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Opferschuld

Opferschuld

Titel: Opferschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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also den Dienstquittiert. Dann wäre sie frei gewesen, dich zu heiraten, wenn du sie darum gebeten hättest. Hast du ihr das versprochen? Aber du hast sie nicht geheiratet. Sie war ein noch größeres Schaf als Jeanie Long.
    Mantel brachte sie zum Auto und stand fröstelnd daneben, während Ashworth seine Taschen nach dem Schlüssel abklopfte.
    «Eins noch», sagte Mantel.
    «Ja?»
    «Der Mann von Emma. Der, der sich Bennett nennt. Der Lotse auf dem Fluss.»
    «Was ist mit ihm?»
    «Ich habe ihn vorgestern Abend wiedererkannt. Er hat es nicht gemerkt. Sie sollten ihn mal überprüfen lassen. Als ich ihm das erste Mal begegnet bin, hieß er noch anders.»
    «Wie hieß er denn da?»
    Er zuckte die Schultern, und Vera wusste nicht, ob er sich nicht erinnerte oder ob er der Meinung war, er hätte genug gesagt.
    Bevor sie ihn noch etwas fragen konnte, drehte er sich um und ging schnell zurück zum Haus.

Kapitel siebenundzwanzig
    Vera war in dem tiefen Lehnsessel gestrandet. Er war zu niedrig, als dass sie noch mit einer gewissen Würde daraus hätte aufstehen können. Sie aß das letzte Pommes frites, leckte ihren Finger an und pickte die restlichen Krümel Panade auf, dann knüllte sie das fettige Papier zusammen und warf es mit gestrecktem Arm in Richtung des Abfalleimers,der in der Ecke stand. Dan Greenwood hob es vom Fußboden auf. Sie waren in der Alten Schmiede, in der Kammer neben seinem Büro. Nur sie und Greenwood. Ashworth hatte sie zu der Abendschule geschickt, wo Emma gearbeitet hatte, um mit Nicholas Lineham zu sprechen, der als Junge vielleicht mit Abigail Mantel geschlafen hatte. So viele Verbindungen, dachte sie. Alle Leute spazieren in den Leben aller anderen ein und aus. Sie fühlte, wie ihre Augen glasig wurden, als sie sich die Muster, die Verbindungslinien vorstellte. Die Lider wurden ihr schwer. In ihrem Alter brauchte man nachmittags ein Nickerchen.
    «Ist der Kaffee so weit?», fragte sie. Manchen Versuchungen durfte man einfach nicht nachgeben.
    Er zeigte mit dem Kinn auf das Tablett, das auf der umgedrehten Kiste neben ihm stand.
    «Da hilft er mir nicht weiter.»
    Er hob den Kaffeebecher hoch und hielt ihn ihr hin.
    «Woher wusstest du, dass Mantel mit der Fletcher gevögelt hat?»
    «Das wusste ich nicht.» Kleinlaut, getroffen.
    «Aber du bist nicht überrascht.»
    «Sie hat immer einen Mann in ihrem Leben gebraucht. Man hat es ihr zwar nicht angemerkt, aber ohne einen Mann, der sie bewunderte, hatte sie offenbar kein Selbstvertrauen.»
    «Du lieber Himmel.» Vera lehnte sich in ihrem Sessel zurück, die Beine ausgestreckt, und starrte an die Decke. «Nicht noch einer.»
    «Was?»
    «Ashworth quatscht mich schon die ganze Zeit mit diesem Psychozeug voll.» Sie zog sich ein Stückchen in die Höhe, sodass sie Greenwood ins Gesicht sehen konnte. «Hat sie dich jemals so richtig runtergeputzt?»
    «Was meinst du damit?» Er zog eine Zinndose mit Tabak hervor und fing an, sich eine Zigarette zu drehen. Seine Hände zitterten.
    «Jetzt tu nicht so, Danny. Du weißt genau, worauf ich hinauswill.»
    Unter dem Bart wurde sein Hals ganz rot. «Nein», sagte er. «Ich war nicht wichtig genug. So ernst hat sie mich nie genommen.»
    «Hast du sie je zusammen gesehen – Fletcher und Mantel?»
    Er schüttelte langsam den Kopf. «Ich habe ein Telefonat mitgehört. Sie wusste nicht, dass ich da war. Ich meine, sie hätte mit jedem sprechen können. Zu der Zeit war mein Urteilsvermögen schon am Boden, und meine Paranoia wuchs in den Himmel, jedenfalls habe ich geglaubt, dass er es war.»
    «Was hat sie gesagt?»
    «Es war gleich nachdem wir Jeanie verhaftet hatten. Sie sagte, dass sie noch vor Ende des Tages angeklagt würde. Das war alles. Aber es war die Art, wie sie es sagte. Wie ein kleines Mädchen. Ein artiges kleines Mädchen, das getan hat, was man ihm aufgetragen hatte.»
    «Großer Gott», sagte Vera. «Das ist ja zum Kotzen.»
    «Sie hat mir wirklich leidgetan.» Greenwood zwickte das Zigarettenende ab. «Wie ich schon sagte, mein Urteilsvermögen war am Boden. Ich hätte mich ihr widersetzen sollen. Ich wusste, dass wir überhastet handelten.»
    Vera trank ihren Kaffee und hielt sich lieber zurück.
    Er drehte die Zigarette zwischen den Fingern, zündete sie aber immer noch nicht an. «Ich habe mich letzte Woche mit ihr getroffen.»
    «Du hast dich mit der Fletcher getroffen?»
    «Sie hat mich angerufen und gefragt, ob wir was trinkengehen können. Ich habe gesagt, ich hätte zu viel zu tun. Nur

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