die Sonne aufgegangen war und er keine Sterne mehr am Himmel sehen konnte. Das bedeutete, der Prinz schlief. Der General hätte ebenfalls gern geschlafen, aber erst musste er sich mit seiner Mutter und Ereshkigal besprechen; er musste in den wirbelnden Farben nach ihnen Ausschau halten und Bestätigung finden, dass er das 3:1 richtig deutete.
    Er ging nach unten in den Thron-Raum, stellte sich vor den Löwenkopf und lauschte, bis er sich wieder wie Edmund Lambert fühlte.
    Mama?, rief er im Geiste. Bist du da, Mama?
    Ja, Edmund, hörte er sie einen Moment später. Ich bin hier.
    Edmund nahm den Kopf des Prinzen von der Halterung und stülpte ihn über seinen eigenen. Einen Moment lang geschah nichts; dann war ihm plötzlich zumute, als würde die Luft aus seinen Lungen gesaugt und sein Körper brandete vorwärts.
    Wumm, ein grelles Rauschen, und der Eingang war offen.
    Da war sie wieder! Strahlend trieb sie in dem Farbenwirbel. Sie war allein diesmal und kam ihm mit ausgestreckten Armen und lächelnd entgegen.
    »C’est mieux d’oublier«, sagte sie.
    »Ich werde es nie vergessen«, sagte Edmund und nahm ihre Hände. Er wollte sie gerade küssen, als sich – zack-zack – das Gesicht seiner Mutter änderte. Ein leises Stöhnen schien ringsum aufzusteigen, und plötzlich erkannte Edmund, dass er in die Augen seines Großvaters blickte. »C’est mieux d’oublier«, sagte der alte Mann mit tiefer, kehliger Stimme. Edmund wollte etwas erwidern, als – zack-zack – alles zum Gott Nergal wurde.
    » WO IST SIE ?«, brüllte er und schwebte mit ausgebreiteten Schwingen und gefletschten Zähnen vor ihm.
    »Nein!«, schrie Edmund – zack-zack –, und aus dem Stöhnen wurden Schreie, lauter und lauter, während Nergal anwuchs, bis er den gesamten Himmel ausfüllte, ein schwarz-orangefarbener Himmel über Horden singender Soldaten, ein rauchendes Schlachtfeld, auf dem sich die Reihen der Gepfählten erstreckten, so weit das Auge reichte. Edmund konnte es riechen, schmecken, spüren …
    » WO IST SIE ?«
    Jetzt konnte Edmund die Seelen der Geopferten zu Nergals Mund aufsteigen sehen, sie schlängelten sich um seine monströsen Fangzähne wie Kringel von Zigarettenrauch. Und seine Mutter war unter ihnen, sie schrie und flehte um Hilfe!
    »Mama!«, rief Edmund – aber sie konnte nur ein letztes Mal den Namen ihres Sohnes rufen, ehe sie durch die Zähne des Gottes glitt und in seinem Schlund verschwand.
    »Du darfst sie mir nicht wieder nehmen!«, schrie Edmund, aber der Prinz schlug mit den Flügeln und stieß den jungen Mann rückwärts auf …
    Den Kellerboden? Etwas war hart und kalt an seinem nackten Rücken. Ein Blick auf den Thron durch den Löwenmund, auf die kopflose Leiche, die vor ihm saß und …
    Nein, er stand jetzt und bewegte sich. Durch ein Labyrinth, ein dunkles Labyrinth, das ihn an das Tempeltor in Kutha führte.
    » WO IST SIE ?«
    Jetzt ein Surren und ein Wind – der Atem des Gottes! Edmund konnte ihn fühlen und riechen. Ein heißer Geruch, wie brennende Pennys …
    Und dann war er im Werkraum und starrte durch das Löwenmaul auf die Schleifmaschine auf der Werkbank.
    Sie stand auf Schnell.
    »Bitte, nein!«, schrie Edmund, und seine Stimme hallte hohl und ohrenbetäubend zugleich zu ihm zurück.
    » WO IST SIE ?«, brüllte der Gott innerhalb des Löwenkopfs, und Edmund war plötzlich sowohl in Kutha

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