Opferzeit: Thriller (German Edition)
Jungs hat mir tausend Riesen dafür geboten, dass ich ihn hier reinschmuggle, damit er dir die Zähne ausschlagen und dich in den Mund ficken kann. Na ja, Middleton, und es gibt da diesen Großbildfernseher, auf den ich ein Auge geworfen habe, und für tausend Dollar kann ich ihn fast kaufen. Sein Angebot ist wirklich verlockend. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie du verhindern kannst, dass ich den Fernseher kaufe und dieser Häftling in deine Nähe kommt: Indem du das Sandwich hier isst. Kapiert?«
Inzwischen kriege ich wieder Luft. Ich stehe auf und zupfe den feuchten Overall von meiner Haut. Adam hat seine Muskeln angespannt. Seine Augen funkeln, vielleicht ist es das gleiche Funkeln, das andere Menschen in ihrem letzten Moment in meinen Augen gesehen haben. Er genießt das hier.
»Ich mein’s ernst«, sagt er und schubst mich gegen die Wand, und ich wehre mich nicht, denn ich wüsste nicht, wie. »Iss das Scheißsandwich«, sagt er.
»Nein«, sage ich, denn heute Abend werde ich nicht mehr hier sein. Melissa wird mich hier rausholen. Was auch immer Adam mit mir vorhat, es wird nicht passieren. Es sei denn, Melissa holt mich nicht hier raus. Aber so denkt Joe der Optimist nicht.
Adam versetzt mir erneut einen Schlag in die Magengrube, diesmal kräftiger. Dann stößt er mich zu Boden, wieder in die fußförmigen Wasserlachen. Ich schaue zu ihm hoch. Auf seinen Armen zeichnen sich die Adern ab. Er greift nach unten, zieht mich hoch und drückt mich gegen die Wand. »Ich kann das den ganzen Tag machen, Joe«, sagt er. »Und deine Duschkameraden werden es mit dir die ganze Nacht machen. Iss jetzt das verdammte Sandwich«, sagt er und drückt mir die Papiertüte gegen die Brust.
»Nein«, wiederhole ich.
Da öffnet sich die Tür des Duschraums und ein weiterer Wärter tritt ein. »Was zum Henker ist hier los?«, fragt er. Es ist Glen, Glen, der mir das Leben immer so schwer gemacht hat, aber jetzt gerade ist er meine Rettung. Er schaut zu Adam, dann zu mir und wieder zu Adam und schließt hinter sich die Tür.
Adam antwortet nicht.
»Er will, dass …«, sage ich.
»Halt die Klappe, Middleton«, sagt er. »Adam, was zum Henker ist hier los?«
»Es ist nicht so, wie es aussieht«, sagt Adam.
»Ach ja? Bist du dir da sicher?«, sagt er, und er ist stinksauer, so sauer, dass an seinen Armen die Adern noch stärker hervortreten als an denen von Adam. »Es sieht aus, als hättest du ohne mich angefangen.«
»Hab ich nicht«, sagt Adam. »Hier, es ist noch da«, sagt er und hält die Papiertüte in die Höhe. »Er hat noch nicht abgebissen.«
Ich verstehe nicht, was hier los ist.
Glen nimmt ihm die Tüte ab und öffnet sie. Darin befindet sich eine kleinere verschlossene Plastiktüte und in dieser Plastiktüte ein Sandwich. Er knibbelt die Tüte auf, und ihr entströmt ein penetranter Gestank.
»Okay«, sagt Glen. »Ich habe wohl etwas überreagiert. Ich wollt’s nur nicht verpassen.«
»Ich habe nur ein paar Grundregeln festgelegt«, sagt Adam.
Ich starre das Sandwich an. Beide Männer haben die Köpfe davon abgewandt, und ich wende meinen ebenfalls ab. Ich schaue zu den Duschen rüber, wo ich es heute Abend mit einer Horde Arschlöcher zu tun bekommen werde, die in mich einzudringen versuchen. Das erinnert mich an den Spruch, dass neun von zehn Leuten Spaß an einer Gruppenvergewaltigung haben.
»Los Middleton, iss das Sandwich, oder wir sperren dich heute Nacht in eine Zelle, wo dir die Jungs die Zähne ausschlagen und deinen Mund mit noch ganz anderen Sachen stopfen werden«, sagt Glen und erzählt mir das Gleiche wie sein Kollege. »Hast du ihm gesagt, dass wir ihn zusammen mit den normalen Häftlingen duschen lassen?«, fragt er Adam. »Unter denen es eine Menge Jungs gibt, die versuchen werden, seinen Hintereingang zu …«
»Es reicht«, sage ich. »Okay? Ich hab’s kapiert. Es reicht.«
Selbst wenn ich es wollte, ich kann das Sandwich unmöglich runterkriegen. Allein bei dem Gestank muss ich schon würgen. Adam schubst mich erneut gegen die Wand, und Glen baut sich mit dem Sandwich in der Hand vor mir auf. Er schlägt mir ebenfalls in die Magengrube, aber Adam hindert mich daran, zu Boden zu gehen. Dann schiebt mir Glen das Sandwich in den Mund. Ich habe keine Wahl. Wenn ich mich weigere, es zu essen, werden sie mir noch mehr zusetzen, und sollte Melissa heute Abend nicht auf mich warten, dann werde ich den morgigen Tag nicht erleben. Was kann ich schon tun? Zum Gefängnisdirektor gehen?
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