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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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große Stücke auf dich , hatte sie Brandts Stimme noch im Ohr. Kurzzeitig rief sie sich in Erinnerung, wie Drescher und Brandt sich auf dem Parkplatz des Präsidiums geküsst hatten. Lena war hin- und hergerissen. Falls er tatsächlich recht behalten sollte, hätte Brandt ein Interesse daran, dass ihr der Fall entzogen wurde. Sollte sie sich ausgerechnet in Rebecca Brandt so getäuscht haben? Obwohl Lena das nicht wahrhaben wollte, nagten doch Zweifel an ihr.
    Doch sie beschloss, nichts zu unternehmen, bis sie mit Dr. Dobelli gesprochen und sich endgültige Klarheit verschafft hatte. Sie eilte in die Küche und stellte Napoleon ausreichend Futter hin, in der Hoffnung, der Kater würde nicht alles auf einmal verschlingen. Dann machte sie sich auf den Weg zum Flughafen.

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Zur gleichen Zeit in Berlin-Spandau
    Etwa eine halbe Stunde nachdem sie in Schöneberg aufgebrochen waren, stoppte der Lieferwagen. Gemmy hörte, dass die Hecktüren geöffnet wurden und Artifex sich daranmachte, die vorderen Kartons zu entladen. Vorsichtig lugte er unter der Decke hervor und spähte über die Ladefläche hinweg in den menschenleeren Hof, auf dem Mülltonnen und eine Reihe von Containern standen. Als Artifex zwei Kartons wegschleppte, sprang Gemmy von der Ladefläche. Der Junge folgte ihm unauffällig über den Hof bis zu einem verlassenen Backsteinhaus und beobachtete, wie Artifex eine Kellertreppe hinabstieg und an deren Fußende eine massive Stahltür aufstieß. Dann verschwand er im Keller. Die Tür hatte er nur angelehnt. Gemmy ging ihm eilends hinterher. Obwohl es draußen helllichter Tag war, war es hier unten düster wie in einer Gruft. Der faulige Gestank von verdorbenem Fleisch kroch Gemmy in die Nase, während er Artifex in gebührendem Abstand durch das labyrinthartige Untergeschoss folgte. Artifex steuerte geradewegs auf einen sterilen, mit grellem Scheinwerferlicht beleuchteten Raum zu, der wie ein Operationssaal eingerichtet war. Neugierig blieb Gemmy an der Tür stehen, auf der der Spruch Quidvis possibile est stand, was so viel hieß wie: Alles ist möglich . Dafür reichte Gemmys Latein gerade noch aus. Er beobachtete, wie Artifex Klammern und Wundhaken aus einer Schublade räumte. Dann streifte er sich ein Paar Latexhandschuhe über und säuberte den OP -Tisch im hinteren Teil des Raums, der auf Höhe der Arme und Beine mit Schnallen versehen war. Anschließend nahm er sich die Tabletts mit Skalpellen, Sägen und Bohrern vor. Gemmys Augen weiteten sich, als sein Blick an dem geronnenen Blut unter dem Tisch hängenblieb. Ach du Scheiße! So viel Blut konnte nicht allein von einem einzigen Menschen stammen. Als Artifex in der Tür zum Nebenzimmer verschwand, wagte Gemmy sich ein paar Schritte in den Raum hinein und sah sich weiter um. Plötzlich fiel die Tür hinter ihm zu. Gemmy fuhr zusammen. Er geriet in Panik, als er hörte, dass Artifex zurückkam. Blitzschnell verschwand Gemmy hinter einem schweren Vorhang. Er zog sein T-Shirt über Mund und Nase und traute sich kaum mehr zu atmen, als er den stechenden Geruch von Formalin wahrnahm. Dann wandte er sich langsam um. In der hinter ihm liegenden Kammer befanden sich mehrere gut zwei Meter lange Becken mit milchiger Flüssigkeit. Was zum Teufel …?! Dahinter deckenhohe Regale, in denen diverse UV -Lampen und gesichtslose Styroporköpfe mit verschiedenen Perücken standen. Vorsichtig trat Gemmy auf einen schmalen Tisch zu, auf dem ein aufgeschlagenes Buch lag. Er nahm es und durchblätterte die vergilbten Seiten. Gemmy spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten, als seine Augen über die anatomischen Skizzen und die handgeschriebenen Aufzeichnungen über die einzelnen Stufen der Amputation und Plastination wanderten. Scheiße, ich habe recht – was hier abgeht, ist noch viel krasser als alle War-Games! Gemmy legte das Buch wieder hin und folgte dem Surren von Ventilatoren in den angrenzenden rechteckigen Raum. Das Summen von Schmeißfliegen wurde laut, während ihm im hereinfallenden Licht ein elektronisches Gerät ins Auge fiel, ein Voice encoder, der zum Verzerren von Stimmen diente. Dann betrachtete er die dahinter an die Wand gepinnten Fotos. Unter dem letzten Foto in der Reihe, das offenbar aus einer Zeitung herausgerissen worden war und eine kleine, attraktive Frau zeigte, war in krakeliger Handschrift eine Handynummer notiert. Eingehend betrachtete Gemmy das Bild, als er plötzlich Artifex’ Stimme aus dem Nebenzimmer vernahm. Gemmy wirbelte herum

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