Opferschrei
Weg nach draußen wieder einzuhängen. Wenn Sie mir einen Kleiderbügel aus Draht geben, kann ich es Ihnen zeigen.«
Claires hübsches Gesicht wurde blass, als ihr klar wurde, was das bedeutete. »Sie meinen, dass er hier drin gewesen sein könnte, während ich geschlafen habe?«
»Ja, wir glauben, dass das seine Methode ist.«
»Okay, das war eine dumme Frage. Ich lese Zeitung und schaue Nachrichten. Noch eine dumme Frage: Glauben Sie, er hatte genug Zeit, um in das Gebäude zurückzukehren, nachdem Sie weggefahren sind?«
Pearl wusste, was sie meinte: Könnte es sein, das er jetzt gerade in der Wohnung ist? »Die Frage ist überhaupt nicht dumm, Claire. Ich glaube nicht, dass er die Chance dazu hatte, aber wir können nachsehen, damit Sie beruhigt sind.« Pearl zog ihre Waffe aus dem Gürtelholster, auch wenn sie überzeugt war, dass es nicht nötig war. Manchmal musste man eben eine Show abziehen. Claire war eine Steuerzahlerin und nicht dumm; wenn sie jemanden hier drin fanden, dann wollte sie, dass ihre Beschützer bereit waren, zu reagieren und sie vor Verletzungen oder dem Tod zu bewahren. »Kann ich mich in der Wohnung umsehen?«
Claire erschauerte. »Kann ich mitkommen?«
Natürlich . Pearl lächelte. Sie machte ein paar Schritte zur Seite, um sicherzugehen, dass niemand hinter der Sofalehne kauerte, dann ging sie zu dem Wandschrank neben der Wohnungstür und öffnete ihn.
Nur ein paar Jacken und leere Plastikbügel. Und auf dem Regalbrett ein paar Schuhschachteln und ein Regenschirm.
Pearl setzte ihren Rundgang durch die Wohnung fort. Dicht gefolgt von Claire, ging sie den kurzen Flur zur Küche hinunter. Sie tastete um die Ecke und schaltete das Licht ein.
Kein Night Prowler.
Sie checkte das Badezimmer, ohne das Licht einzuschalten, dann ging sie in das hell erleuchtete Schlafzimmer. Claire sah zu, während Pearl die Schränke und das kleine Badezimmer, das vom Schlafzimmer abging, überprüfte, bevor sie unter dem Bett nachsah.
Pearl richtete sich auf und lächelte. »Wir sind alleine. Außer es gibt noch einen Raum.«
»Das Kinderzimmer«, sagte Claire. »Das zukünftige Kinderzimmer.«
Claire war wieder mutiger geworden und führte Pearl durch den Flur zu einer geschlossenen Tür. Sie drehte am Knauf und stieß die Tür auf. Dann trat sie zur Seite, damit Pearl zuerst hineingehen konnte.
Aus dem Flur fiel genug Licht in den Raum, trotzdem schaltete Pearl die Deckenlampe ein.
Niemand da.
Tolles Zimmer! Pearl bemerkte, dass die Sterne, die vorher an der Decke gefunkelt hatten, im helleren Licht nicht mehr zu sehen waren. An eine der Wände war ein weißer Lattenzaun gemalt, hinter dem bunte Blumen hervorlugten. Eine weiße Wiege. Ein kleines Sofa, auf dem Stofftiere aufgereiht waren. Der Raum war bereit für das Baby.
»Die Sterne werden sichtbar, wenn man das Licht ausschaltet?«, fragte Pearl.
»Jedes Mal. Genau wie draußen.« Claire entspannte sich jetzt. Welche Bedrohung diese Nacht auch immer gebracht hatte, sie war vorüber. »Mein Mann Jubal glaubt, dass sie – oder er – bestimmt mal Astronomie studiert.«
»Ich werfe noch einen Blick in den Schrank, dann sind wir durch«, sagte Claire.
Es klopfte an der Wohnungstür, und Claire zuckte zusammen. »Verdammt! Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so nervös bin.«
»Es ist besser, nervös zu sein«, versicherte ihr Pearl. »Das ist wohl mein Boss.«
»Detective Quinn?«
»Ja.«
»Er sieht ziemlich taff aus, aber er scheint nett zu sein.«
»Ja. Einen Moment. Ich schaue noch schnell in den Schrank, dann lassen wir ihn rein.«
Pearl ging zum Schrank und öffnete die Tür.
Leer. Noch nicht mal Kleiderbügel.
»Wir müssen erst das Geschlecht wissen, bevor wir Babykleider kaufen«, erklärte Claire.
»Kann man das nicht schon vorher herausfinden?«
»Wir wollen uns lieber überraschen lassen.«
Es klopfte wieder an der Tür.
Pearl schob ihre 9-Millimeter zurück in den Holster und ging voran zur Tür, um Quinn hereinzulassen.
Er sah zerknittert und müde aus. Er begrüßte Claire und lächelte ihr beruhigend zu. Dann wandte er sich an Pearl.
»Irgendwelche Anzeichen, dass er hier drin gewesen ist?«
»Nein. Wir haben gerade unseren Rundgang beendet.«
Mit einem Nicken deutete er an, dass er sie gehört hatte, während er sich beiläufig umschaute.
»Ich habe keinen Zweifel daran, dass alles in Ordnung ist«, sagte er zu Claire, die ihm zusammen mit Pearl folgte. Er ging langsam den Flur hinunter, warf einen
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