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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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hat.«
    »Sie meinen, der Mann auf dem Bild ist auch tot?«
    »Ja, Marla, und deshalb musst du mir helfen. Du musst mir sagen, was du über Jose weißt.«
    »Aber es ist ein Geheimnis, das nur wir zwei kennen dürfen. Papa und Diego würden Jose hassen, wenn sie es erfahren würden. Und wenn sie herausfinden, dass ich von Joses Geheimnis wusste und es ihnen nicht gesagt habe, werden sie mich auch hassen. Vielleicht töten sie mich sogar.«
    »Ich werde deinem Vater und deinem Bruder nicht erzählen, dass ich Joses Geheimnis von dir erfahren habe. Darauf gebe ich dir mein Wort, Marla.«
    Das Mädchen schwieg, immer noch nicht überzeugt.
    »Liebst du deinen Kater Paco?«, fragte Markham. Marla nickte. »Nun, sagen wir, jemand, der sehr gemein ist, läuft herum und tut Katzen wie deinem Paco etwas an. Und sagen wir, ich wüsste etwas, das Paco vor diesem Menschen retten könnte – ein Geheimnis vielleicht, das mir jemand erzählt hat. Etwas wirklich Wichtiges, und ich habe versprochen, es nicht zu sagen, aber es könnte Pacos Leben retten. Was denkst du, ist wichtiger: das Geheimnis oder Paco zu retten?«
    »Paco zu retten.«
    »Und genauso ist es bei Jose. Es gibt jetzt nichts mehr, was wir für Jose tun können, aber was du mir erzählst, könnte vielleicht andere junge Männer wie ihn retten; es könnte vielleicht verhindern, dass andere Schwestern wie du ihren Bruder verlieren und traurig sind. Und du musst dir keine Sorgen machen. Ich verspreche dir, dass dein Vater und Diego nicht erfahren, dass du es mir erzählt hast. Du brauchst keine Angst zu haben, dass du Schwierigkeiten bekommst, okay?«
    »Aber was ist mit Papa und Mama. Joses Geheimnis würde sie umbringen.«
    »Nein, Marla. Ich verspreche dir, das würde es nicht. Nichts kann schlimmer sein, als Jose zu verlieren. Und glaubst du nicht, sie würden verhindern wollen, dass andere Eltern ebenfalls ihre Söhne verlieren?«
    »Aber was ist mit Jose?«, fragte Marla mit Tränen in den Augen. »Was ist damit, was Papa und alle anderen von ihm denken würden? Jose hat mir erzählt, er hat eine Geschichte von einem anderen Jungen wie ihm gehört, dessen Familie so wütend wurde, dass er weggelaufen ist und sich dann mit dieser Pistole umgebracht hat, die er gefunden hat. Jose hat gesagt, wenn ich es verrate, würde er auch Selbstmord begehen müssen, und es wäre genauso, als hätte ich ihn selbst getötet.«
    »Aber Jose ist jetzt im Himmel, Marla. Und wenn man im Himmel ist, ist man glücklich, egal, was hier unten auf der Erde passiert, oder?«
    »Hm …«, sagte Marla und überlegte. »Wenn ich Ihnen Joses Geheimnis verrate, versprechen Sie mir dann, dass Sie das nächste Mal, wenn Sie Ihre Frau sehen, ihr sagen, sie soll Jose ausrichten, es war okay, weil Sie das gesagt haben. Und dass er nicht böse auf mich sein soll?«
    »Ich verspreche es«, sagte Markham. »Ich sage es ihr, gleich beim nächsten Mal, wenn ich sie sehe.«
    23
    Das Mädchen flüsterte Markham sein Geheimnis ins Ohr – und zündete so ein Feuer unter seinem Hintern; zwanzig Minuten später war er in der West Hargett Street. Er wartete nicht, bis er Mr. and Mrs. Rodriguez sprechen konnte. Schaap war gerade auf dem Rückweg von der Universität zum Außenbüro. Am wichtigsten für das FBI war, dass sie alles koordinierten, bevor die Medien Wind von Canning bekamen. Am wichtigsten für Markham war, dass er Marla Rodriguez’ Geheimnis bewahrte.
    »Bis zum Grab, Señorita «, sagte er, während er die West Hargett Street entlangfuhr.
    Er konnte sein Glück nicht fassen, konnte nicht glauben, dass ein elfjähriges Mädchen die bisher wichtigste Spur in dem Fall für sich behalten hatte. Doch gleichzeitig ergab alles einen Sinn: ihre Liebe zu ihrem Bruder, die Notwendigkeit, ihn vor dem Zorn der Familie zu beschützen. Dazu kam noch die mangelnde Aufmerksamkeit der Medien wegen des ursprünglichen Bandenaspekts. Es war fast, als wäre das Blatt von Anfang gegen Jose Rodriguez gemischt gewesen. Doch anstatt Frust oder Verärgerung über dessen kleine Schwester zu empfinden, weil sie sich nicht gemeldet hatte, liebte Markham sie sonderbarerweise dafür.
    Angel’s hatte sie gesagt. Angel’s.
    Markham parkte seinen SUV etwa eine Straße von dem Klub entfernt, den er sofort an den silbernen Kunststoffbannern erkannte, die wie Engelflügel senkrecht über die ganze Länge des Gebäudes hingen. Trotz der Umbauten sah er, dass der Klub aus zwei Läden bestand, deren Fronten schon früher

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