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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Morde.
    »Ich war im Esszimmer«, sagte Pearl leise. »Da steht eine Vase mit gelben Rosen. Sie sind frisch.«
    Quinn sah sie an.
    »Das ist der dritte Mord mit mindestens einer gelben Rose irgendwo in der Wohnung.«
    »Noch ein Muster, oder?«
    »Würde ich sagen. Und es ist natürlich möglich, dass Mary Navarre, das einzige Opfer ohne Rosen, vorher irgendwann welche erhalten und weggeworfen hat, weil sie verwelkt waren. Ich weiß, dass sie nicht im Mülleimer waren, aber vielleicht hat sie sie durch den Abwurfschacht direkt in die Müllverbrennungsanlage unten geworfen.«
    Fedderman betrat das Zimmer und gesellte sich zu ihnen.
    »Lasst uns gehen«, sagte Quinn in geschäftsmäßigem Ton.
    »Wohin?«, fragte Fedderman.
    »Es ist zehn Uhr. Frist und Jefferson sind unten und befragen den Portier, der sicherlich zum Zeitpunkt der Morde geschlafen hat und nichts weiß. Ihr zwei fangt mit den Nachbarn an. Wenn Frist und Jefferson damit fertig sind, draußen herumzuschnüffeln, haben wir schon ein paar Wohnungen Vorsprung.«
    »Klingt gut«, meinte Pearl.
    Die drei gingen in Richtung Tür. Nift hatte gerade sein Telefonat beendet und stand dort.
    Pearl hielt vor ihm an. »Leonard oder Robinson?«, fragte sie.
    Nift starrte sie an. »Was?«
    »Sie haben mich Sugar Ray genannt. Welcher Sugar Ray?«
    »Oh, ich weiß nicht. Wen zum Teufel interessiert’s? Ich kenn nur Sugar Ray Leonard.«
    »Ich bin Robinson«, sagte Pearl und zog so heftig an seiner Krawatte, dass seine Krawattennadel sich löste und über den Teppich hüpfte. »Finden Sie sie oder Sie gehören zu den Verdächtigen.«
    Sie war zur Tür hinaus, bevor Nift sich so weit von seiner Überraschung und Wut erholt hatte, um zum Gegenschlag auszuholen.
    *
    Anna Caruso stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Gebäudes, in dem Quinn und seine Detectives verschwunden waren. Sie fiel nicht auf, denn sie war nur eine von vielen in der Gruppe von Schaulustigen, die schrumpfte und wuchs, wenn Passanten dazustießen oder sie wieder verließen.
    Es gab nicht wirklich viel zu sehen außer den Polizeiautos und dem Rettungswagen, die vor dem Haus parkten. Anna wusste, dass die Leute darauf warteten, ob jemand aus dem Haus gerollt und in den Rettungswagen geschoben wurde, entweder tot oder lebendig. So waren die Leute nun mal. Da der Rettungswagen schon eine ganze Weile dastand und es offensichtlich keinen Grund zur Eile gab, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand in dem Gebäude tot war. Anna hatte gehört, wie einige der anderen Gaffer spekulierten, dass es sich um einen weiteren Mord des Night Prowlers handeln könnte.
    Anna zog sich ein wenig zurück, um weniger aufzufallen, als ihr Interesse größer wurde. Die beiden Kerle in Anzügen, die auch zur Polizei gehören mussten, waren verschwunden, nachdem sie mit dem Portier gesprochen hatten. Jetzt kam Quinn aus dem Gebäude.
    Auch er ging hinüber, um mit dem Portier zu sprechen, der sich für einen Moment entschuldigte, um einem der Hausbewohner die Tür aufzuhalten. Der Portier wirkte etwas verärgert, als ob der Mord ihn bei seiner Arbeit störte. Schließlich gab es Türen, die aufgehalten, Pakete, die angenommen, und Taxis, die angehalten werden mussten.
    Nach ungefähr fünf Minuten verließ Quinn den gestressten Portier und ging in Richtung Hausecke.
    Anna folgte, indem sie sich ein wenig zurückfallen ließ und auf der anderen Straßenseite blieb, so wie sie es im Kino und Fernsehen gesehen hatte. Jemanden zu beschatten war wirklich nicht so schwierig. Für Anna war es zur Obsession geworden.
    Wie wäre es, wenn ich ein Cop wäre, anstatt Musik zu machen?
    An der Kreuzung hielt ein Taxi neben einem Hydranten, und eine mit Einkaufstüten beladene Frau kämpfte sich vom Rücksitz hoch.
    Quinn ging schneller und hob eine der Plastiktüten auf, die der Frau hinuntergefallen war. Dann wechselte er ein paar Worte mit ihr, bevor er das Taxi übernahm. Anna konnte sein Profil ganz deutlich sehen, als er sich auf dem Rücksitz des Taxis nach vorn beugte, um dem Fahrer sein Ziel zu nennen.
    Sie beschloss, dass sie nicht versuchen würde, ihm zu folgen. Bis sie selbst ein Taxi gefunden hätte, wäre Quinn schon längst über alle Berge. Die »Folgen Sie diesem Taxi«-Methode schien nur in der Fiktion zu funktionieren.
    Sie stand da, gelähmt vor Wut, und sah zu, wie das Taxi verschwand. Normalerweise nahm sie den Bus oder die U-Bahn. Quinn konnte sich zurzeit ein Taxi leisten, mit dem Geld, das die Stadt

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