Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
posthume Fotos veröffentlichen konnte.
    Im Moment allerdings schien Rita Professor Hawthornes geringste Sorge zu sein. Er hantierte aufgebracht mit seinem Mobiltelefon herum, über das man ihm, wie seinen Kommentaren zu entnehmen war, einen Unfall mit Fahrerflucht meldete und seine Anwesenheit anforderte. »Eine verdammte Zeitverschwendung so was«, grummelte er. »Ich meine, was soll ich denn dort? Tod durch Ertrinken, ein Messer im Rücken oder Gift ausschließen, wenn es sich eindeutig um einen Verkehrsunfall handelt? Als ob wir nicht sowieso schon total überlastet wären! Wissen Sie, was meine Hauptaufgabe sein wird, wenn ich dort eintreffe? Den Polizisten die Hände zu tätscheln und zu sagen: ›Ist ja schon gut, es kommt alles wieder in Ordnung.‹ Seit Montag habe ich den berüchtigtsten Drogenboss des Landes im Kühlschrank, und wie es aussieht, kann ich ihn mir frühestens am Donnerstag vornehmen.«
    Er drückte einen Schalter an der Wand, worauf, wie sie sofort erkannte, das Enfant terrible der irischen Radiolandschaft, Gerry Ryan, loszuwettern begann und verkündete, dass die einzige Sprache, die rücksichtslose Zeitgenossen verstünden, ein kräftiger Fausthieb sei.
    »Für das hier muss man auch nicht gerade ein Genie sein«, bemerkte Foxy und zeigte auf die Stichwunde rechts neben Ritas Brustbein.
    Jo versetzte ihm einen Rippenstoß. Hawthorne war sehr leicht zu reizen, und Foxy wusste das genau.
    »Tja, allerdings haben die Röntgenaufnahmen gezeigt, dass das Messer das Herz knapp verfehlt hat«, erwiderte Hawthorne, der seinen Zeigefinger in die Wunde steckte und mit zufriedenem Nicken darin herumstocherte.
    Jo zog eine Augenbraue hoch. Eine ähnliche Wunde wurde in Stuart Balls Autopsiebericht erwähnt. Sie starrte auf Hawthornes tastende Hand.
    »Todesursache: ein plötzlicher, fataler Blutdruckabfall, hervorgerufen von dem hier« – er deutete auf Ritas Armstumpf – »und nicht dem hier, fürchte ich«, schloss er und wies auf die Stichwunde. »Die gute Nachricht ist, dass sie höchstwahrscheinlich ohnmächtig war, bevor sie starb, und der hohe Adrenalinausstoß durch den Schock – vermutlich schon ab dem Zeitpunkt, als ihr klar wurde, was ihr bevorstand – das Schmerzempfinden verringert hat.«
    »Entschuldigung«, murmelte Foxy und rannte zur Tür.
    Jo seufzte, den Blick weiter auf Hawthorne gerichtet. Er wandte sich einem Bestecktablett zu, nahm ein Skalpell und schnitt in Ritas Brustkorb, als wäre er aus Butter. Er vollführte einen breiten, V-förmigen Schnitt, der längs über dem Torso zusammenlief, sodass ein Y daraus wurde. Dann klappte er die beiden Hautlappen zurück und klammerte sie fest wie ein Metzger. Das Geräusch der sich voneinander lösenden Rippen war wie Türenquietschen. Mit einer Art Schöpflöffel hob Hawthorne den schimmernden Magen heraus, ließ ihn in eine nierenförmige Schale gleiten und trennte ihn ab, um ihn anschließend mit einer Schere aufzuschneiden und den Inhalt in den Behälter zu pressen.
    Der Gestank überfiel sie alle gleichzeitig – ekelhaft süß lich, wie ein in der Sonne vergessener Müllsack neben einer Abwassergrube. »Ihre letzte Mahlzeit bestand anscheinend aus Würstchen«, erklärte Hawthorne trocken.
    Sexton entschuldigte sich mit grauem Gesicht und flüchtete ebenfalls hinaus.
    »Irgendwelche Abwehrverletzungen?«, fragte Jo, der bewusst wurde, dass sie jetzt als Einzige die Fragen stellte und mit dem Pathologen und seinem bärtigen, still im Hintergrund arbeitenden Assistenten allein war.
    »Überhaupt keine«, antwortete Hawthorne und untersuchte noch einmal die Handgelenke. »Nicht mal ein blauer Fleck.«
    »Wie hat der Mörder sie zum Stillhalten gebracht?«
    »Das ist das Interessante an der Geschichte«, sagte Hawthorne. »Ich konnte die Blutanalyse zum Glück etwas beschleunigen, weil Sie eine Verbindung zu vorherigen Morden befürchten, wie Sie sagten – wenn wir na türlich unser eigenes toxikologisches Labor hätten, wäre das überhaupt kein Thema. Es ist eine verfluchte Schande, dass wir die Proben erst zur Voruntersuchung zum Beaumont Hospital und dann ins Labor nach Celbridge schicken müssen. Dauert eine ganze Woche! So ein Schwachsinn …«
    Der Assistent hüstelte und reichte Hawthorne ein Blatt mit Briefkopf, das die Ergebnisse der Bluttests enthielt.
    »Ja, dazu wollte ich gerade kommen … Die Tests haben Spuren von Myrrhe und Galle ergeben.«
    Er starrte in Jos reaktionsloses Gesicht. »Ihr Katholiken solltet euch

Weitere Kostenlose Bücher