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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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nächste Runde, Quinn?«
    Erst dachte Quinn, Renz hätte irgendwie Wind von ihm und Pearl bekommen und würde ihn auf den Arm nehmen, doch dann erkannte er, worum es gehen musste und blieb abrupt stehen. »Sind Sie sicher, dass es unser Kerl ist?«
    »Das herauszufinden ist Ihr Job, oder?«
    Eine Frau schlängelte sich um Quinn herum, wobei sie absichtlich seine Hüfte streifte, und warf ihm einen bösen Blick zu, weil er mitten auf dem Gehweg telefonierte.
    Leck mich, Lady. »Verschwenden Sie nicht meine Zeit, Harley.«
    »Zeit verschwenden? Die Hauptdarsteller in diesem kleinen Drama laufen uns bestimmt nicht davon. Ein Mann und seine Ehefrau, tot in ihrer West-Side-Wohnung.«
    »Sind Sie sicher, dass es seine Ehefrau ist?«
    »Was sind Sie, die Sittenpolizei?«
    »Harley …«
    »Okay, ich nehme es an«, seufzte Renz. Er gab Quinn die Adresse.
    Als sie aufgelegt hatten, rief er umgehend Pearl an und sagte ihr, wo er sich befand, dann rief er Fedderman an, der schon auf dem Weg von Queens in die Stadt war, um Pearl abzuholen. Der Morgen entwickelte sich rasant.
    Nachdem er das Handy in seine Tasche zurückgesteckt hatte, stellte Quinn sich in den Schatten unter der Markise eines Lederwarengeschäfts und wartete. Es gab keinen Grund, den Rest des Wegs bis zum Park zu gehen.
    Was schade war, dachte er; es war ein wunderschöner Tag hier draußen.
    Dieses Mal war Renz nicht schnell genug gewesen. Als Quinn, Pearl und Fedderman ankamen, standen schon ein halbes Dutzend Polizeiautos und ein Krankenwagen vor dem Wohnhaus der Opfer.
    Pearl parkte den Wagen einen halben Block weiter und sie gingen zu Fuß zurück.
    »Der Beamte an der Tür«, sagte Fedderman, »ich kenne ihn. Sein Name ist Mehan, und er wird mit mir reden, wenn ich ihn bitte.«
    »Dann bitte ihn«, sagte Quinn. »Pearl und ich gehen nach oben in die Wohnung und fangen schon mal an.«
    Mehan war einer dieser fleischigen, rothaarigen Menschen mit rosiger Haut, die so aussah, als würde er sofort einen Sonnenbrand kriegen, wenn er nur in die Nähe eines Strands kam. Er blickte ihnen entgegen und musterte sie, ohne sich zu bewegen – nicht neugierig, noch nicht einmal interessiert, einfach nur ein musternder Blick.
    Doch als er Fedderman sah, blitzte Wiedererkennen in seinen Augen auf. »Alles klar, Feds?«
    »Alles klar.« Fedderman trat einen Schritt zur Seite, damit Mehan Quinn und Pearl sehen konnte.
    Quinn zeigte seine neue Marke, um höflich zu sein, und Mehan nickte.
    Pearl folgte Quinn in die Lobby. Sie war beeindruckend mit ihrem Marmorboden, den Spiegeln und der Eichentäfelung, aber es roch leicht nach Ammoniak, so als ob der Boden gerade erst gewischt und desinfiziert worden wäre. Ein zweiter uniformierter Beamter hatte sich wie ein Soldat vor dem Aufzug postiert. Er blickte ihnen freundlich entgegen – wenn Quinn und Pearl es an Mehan vorbeigeschafft hatten, konnten sie ruhig weitergehen. Die Sicherheit funktionierte wie ein Akkordeon.
    »Apartment vierzehn B«, sagte er zu Quinn.
    Quinn dankte ihm.
    Der Beamte lächelte und nickte Pearl zu, während sie und Quinn auf den Aufzug warteten.
    Im vierzehnten Stock stand ein dritter uniformierter Beamter vor einer Wohnung, deren Tür so weit offen stand, als wollte sie zum Tag der offenen Tür einladen. Der Beamte, ein großer Kerl mit lockigen Haaren, der aussah wie ein Country-Sänger, erkannte Pearl.
    »Auf der Suche nach Ärger, Boxer?«
    »Pass lieber auf, dass ich nicht gleich bei dir anfange«, sagte Pearl, als sie und Quinn an ihm vorbei in die Wohnung gingen. Quinn war sich nicht ganz sicher, ob sie einen Witz machte oder nicht.
    Schöne Wohnung, dachte Pearl, als sie sich im Wohnzimmer umsah. Es war geräumig, hatte hohe Decken, die Möbel wirkten alle neu und die cremeweißen Wände waren frisch gestrichen. Ich muss unbedingt in meiner Wohnung weiterstreichen. DieVorhänge hatten ein Hellblau, das perfekt auf die dunkelblauen Polster des Sofas und der Sessel abgestimmt war. Die restlichen Möbel bestanden aus gebürstetem Stahl. Pearl hatte für modernes Design normalerweise nicht viel übrig, doch hier hätte sie durchaus leben können.
    Im Moment ging es aber darum, wer hier gestorben war.
    Nift, der napoleonische kleine Gerichtsmediziner, stand mitten im Wohnzimmer und ignorierte die Spurensicherer, die alles nach Fingerabdrücken absuchten. Wie immer war Nift schick gekleidet, dieses Mal in einem schwarzen Anzug mit Kreidestreifen, der Fedderman beschämen würde, wenn er nach oben

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