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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Befehl des Generals. Das war das härteste Opfer von allen gewesen. Er vermisste seine Cheeseburger wirklich.
    Andererseits ging es im Krieg immer um Opfer, oder etwa nicht? Zumindest sollte ein Krieg nicht leicht sein. Nicht einmal für die größten Generäle. Nichtsdestoweniger sah der General seinem Auftrag zuversichtlich entgegen. Er bereitete sich inzwischen seit zwei Jahren darauf vor, sah das Ergebnis seiner harten Arbeit in den Sehnen seines muskulösen Körperbaus, spürte seine wachsende Kraft in der Leichtigkeit, mit der er während seines Tag-Lebens die schweren Lasten hob.
    Und der Prinz hatte ihn für all seine harte Arbeit belohnt, hatte ihn zum stellvertretenden Kommandeur befördert. Ein General nun auch er. Ein Krieger-Priester, der nur dem Prinzen diente.
    Andererseits war der General zum Dienen geboren. Und hatte ihn der Prinz nicht fast sein ganzes Leben lang für seine Mission aufgebaut?
    Der Prinz verließ rasch die Küche und ging die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf. Er würde heute spät dran sein und doppelt schwer arbeiten müssen, um den äußeren Anschein seiner Tages-Existenz zu wahren. Aber das war in Ordnung; der Prinz würde ihm eine Ruhepause vor der großen Offensive gegen Ende des Monats gönnen. Jetzt, da er die Grundlage für die Rückkehr des Prinzen gelegt hatte, würde sich in den kommenden Wochen alles viel schneller zusammenfügen.
    Es konnte nicht anders sein, wenn die Gleichung stimmte.
    Und der General war überzeugt, dass die Gleichung stimmte.
    4
    »Das Gesuch von Stokes’ Mutter wurde abgelehnt«, sagte Gates. Er stand mit Markham auf der Rollbahn, am Fuß der fahrbaren Treppe, die zu dem Flugzeug des FBI hinaufführte. »Das Oberste Gericht von Connecticut hat ihre Bitte um Aufschub seiner Hinrichtung verworfen. Es befand, dass Stokes absolut befugt war, sein eigenes Berufungsverfahren abzubrechen. Die Hinrichtung wird wie geplant am Samstag in einer Woche stattfinden. Er will sterben, Sam.«
    Markham sagte nichts.
    »Ich habe bereits alles arrangiert, damit Sie dabei sein können«, sagte Gates und reichte ihm ein braunes Pappkarton-Kuvert. »Hier ist eine Kopie seines letzten Briefs bei der Donovan-Akte mit drin. Ihre Schwiegereltern haben ihn versehentlich an das Büro in Tampa gefaxt.«
    Markham sah auf das mit einem Gummiband verschlossene Päckchen. Es fühlte sich schwer an. Kalt. Wie eine Steintafel.
    »Tut mir leid, wegen des zeitlichen Ablaufs«, sagte Gates. »Aber wenn ich irgendetwas tun kann, wissen Sie ja, wie Sie mich erreichen.«
    »Danke«, sagte Markham und ging an Bord des Flugzeugs.
    Allein in der Kabine betrachtete Markham den braunen Umschlag. Das laute Dröhnen der Turboprop-Motoren machte ihn nervös. Er horchte auf seinen Körper und machte sich seine Atmung und die Spannung in den Unterarmen und Zehen bewusst. Plötzlich ruckte die Maschine ein Stück vorwärts, und Markham befahl seinem Körper, sich in den Sitz zu schmiegen. Er spürte sofort, wie er sich entspannte, und als das Flugzeug den Steigflug begann, befand er, dass er nun in einer besseren Verfassung sei, die Situation objektiv zu analysieren.
    Das Datum für Stokes’ Hinrichtung stand seit fast zwei Monaten fest: ein undeutlicher Lichtpunkt am Horizont, dem Markham weder mit Freude noch mit Furcht entgegensah. Er hatte immer die Absicht gehabt, zur Unterstützung von Michelles Familie dabei zu sein, verspürte persönlich aber kein Verlangen, Elmer Stokes noch einmal wiederzusehen. Er hatte in seinen zehn Jahren beim FBI genug Tod gesehen, um zu wissen, dass er keinen Schlussstrich bedeutete.
    Zumindest nicht für ihn. Zumindest nicht so.
    Ehe er Michelle Markham umbrachte, war Elmer Stokes an der gesamten Ostküste als charmanter Sänger traditioneller Seemannslieder bekannt gewesen. Er war den Sommer über im Mystic Seaport aufgetreten, als er die hübsche, sechsundzwanzigjährige »Wissenschafts-Lady« und ihre Freunde Wasserproben im Hafen nehmen sah. In seinem Geständnis erzählte Stokes der Polizei, dass er ihnen zum Aquarium gefolgt sei, wo er in seinem Wagen auf Michelle wartete. Er sagte, er habe nur »ein Gefühl für sie bekommen« und sehen wollen, wo sie wohnte. Doch als er Michelle später am Abend das Aquarium allein verlassen sah, konnte der Mann, der sich »The Smiling Shanty Man« nannte, nicht widerstehen, sie an Ort und Stelle zu überfallen.
    Stokes erzählte, er habe eine Skimaske getragen, habe »das Miststück mit einer Waffe bedroht« und in

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