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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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stattdessen ländlich und schuf eine sogenannte Gartenstadt, eine Kleinstadt mitten in der Großstadt, in unmittelbarer Nähe zu den heruntergekommenen Slums um Birkastan.

    Dies war vielleicht nicht direkt das, woran Jorge Chavez und Viggo Norlander dachten, als sie, mit einer angemessen abgenutzten Schultertasche zwischen sich, unter einer Laterne am nördlichen Ende des Rödabergsparks standen. Aber im Unterschied zu den übrigen sechs konnten sie sich immerhin ziemlich frei bewegen. Chavez schlug sogar kräftig die Arme um den Oberkörper.

    Norlander bewegte sich dagegen wenig. Er sollte so cool wie möglich wirken. Typ Leibwächter. Seine Pistole beulte unverkennbar die linke Seite der zur Hälfte aufgeknöpften Lederjacke aus. Er sah sehr hartgesotten aus.

    Chavez seinerseits trug einen ziemlich korrekten Anzug, eine Spur zu fein geschnitten. Typ Krimineller, der glaubt, sich ein wenig höher in der Hierarchie zu befinden, als es tatsächlich der Fall ist, und sich den Anschein von Weitläufigkeit zu geben versucht.

    Überhaupt hatte man sich bemüht, die beiden auszusuchen, die am wenigsten nach Polizisten aussahen, und sie noch weniger danach aussehen zu lassen.

    Das war aber noch nicht die ganze Rollenbesetzung. Lena Lindberg hatte darauf bestanden, die baglady spielen zu dürfen, und trotz vereinzelter Proteste befand sie sich jetzt, passend geschminkt, auf dem Boden neben einem Spielplatz am anderen Ende des Parks. Mit einer Wodkaflasche neben sich, lag sie unter einem alten schmutzigen Schlafsack und schnarchte laut.

    Kerstin Holm und Sara Svenhagen hockten zwischen einigen Autos im östlichen, dem Vanadisplan zugewandten Teil des Parks. Auch Arto Söderstedt saß hinter einem prächtigen, üppig blühenden, leuchtend roten Rosenstrauch, zehn Meter von Nybergs Strauch entfernt, und verfluchte Norlander für diesen Einfall. Sie waren am nächsten an Chavez und Norlander postiert und sollten ihnen als Erste zu Hilfe kommen.

    Jon Anderson - der ohne zu murren akzeptiert hatte, dass er nie als Krimineller durchgehen würde und deshalb nicht an Chavez' Seite sein konnte - stand gut versteckt in einem Durchgang und fühlte, dass er wohl in erster Linie dort postiert worden war, um aus dem Weg zu sein. Der Gang öffnete sich auf die Rödabergsgata in der Mitte einer Hausfassade und führte zu dem kleinen Parkgelände namens Hedemoratäppan. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es einen ebensolchen Durchgang, der zu Sätertäppan führte. Und in der Mitte der abschüssigen Rödabergsgata verlief ein Grünstreifen mit traurig verblühten Kastanien. Am oberen Ende davon, beim Eingang zum Rödabergspark, war ein Kunstwerk aufgestellt worden, das ungewöhnlich fehl am Platz war.

    Während der Erkundungstour der A-Gruppe am Abend zuvor hatte Jon Anderson dieses eigentümliche Werk eingehend betrachtet und sich in seine Geschichte eingelesen. Es hieß »Eineinhalb Sphären«, bestand aus drei großen Segmenten - wie auf einen Grillspieß aufgesteckte Scheiben eines Balls aus Stahl - und war 1971 von einem Künstler namens Björn Seider geschaffen worden. Jon Anderson erinnerte sich deutlich an Gunnar Nybergs Ausruf, als die A-Gruppe Rödabergsbrinken erreicht hatte.

    »Aber verdammt. Das ist doch kein Park, das ist ein Rotzklecks.«

    Er wollte gerade über diese Erinnerung lachen, als er eine Bewegung sah.

    Früher Sonntagmorgen bedeutet auch späte Samstagnacht, und sie hatten in der Gruppe auch die Befürchtungen besprochen, dass zahlreiche Nachtschwärmer unterwegs sein würden. Aber bisher schien das in Roda bergen nicht der Fall zu sein. Seit einer halben Stunde hatte sich nichts geregt, als Anderson den Wagen ahnte, der die ziemlich steile Straße herauffuhr. Er sprach in sein Walkie-Talkie:

    »Ein Wagen kommt die Rödabergsgata herauf.«

    Alle hörten es, außer Chavez und Norlander, die natürlich keine Ohrstöpsel trugen. Dagegen sahen sie das Zeichen - Lena Lindberg drehte sich unter ihrem Schlafsack um - und schärften die Sinne.

    Als der Wagen auf der anderen Seite der Kastanienallee in der Mitte der Rödabergsgata an Jon Anderson vorbeifuhr, sah der noch etwas anderes, neben dem Wagen. Ein Schatten glitt kaum wahrnehmbar hinüber zur letzten Kastanie und verschwand hinter dem stählernen Kunstwerk. Ein Augenblick der Unachtsamkeit hätte ausgereicht, und der Schatten wäre ihm entgangen. Aber er sah ihn. Er war da. Er konnte nicht sagen, was es gewesen war, aber sicher ein Mensch, und

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