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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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ich das tun?«
    »Hast du ihre Nummer?«
    »Ja, natürlich: Sonst könnte ich sie wohl nicht anrufen. Willst du sie zur Hochzeit mitbringen? Oh, Joe, das freut mich so! Es wurde ja auch Zeit, dass du eine nette Frau findest. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, weißt du? Deine Freundin erinnert mich daran, wie ich in ihrem Alter war. Sie ist sehr attraktiv, Joe. Natürlich werde ich sie anrufen und einladen. Was für eine wunderbare Idee!«
    »Okay, toll, Mom, wirklich toll, aber ich möchte, dass du ihr sagst, dass ich eine Nachricht für sie habe.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Sie wird wissen, was ich damit meine.«
    »Einen Moment, Joe, lass es mich aufschreiben«, sagt sie, und es ertönt ein dumpfer Schlag, als sie den Hörer auf den Tisch legt, dann schlurft sie davon. Nach einer Minute Stille mache ich mir langsam Sorgen, dass sie sich verirrt hat oder eingeschlafen ist, oder dass der Fernseher ihre Auf merksamkeit auf sich gezogen hat. Ich drehe den Kopf und schaue zu Adam, der mich angrinst. Er tippt auf seine Armbanduhr und lässt seinen Finger in der Luft kreisen. Komm zum Ende .
    Es ertönt ein lautes Poltern, als der Hörer wieder aufgenommen wird. Mom ist zurück.
    »Joe? Bist du das?«
    Es ist nicht Mom. Sondern Walt. »Wie geht’s Walt?«
    »Mir geht’s gut. Der Wetterbericht sagt, dass wir die ganze Woche schönes Wetter haben werden, aber du weißt ja, wie der Wetterbericht ist – als würde man im Aufzug seine Schwester vögeln.«
    »Was?«
    »Beides ist falsch«, sagt er und fängt an zu lachen.
    »Kapier ich nicht«, sage ich.
    »Das ist Aufzug-Humor«, sagt er. »Das soll heißen, dass es okay ist, seine Schwester zu vögeln, nur eben nicht im Aufzug. Das ist der Spaß dabei. Ich habe früher Aufzüge repariert. Wusstet du das, Joe? Dreißig Jahre lang. O Mann, ständig haben wir uns diesen Witz um die Ohren gehauen. Aber es war nicht immer die Schwester. Es konnte auch dein Bruder sein oder dein Hund oder deine Tante.«
    »Warum habt ihr euch so was erzählt?«
    »Weil’s lustig war. Das hatte keine tiefere Bedeutung.«
    »Nein. Ich meine, warum habt ihr so was über meine Tante gesagt?«
    »Die Leute benutzen ständig den Aufzug«, sagt er, »Tanten und Onkel auch.« Ich frage mich, wo zum Henker meine Mutter nach einem Stift sucht. Auf dem Mond? »Die Gebäude werden immer höher und die Fahrstuhlschächte immer länger und es treten schneller Verschleißerscheinungen auf. Ich hätte wirklich keine Lust, heutzutage noch diesen Job zu machen. Zu kompliziert. Zu viel Technik. Damals ging es nur um Drahtseile und Rollen, heute geht es nur noch um Elektronik. Man muss fast schon einen Abschluss als Raketeningenieur haben. Einmal, oh, lass mich überlegen, vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren, da ist Jesse, ein echt prima Bursche, mit seinem Arm in einem der … Oh, warte, bleib dran«, sagt er, und dann, während er die Hand über den Hörer hält, ertönt gedämpft seine Stimme, und schließlich ist er wieder am Apparat. »Deine Mutter ist wieder da«, sagt er. »Erzähl ihr nichts von dem Witz«, sagt er und verschwindet aus der Leitung und mit ihm sein Witz und die Geschichte von Jesses Arm.
    »Joe? Bist du noch dran? Hier ist deine Mutter«, sagt Mom.
    »Ich bin noch dran«, sage ich.
    »Also, welche Nummer soll ich anrufen?«
    »Du hast die Nummer«, erkläre ich ihr. »Die von meiner Freundin.«
    »Ja, natürlich, ich weiß. Ich wollte nur, dass du die Nachricht wiederholst.«
    »Sag ihr, ich habe die Nachricht erhalten.«
    »Ich. Habe. Die. Nachricht. Erhalten«, sagt sie und schreibt sich jedes Wort auf. »Und, Joe, wie lautet die Nachricht?«
    »Das ist die Nachricht.«
    »Die Nachricht ist also: Ich habe die Nachricht erhalten ?«, fragt sie.
    »Ja.«
    »Heißt das, dass du die Nachricht erhalten hast oder ich?«
    »Es heißt, dass ich die Nachricht erhalten habe«, sage ich.
    »Was ist denn das für eine Nachricht?«
    »Ich weiß nicht, Mom, es heißt eben, was es heißt.«
    »Das ist eine blöde Nachricht«, sagt sie.
    »Ich bin noch nicht fertig. Sag ihr, ich habe die Nachricht bekommen, und morgen passiert es.
    »Morgen. Passiert. Es«, sagt sie und schreibt es in ihrer Sauklaue auf. Ich weiß schon, was jetzt kommt, bevor sie es überhaupt gefragt hat. »Moment mal, Joe, willst du damit sagen, dass du die Nachricht bekommen hast und dass sie morgen passiert? Oder dass du sie erst morgen bekommst?«
    Adam grinst mich immer noch an. Irgendwas findet er an dem hier

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