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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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ignorieren können. Sie passt ins Muster. Und bevor ihr was sagt: Ich weiß, dass das eine Menge Frauen tun. Und viele Ehemänner in dieser Stadt haben einen kranken Sinn für Humor und hinterlassen ihren Frauen anonyme Geschenke, nur weil es ihnen Spaß macht, sie zu erschrecken.«
    »Sehr witzig«, sagte Pearl. »Und wir müssen es ausbaden.«
    »Wir werden uns ihre Wohnung ansehen, Claire ein paar Anweisungen geben und das Gebäude von heute an nachts observieren lassen. Wir werden in Schichten arbeiten, sodass wir alle zumindest ein wenig Schlaf abbekommen.«
    »Wir werden nichts anderes tun als darauf zu warten, dass Egan seinen Hammer auf uns niederfahren lässt«, meinte Fedderman.
    Quinn dachte, dass er wahrscheinlich recht hatte, aber er wusste nicht, was sie sonst tun sollten. Und um ehrlich zu sein, hatte er nichts dagegen, ihre Bemühungen auf Claire Briggs zu konzentrieren. Irgendetwas würde bald geschehen; das wussten sowohl sein Kopf als auch sein Bauch. Seine fast dreißigjährige Erfahrung als Cop sagte ihm, dass bald etwas geschehen würde. Und vielleicht war Claire Briggs der Grund dafür. Vielleicht hatte Fedderman recht und Claire benutzte ihr schauspielerisches Können, um sie für sich einzunehmen, aber Quinn war sich sicher, dass sie in einer Hinsicht nicht spielte: Ihre Angst war echt.
    Also würden sie mit ihrer Observierung beginnen und warten. Und vielleicht würde sich Quinns Bauchgefühl wieder einmal als richtig erweisen.
    Und wenn nicht …
    Quinn hatte nicht genug Zeit, um sich den Kopf über diese Möglichkeit zu zerbrechen.
    Pearl war mit dem halbvollen Kaffeebecher aus Styropor in der Hand eingeschlafen. Sie saß hinter dem Lenkrad des Dienstwagens, der einen halben Block von Claires Wohnhaus entfernt am Straßenrand geparkt war. Die Fenster waren unten und die schwüle, drückende Nacht hatte sich im Inneren des Wagens breitgemacht und auf Glas und Metall einen Film aus Kondenswasser zurückgelassen. Das und der bittere Geschmack von zu viel Kaffee hatten Pearl in schlechte Laune versetzt.
    Sie fuhr aus dem Schlaf hoch und fluchte, als sie merkte, dass sie den Kaffeebecher schräg gehalten und sich Kaffee über den Schenkel geschüttet hatte. Vor lauter Schreck ließ sie den jetzt leeren Kaffeebecher auf den Boden zwischen ihren Beinen fallen ließ.
    Observierungen . Sie hatte sie noch nie gemocht. Sie leckte sich über die Lippen, die sich klebrig anfühlten. Sie war froh, dass sie ihren eigenen Atem nicht riechen konnte. Observierungen .
    Die Briggs wohnten in einer Eckwohnung ziemlich weit oben, und Pearl hatte so geparkt, dass sie die Fenster sehen konnte. Wie sie ihr gesagt hatten, hatte Claire die Rollos an den Fenstern, die zur Straße hinaus gingen, oben gelassen. Wenn in der Küche oder sonst irgendwo Licht angehen würde, selbst ein ganz schwaches, würde Pearl es sehen. So spät, wie es war, brannte nur in vier Wohnungen Licht, alle anderen waren dunkel. Pearl warf einen Blick auf die Uhr – siebzehn Minuten nach drei.
    Sie war ein wenig erleichtert; sie hatte nur zehn Minuten geschlafen.
    Aber es sah eh nicht danach aus, dass etwas passieren würde. Claire Briggs’ Geschichte war nur wenig glaubhafter als die der vielen anderen Anruferinnen, die sich in letzter Zeit bei der Polizei gemeldet hatten. Aus irgendeinem Grund war es immer derselbe Typ Frau, den ein solcher Mörder auf den Plan rief. Oft war es wohl die Einsamkeit, die die Frauen dazu trieb, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und der Person am anderen Ende der Leitung irgendeine Geschichte zu erzählen, um Interesse zu wecken und Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Einsamkeit konnte alleinstehende Frauen zu allem Möglichen treiben.
    Es ist, als ob wir …
    Pearl richtete sich auf, als sie sah, wie sich eine der Eingangstüren des Gebäudes öffnete und ein Mann herauskam. Er blieb kurz stehen und schaute sich um, dann rückte er seine Kappe zurecht. Er zog sie tief in die Stirn, als ob er befürchtete, der Wind könne sie davon blasen, obwohl die Nacht völlig windstill war.
    Sie beobachtete, wie der dunkel gekleidete Mann den verlassenen Bürgersteig entlangging, in die entgegengesetzte Richtung von dort, wo ihr Wagen geparkt stand. Vielleicht, sagte sie sich, war er ein Hausbewohner. Oder ein nächtlicher Pokerspieler. Jemand, der nicht schlafen konnte und einen Spaziergang machte. Jemand mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten, auch wenn das eher unwahrscheinlich war.
    Aber immerhin war sie hier und

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