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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Quinn hatte das Gesetz gebrochen, oder nicht? Mit diesem jungen Mädchen, diesem schönen Kind, dessen Haut die Farbe von …
    Aber er hatte lediglich Fotos des Kindes gesehen. Anna irgendwas.
    Taschentuch zur Nase. Einatmen, einatmen …
    Wie konnte Quinn so etwas tun? Wo blieben Ehre, Liebe und Ehrlichkeit? Er war doch ein Cop! Wie konnte er das Mädchen verraten? Sie hatte ihn nicht verraten. Sie hatte nicht die Gelegenheit dazu gehabt.
    Der Quinn von gestern.
    Der Quinn von heute, der Quinn mit der zweiten Chance, war ein mechanischer, zielstrebiger Jäger, ein schonungsloser Agent eines Gottes, der wie Judas war. Der Gott des Mädchens, das er vergewaltigt hatte. Der graue Gott des Night Prowlers.
    Taschentuch zur Nase …
    Ja, Quinn war ein gefährlicher Mann, und das war eine Tatsache, die so rot war wie Blut.
    Quinn war ein Jäger, der seiner Beute so lange nachstellte, bis er selbst zu seiner Beute wurde, sodass es kein Entkommen gab. Am Ende waren sie immer eins, Jäger und Opfer, beide reduziert auf den Tod des anderen.
    Das durfte nicht passieren. Nicht mir. Uns …
    Der Schlaf übermannte ihn, eine Droge, die jeden Muskel entspannte, angenehm und vertraut, willkommen wie der Tod, der dem Schmerz ein Ende setzte.
    Mary, Mary …
    Er durfte nicht. Durfte nicht …
    Feinde!

33
    Renz hatte ganze Arbeit geleistet. Es hatte zwanzig Minuten gedauert, bis Egans Truppen – die Spurensicherer und Detectives vom Revier – in der Wohnung von Donald Baines und Mary Navarre aufgetaucht waren. Nach ihrer Ankunft fingen die Informationen, zu denen Quinn und sein Team keinen Zugang hatten, innerhalb des NYPD an zu fließen. Am Abend rief Renz Quinn an, um ihn auf den neusten Stand zu bringen, während Quinn auf Pearl und Fedderman wartete.
    »Der Ehemann wurde durch einen einzigen Messerstich ins Herz getötet. Mary Navarre weist sechzehn Stichwunden auf. Sie starb wahrscheinlich durch einen Stich ins Herz, aber einige der anderen Wunden hätten früher oder später auch zum Tod geführt.«
    »Wie lange hat es gedauert, bis sie tot war?«, fragte Quinn und dachte an die Blutspur auf dem Boden, die Mary auf ihrem Weg zur Wand hinterlassen hatte, wo sie angefangen hatte, eine nicht zu entziffernde Nachricht an die Wand zu schreiben, bevor sie vom Tod unterbrochen wurde.
    »Der Gerichtsmediziner meint, es ist schwer zu sagen, aber nach dem Stich ins Herz nicht länger als eine Minute. Die Blutspritzer deuten darauf hin, dass einige der anderen Wunden sie vorher schon stark geschwächt hatten.«
    »Wie sieht es mit Fingerabdrücken oder DNA aus?«
    »Natürlich keine Fingerabdrücke. Unser Mann zieht Handschuhe vor. Wir konnten ein paar DNA -Proben vom Milchkarton und dem angebissenen Sandwich nehmen. Und wir untersuchen immer noch das Blut am Tatort, um sicherzugehen, dass nichts davon vom Mörder stammt.« Renz hielt inne. Quinn konnte hören, wie er rhythmische kleine Pustlaute in den Hörer machte, eine nervöse Angewohnheit, als ob er halbherzig versuchen würde zu pfeifen. »Wie deuten sie es, Quinn?«
    »Das blutige Zeichen, das Mary an der Wand hinterlassen hat?«
    »Nein, nein, das hat nichts zu bedeuten. Ich meine, wie deuten sie die Situation in der Wohnung?«
    »Etwas hat die Opfer aufgeweckt, und sie sind dem Geräusch nachgegangen, Donald voran. Sie haben den Mörder dabei ertappt, wie er ein Sandwich gegessen und Milch aus dem Karton getrunken hat. Er musste sie töten.«
    »Wirklich? Ich bin auch schon dabei erwischt worden, wie ich Milch aus dem Karton getrunken habe.«
    »Davon hab ich gehört.«
    »Der Mann hatte eine schwere Buchstütze in der Hand und war bereit zu handeln.«
    »Der Mörder war auf sie vorbereitet. Als hätte er auf sie gewartet.«
    »Wie meinen Sie das, auf sie gewartet?«
    »Er kannte das Risiko und wusste, dass sie aufwachen könnten. Er muss es gewusst haben.«
    »Sie meinen, er wollte , dass sie aufwachen?«
    »Vielleicht nicht letzte Nacht, aber früher oder später. Vielleicht wurde er immer unvorsichtiger und erhöhte das Risiko.«
    »Um ehrlich zu sein, Quinn, kann ich Ihnen nicht ganz folgen, aber Sie sind der Experte, wenn es darum geht, wie diese Irren denken.«
    »Dafür muss man wirklich kein Hellseher sein, Harley. Immerhin hat er ein Sandwich verspeist, während er Handschuhe getragen hat, und er muss das Messer in der Nähe gehabt haben, damit er es schnell zur Hand hatte. Es sieht nicht so aus, als hätte Donald die Gelegenheit gehabt, seine Ananas zu

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