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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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miteinander verbunden gewesen waren. Was ihm jedoch am deutlichsten auffiel, war die Ausrichtung des »toten« Raums – die Parkplätze, Gehsteige, engen Gassen zwischen den Gebäuden. Jede Menge Raum, um sich zu verstecken und zu beobachten.
    Angel’s nahm fast den gesamten Block ein. Es warb als »Nachtklub-Areal« für sich, und auf einer Markise über der Eingangstür stand:
    HIER SIND RALEIGHS BESTE TRANSVESTITEN ZU HAUSE
    Markham trat ein und entdeckte links an der Wand eine Karte mit farblich gekennzeichneten Bereichen: Bar, Dancefloor, Terrasse, Video-Bar, Billardsaal und Theater.
    Er ging zur Bar.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?«, fragte der Barkeeper. Er war kahl, muskulös und trug ein enges schwarzes T-Shirt. Markham überflog rasch den Raum – acht Gäste, alle männlich, zwei an der Bar, der Rest über die Tische verteilt. Die Hälfte mit Anzug, die andere Hälfte lässig gekleidet.
    »Ist der Geschäftsführer oder Besitzer in der Nähe?«, fragte er.
    »Sie kriegen beide zum Preis von einem, mein Freund«, sagte der Barkeeper und lächelte. »Ich bin Paul Angel und heiße Sie bei mir willkommen.«
    Markham zückte seinen Ausweis und stellte sich vor.
    »Verstehe«, sagte Angel nervös. »Vielleicht unterhalten wir uns lieber im Büro.« Er machte ein Zeichen über Markhams Schulter hinweg. »Übernimmst du, Karl?«, sagte er, und ein Mann stand von einem der Tische auf und ging hinter die Theke.
    Angel führte Markham nach hinten und über einen geschlossenen Innenhof. Wieder im Gebäude durchquerten sie rasch den Billardsaal und kamen in ein Büro am Ende eines engen Flurs. Markham hatte möglichst viel aufgenommen, aber was ihm am stärksten auffiel, war das scheußliche Neonschild am anderen Ende des Flurs:
    Starlight Theater
    »So«, sagte Paul Angel und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Was kann ich für Sie tun?«
    Markham schob ihm eine Kopie von Jose Rodriguez’ Foto im Highschool-Jahrbuch über den Tisch. »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte er.
    »Natürlich. Das ist Ricky Martinez.«
    »Ricky Martinez?«
    »Ja. Sie ist früher bei uns aufgetreten, allerdings nur für ein paar Monate. Nannte sich Leona Bonita. Die Startnummer bei unseren Shows am Mittwoch und Samstag. Ich hab sie allerdings eine Weile nicht gesehen. Hat ihr ganzes Zeug in der Garderobe gelassen und ist es nie abholen gekommen. Das passiert manchmal bei den jüngeren Mädchen. Hab versucht, sie anzurufen, aber die Nummer ist nicht mehr in Betrieb. Das Zeug ist ziemlich durchgeklaubt. Was noch übrig ist, liegt dahinten. Ist ihr etwas zugestoßen?«
    »Sein richtiger Name ist Jose Rodriguez«, sagte Markham. »Siebzehn Jahre alt. Wurde vor zwei Monaten ermordet aufgefunden.«
    »Du lieber Himmel«, stieß Angel hervor. »Was ist passiert?«
    »Mr. Rodriguez und ein Mann namens Alex Guerrera wurden durch Kopfschüsse getötet und später von der Polizei in der Nähe eines Friedhofs außerhalb der Stadt entdeckt. Ihre Leichen waren durch das Rektum auf Pfähle gesteckt und dann senkrecht aufgestellt worden.«
    Der Nachtklubbesitzer hielt erschrocken die Luft an, und Markham schob ihm Guerreras Foto über den Schreibtisch. Es war zwei Jahre alt, ein Polizeifoto, anlässlich einer Verurteilung wegen Kleindiebstahls in Texas aufgenommen. »Kennen Sie ihn?«
    Angel schüttelte den Kopf, legte das Foto beiseite und wandte sich wieder Rodriguez zu.
    »Sie war siebzehn, sagen Sie?«
    »Richtig.«
    »Himmel«, sagte Angel. »Ich habe sie selbst angestellt. Hab ihren Ausweis überprüft – da stand Ricardo Martinez, ich schwöre es. Sie sagte, sie würde studieren, wollte Modedesignerin werden und hat ihre Kostüme selbst geschneidert. Ich – wie kommt es, dass wir nichts davon erfahren haben?«
    »Zum einen wegen der Namensverwirrung; zum anderen aber auch, weil die Polizei die Einzelheiten zunächst vor der Presse geheim gehalten hat. Man glaubte, Rodriguez und Guerrera seien einer Abrechnung im Drogenmilieu zum Opfer gefallen. Ihr Tod, die Art ihrer Zurschaustellung ähnelte sehr dem, was in Südamerika vor sich geht. Folglich gab es das bewusste Bemühen der Strafverfolgungsbehörden, diesen Dingen nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu verschaffen.«
    »Aber Sie sagen, es ist zwei Monate her. Und da kommen Sie jetzt erst zu uns?«
    »Anscheinend wusste nur eine Handvoll Leute über Mr. Rodriguez’ Sexualität und sein Pseudonym Ricky Martinez Bescheid. Er hatte große Angst, dass seine Familie von seiner

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