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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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man konnte es versuchen, und so brummte das Laufband weiter, während Annas Turnschuhe ihren müden, unbarmherzigen Rhythmus auf sein gnadenloses Gummiband hämmerten.
    Während sie nirgendwohin lief, dachte sie an Quinn.
    Sie dachte an ihren Revolver.
    Schließlich drückte sie auf die Stopptaste und das Laufband wurde langsamer, bis es ganz anhielt. Sie lehnte sich nach vorn, beide Hände auf den Metallhandläufen, den Kopf gebeugt, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Sie stellte fest, dass sie das Laufen im wahrsten Sinne des Wortes nirgendwohin führte.
    Sie dachte an ihren Revolver.

64
    Jubal und Dalia duschten zusammen, um sich abzukühlen und zu entspannen, doch endete das damit, dass sie noch einmal Sex in der gefliesten Duschkabine ihres Chicagoer Hotelzimmers hatten.
    Als sie schließlich eingeseift, befriedigt, abgespült und abgetrocknet waren, merkten sie, dass es noch ein anderes atavistisches Bedürfnis gab, das es zu befriedigen galt: ihren Hunger. Jubal rief an der Rezeption an und bestellte einen Mitternachtssnack, bestehend aus Club-Sandwiches und Pommes, einem Bier für ihn und einem Eistee für Dalia, die um ihr Gewicht besorgt war.
    Als sie sich angezogen hatten, war das Essen schon da. Der Hotelpage hatte alles auf dem Tisch am Fenster angerichtet, von dem aus man eine gute Sicht über die Chicagoer Innenstadt hatte. Jubal gab ihm Trinkgeld und ignorierte den Seitenblick, den er auf Dalia warf, von der eine Art Strahlen ausging.
    Da es vor dem Fenster nicht viel zu sehen gab, solange das Licht an war, und sie nicht unbedingt wollten, dass jemand zu ihnen hereinsah, zog Dalia die Vorhänge zu, bevor sie sich an den Tisch setzten.
    »Ein paar Minuten bevor du gekommen bist, hat Claire noch einmal auf meinem Handy angerufen«, sagte Jubal und nahm einen großen Bissen von seinem Sandwich. Viel Mayonnaise. Gut!
    Dalia schaute ein wenig überrascht. Normalerweise fing er beim Essen nicht an, von seiner Frau zu reden. Sie blickte ihn einfach an, rührte langsam in ihrem Tee und wartete, bis er fertiggekaut hatte und weiterreden konnte.
    »Sie veranstaltet einen ziemlichen Wirbel in New York. Hat die Cops gerufen. Aus irgendeinem Grund glaubt sie, dass der Night Prowler hinter ihr her wäre.«
    Für einen Moment schaute Dalia völlig verständnislos. »Der Serienmörder, der jede Frau in New York vor Angst in die Hose machen lässt?« Es war eine rhetorische Frage. »Wie kommt sie darauf?«
    »In der Wohnung sind ein paar Dinge aufgetaucht, für die sie keine Erklärung hat – wahrscheinlich, weil sie sich einfach nicht erinnern kann. Dieser Night-Prowler-Typ hinterlässt seinen zukünftigen Opfern anonyme Geschenke, bevor er sie umbringt, als ob er ihnen den Hof machen würde oder so.«
    »Hast du eine Erklärung für die Geschenke?«
    »Nur dass Claires Hormone verrücktspielen wegen der Schwangerschaft. Sie ist völlig neben der Spur.«
    Dalia, die noch nie schwanger gewesen war, ließ es sich durch den Kopf gehen, kam aber zu keinem Schluss.
    »Sie sagt, als die Cops dagewesen sind, hat sie in dem Zimmer, das sie für das Baby hergerichtet hat, einen Teddybären gefunden, der vorher nicht dagewesen war. Sie sagt, sie hat vier gekauft, und jetzt sind da fünf. Und der neue Bär hielt eine gelbe Rose in der Pfote.«
    »Hat das was zu bedeuten?«
    »Laut den Nachrichten hinterlässt der Night Prowler seinen zukünftigen Opfern gern gelbe Rosen.«
    Dalia wählte sorgfältig ein paar Pommes aus und legte sie auf ihren Sandwichteller. Den Rest schob sie weit genug weg, um nicht in Versuchung zu kommen. Sie nahm einen Schluck Eistee und lehnte sich zurück. »Hört sich gruselig an.«
    »Klar. Aber wahrscheinlich bildet sie es sich nur ein. Anders kann ich es mir nicht erklären.«
    »Und sie will, dass du heimkommst, damit sie sich sicherer fühlt?«
    »Nein, sie hat gesagt, ich soll hierbleiben und meine Arbeit machen. Sie hat gesagt, die Cops passen auf sie auf.«
    Dalia sah ihn forschend an. »Machst du dir Sorgen um sie?«
    »Natürlich. Ich will nicht, dass irgendein verrückter Killer sie aufschlitzt.«
    »Ich meine, machst du dir wirklich Sorgen?«
    Fangfrage. Jubal wünschte sich jetzt, er hätte Claires Anruf nie erwähnt. Frauen waren … Frauen. Sei vorsichtig …
    »Nicht wirklich«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ihr wirklich was passieren könnte.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«
    »Ich kenne Claire. Und ich weiß, wie sie ist, seit sie schwanger ist. Ihre Fantasie kann

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