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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Brustbereich und im Schambereich.«
    »Passt zu unserem Kerl«, sagte Pearl. »Der Fokus liegt auf der Frau.«
    »Der Mann hat etwas in der Hand, das wie eine Ananas aussieht. Keine echte. Gips oder Metall. Als ob er sie als Waffe benutzen wollte. Es sehe aber weder Blut noch Haare darauf.«
    »Wie schade.«
    Quinn drehte seinen Körper so, dass er einen Blick auf den Tisch werfen konnte. Er bewegte seine Füße so wenig wie möglich, um nicht in das Blut auf dem Boden zu treten. »Schau in den Kühlschrank.« Seine eigenen Worte schienen ihm unpassend, als ob er das Hausfrauchen bitten würde zu überprüfen, ob noch genug kaltes Bier da war.
    Pearl öffnete die Kühlschranktür. »Gut gefüllt, und da ist eine Senftube und ein Glas mit Essiggurken, die aussehen wie die auf dem Sandwich.« Sie zog eine geräumige Plastikschublade heraus, auf der stand, dass sie für Fleisch bestimmt war. Darin lag eine Packung, die den Rest des Pastramis enthielt. »Das Fleisch ist hier.«
    »Das heißt, unser Mörder hat sich ein Sandwich gemacht, dann das Fleisch und die anderen Zutaten weggeräumt und sich zum Essen an den Tisch gesetzt.«
    »Als ob er nicht wollte, das etwas verdirbt.« Pearl lief es kalt den Rücken hinunter. »Vielleicht hatte er vor, in einer anderen Nacht wiederzukommen, um sich einen Nachschlag zu holen.«
    »Oder er hat einen Ordnungszwang.«
    »Was er hier angerichtet hat, hat wenig mit Ordnung zu tun.«
    »Was ist mit der Milch?«, fragte Quinn.
    »Sie ist warm. Und es gibt kein Glas. Er hat direkt aus dem Karton getrunken. Als ob er sich hier heimisch gefühlt hätte. Auf jeden Fall hat er schlechte Manieren.«
    »Wir sollten eine Menge DNA finden«, sagte Quinn. »Speichel am Milchkarton und auf dem Sandwich.«
    »Vielleicht sogar Zahnabdrücke.«
    »Das alles wäre sehr hilfreich, wenn wir Proben hätten, mit denen wir sie abgleichen könnten.«
    »Werden wir irgendwann haben«, sagte Pearl. »Und wir werden sie benutzen, um dieses Arschloch an die Wand zu nageln.«
    Quinn warf ihr einen Blick zu und lächelte leicht. Ihre Leidenschaft überraschte ihn inzwischen nicht mehr. Ob sie wohl genetisch bedingt ist?
    »Was, wenn eines der Opfer das Sandwich gegessen hat?«, fragte Pearl.
    »Gute Frage. Der Gerichtmediziner kann sie uns später beantworten. Aber ich denke, er kann uns nicht mit dem weiterhelfen, was Mary versucht hat, an die Wand zu schreiben.«
    »Was?«
    »Komm hierher«, sagte Quinn, »dann zeig ich’s dir.«
    Pearl folgte ihm zu Mary Navarres Leiche, und beide bückten sich, um besser sehen zu können, was sie angefangen hatte, mit ihrem eigenen Blut an die Wand zu schreiben.
    »Sieht aus wie ein Dach«, sagte Pearl.
    »Machst du Witze?« Feddermans Stimme. Er war in die Wohnung gekommen und hatte sich hinter sie gestellt. »Ich sehe weder Dachziegel noch einen Schornstein.«
    »Sie meint, dass es aussieht wie ein A ohne Querbalken.«
    »Ah«, machte Fedderman. »Dann hat das Opfer vielleicht angefangen, ein A zu schreiben, bevor es starb. Oder es ist der erste Teil eines M .«
    »Sieht so aus, als wäre sie als Zweites gestorben«, sagte Quinn. »Wie Marcy Graham. Lediglich ein oder zwei Stiche, um den Ehemann ins Jenseits zu befördern – das kann ich aber nicht sicher sagen, ohne die Leiche zu bewegen –, und dann hat unser Mörder seinen ganzen Frust an der Frau ausgelassen.«
    »Er hasst also Frauen«, sagte Fedderman.
    Pearl warf ihm einen Blick zu. »Tun sie das nicht alle? Genau aus dem Grund töten diese Drecksäcke doch.«
    Sie verließ die Küche und ging ins Schlafzimmer. Es wirkte gemütlich und war geschmackvoll und teuer eingerichtet. Ganz im Gegensatz zu meinem Schlafzimmer. Das Bett war nicht gemacht, die Daunendecke und eine Wolldecke lagen zusammengefaltet auf einem Stuhl. Die beiden Opfer hatten anscheinend nur ein dünnes Leintuch zum Schlafen benutzt. Dieses lag achtlos zusammengeknüllt am Fußende des Bettes, so als ob sie in Eile aus dem Bett aufgestanden wären. Vielleicht hat einer von ihnen ein Geräusch gehört. Auf dem Fensterbrett waren einige Bücher aufgereiht – Krimis und Biografien, darunter einige aktuelle Bestseller. Auf der linken Seite der Buchreihe stand eine goldbemalte Ananas, auf der rechten Seite war nichts. Hier hatte der Ehemann seine Waffe gefunden, dachte Pearl. Es schien, als wäre eines oder beide der Opfer aufgewacht und hätte sich vor etwas gefürchtet. Der tapfere Ehemann hatte sich etwas ausreichend Schweres als Waffe geschnappt,

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