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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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die Bühne zur Garderobe. Der Raum roch penetrant nach Schweiß und schalem Haarspray und war vollgepackt mit Paillettenkleidern und toupierten Perücken auf Styroporköpfen. Angel holte einen alten Schuhkarton vom obersten Regalfach. Er enthielt hauptsächlich Make-up, dazu eine Tube Glitzer, ein paar billige Ohrringe sowie einen schmutzigen BH und ein Höschen. Rodriguez’ Perücke sei noch da, erklärte Angel, aber sein Kleid und andere Accessoires seien fort – wohl von anderen Künstlern »übernommen«. Nichtsdestoweniger versicherte er Markham, dass er versuchen werde, auch dieses Zeug aufzutreiben. Markham informierte ihn darüber, dass er die Kriminaltechniker wegen Rodriguez’ Sachen vorbeischicken müsse. Auch ein paar Männer des örtlichen FB I -Büros würden in Kürze auftauchen, fügte er an, versicherte dem Nachtklubbesitzer jedoch, sie würden versuchen, kein allzu großes Aufsehen zu erregen.
    Angel dankte ihm und schlüpfte durch den Schlitz im Vorhang, sodass Markham allein hinter der Bühne zurückblieb. Dort wartete er, bis er das Licht aus dem Theaterraum unter dem Vorhang durchscheinen sah. Dann trat er auf die Bühne hinaus. Angel winkte ihm zu und verschwand durch die Tür am anderen Ende des Saals.
    Das Starlight Theater war kaum als Theater zu bezeichnen, dachte Markham. Eine hohe Decke, schwarze Wände, nur rund ein Dutzend farbige Scheinwerfer strahlten auf die schmale, sechzig Zentimeter hohe Bühne hinunter. Ein elektrisches Klavier und eine Verstärkeranlage standen in der rechten Ecke, in der linken ein paar Tische und Stühle.
    Markham ging zum Rand der Bühne und blickte in den Zuschauerraum hinaus. Er zählte die Tische, die Bistrostühle und die Barhocker an der Rückseite des Theaters und schätzte, dass etwa hundert Leute hier Platz fanden. Er stieg von der Bühne herunter und schlenderte ziellos durch den Raum. Bald kam er zur Theke an der Rückwand und setzte sich auf einen der Barhocker.
    In diesem Moment entdeckte er zum ersten Mal das große, glitzernde Schild über der Bühne: ein Paar singender Lippen und ein Mikrofon in einer Gruppe von Sternen – und das alles in das Wort STARLIGHT geschmiegt, das die Form einer Mondsichel hatte.
    Eine Mondsichel und Sterne.
    »O mein Gott«, rief Markham aus. »Es liegt alles vor mir!«
    Das Herz schlug Markham bis zum Hals, als er aufblickte und eine Discokugel an der Decke sah. Im nächsten Moment war er von dem Barhocker gesprungen und ging direkt zu dem großen Scheinwerfer auf der rechten Seite der Theke, wo er ein Mischpult entdeckte. Er knipste die kleine Leselampe an – Reihen von Schiebereglern, die mit Gafferband beschriftet waren. Er überflog sie rasch, fand heraus, wie das Lichtmischpult funktionierte, und betätigte den mit Override/Finale beschrifteten Schalter.
    Schlagartig war das Theater in Dunkelheit getaucht, und auf dem Vorhang funkelten ausgeschnittene Sterne, ein Wirbel glitzernder Diamanten, der zunehmend schneller um die Wände des Theaters kreiste. Markham sah nach oben und fühlte sich sofort wie hypnotisiert von der sich drehenden Discokugel. Der Flashback eines Traums, er jagte in einem Raumschiff aus Feuer auf einen Planeten zu. Dann wurden das Universum und das Feuer plötzlich zu einer Menschenmenge, ein glitzerndes Theater applaudierender Silhouetten, Musik und Gelächter.
    Markham setzte sich an die Bar und starrte mit offenem Mund auf die Mondsichel über der Bühne.
    Er verstand endlich.
    24
    »Ich sage Ihnen, ich habe es gefunden«, rief Markham in sein Blackberry – ein Sattelschlepper, der ihn auf dem Interstate Highway überholte, machte die Verständigung schwierig.
    »Und Sie glauben nicht, es könnte nur ein Zufall sein?«, fragte Schaap am anderen Ende.
    »Nein. Die Mordstätten ahmen die Dynamik des Starlight Theaters selbst nach – die Lippen und das Mikrofon innerhalb der Sterne und der Mondsichel. Vlad reagiert wörtlich auf eine Botschaft am Himmel – vielleicht sogar auf eine Stimme, von der er glaubt, sie würde zu ihm sprechen.«
    »Dann glauben Sie also, das Theater ist der Ort, wo alles anfing?«, fragte Schaap.
    »Ja. Vielleicht hatte Vlad dort eine Art Erweckungserlebnis. Vielleicht war etwas an Rodriguez’ Darbietung der Zündfunke für ihn. Himmel, Vlad könnte selbst als Künstler im Angel’s auftreten, was weiß ich. Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt sagen kann, ist, dass Rodriguez wegen seiner Verbindung zu dem Halbmond in dem Transvestitentheater der Erste

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