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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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die Ketten an meinen Handschellen spannen sich, als ich den Arm hebe. »Nein. Niemals. Warum fragen Sie so was?«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Scheiße, natürlich bin ich mir da sicher«, erkläre ich ihr. »Meine Mutter ist eine Heilige.«
    »Okay, Joe. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben.«
    »Ich bin ruhig.«
    »Sie klingen aber gar nicht so.«
    Ich hole tief Luft. »Tut mir leid«, sage ich und frage mich, ob ich diese drei Worte je zu irgendjemand anderem als zu meiner Mutter gesagt habe. »Ich mag es nur nicht, wenn Menschen schlecht von meiner Mutter denken«, füge ich hinzu, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob jemals jemand gut über sie gedacht hat. »Außerdem vermisse ich meine Goldfische«, erkläre ich ihr.
    »Was?«
    »Meine Goldfische. Ich hatte zwei. Pickle und Jehovah. Sie wurden ermordet.«
    »Wir haben gerade über Ihre Mutter gesprochen«, sagt sie.
    »Ich hab gedacht, wir wären bereits bei einem neuen Thema«, erkläre ich ihr.
    Sie kritzelt etwas auf ihren Notizblock. Dann bewegt sich der Stift seitlich hin und her, als sie etwas unterstreicht. Ich würde fast meinen rechten – und einzigen verbleibenden Hoden – geben, um zu sehen, was es ist.
    »Haben Sie Ihre Goldfische getötet?«, fragt sie.
    Ich versuche, ruhig zu bleiben, fühle aber, wie der Ärger in mir hochsteigt. Ihre Frage verrät mir, dass sie mich einfach nicht versteht. Das scheint ein weit verbreitetes Problem zu sein. Was stimmt nicht mit den Menschen? Erst vermutet sie, meine Mom hätte mich missbraucht, und jetzt unterstellt sie mir, ich hätte meine Fische getötet. Was läuft falsch in dieser Welt? In diesem Moment würde ich definitiv meinen rechten und einzig verbleibenden Hoden geben, um ihr den Stift entreißen und ihr in den Hals rammen zu können.
    »Nein. Nein, hab ich nicht«, sage ich laut. »Das war eine Katze.«
    »Sie wirken wütend, Joe.«
    »Ich bin nicht wütend. Ich hasse es nur, wenn Leute immer das Schlimmste von mir denken.«
    »Sie haben viele Menschen getötet«, sagt sie.
    »Ich kann mich an keinen davon erinnern«, sage ich, »und ganz bestimmt habe ich meinen Fischen nichts angetan.«
    Erneut notiert sie sich etwas. Sie unterstreicht es und umkreist es dann ein paarmal mit dem Stift. Sicherlich tut sie das mit Absicht. Sie will mich verunsichern, deshalb streut sie ihre Fragen auch so wild. Aber es wird ihr nicht gelingen. Ich denke nur gut von meiner Mutter und von meinen Fischen, ich denke gut von Melissa, und ich denke, dass ich Ali viel Gutes tun werde, sobald ich wieder aus dem Gefängnis raus bin. Nach außen mache ich vielleicht den Eindruck, als hätte ich stets nur Böses im Sinn, doch in Wahrheit denke ich immer nur Gutes. Ich bin Joe der Optimist. So ticke ich nun mal.
    »Eine Frage«, fährt sie fort. »Sagt Ihnen der Name Ronald Springer etwas?«
    Ronald Springer. Jetzt hat sie mich wirklich überrumpelt. »Nein«, sage ich. »Sollte er das?« Vor ein paar Monaten hat mich die Polizei wegen Ronald ausgequetscht. Schroder hat sich für ihn interessiert. Sie haben mich gefragt, ob ich ihn kannte. Ob ich irgendeine Idee hätte, was ihm zugestoßen ist. Aber ich habe ihnen nur erklärt, der Mann sei mir völlig unbekannt, woraufhin sie enttäuscht wirkten, aber offensichtlich keinen Grund sahen, an meinen Worten zu zweifeln. Trotzdem löcherten sie mich ein paar Stunden lang mit Fragen über ihn.
    »Der Name sagt Ihnen also gar nichts?«
    »Er sagt mir schon was«, erkläre ich ihr, weil mir bewusst ist, dass ich auf den Namen reagiert habe, außerdem hat man ihr sicherlich von den früheren Verhören erzählt. »Detective Carl hat mich vor einiger Zeit aufgesucht und mich gefragt, ob ich ihn gekannt habe. Ronald ging auf dieselbe Schule wie ich.«
    »Haben Sie ihn gekannt?«
    »Nein. Ich habe nur von ihm gehört, aber erst nachdem man ihn umgebracht hat. Auch Schroder ging ganz offensichtlich nicht davon aus, dass eine Verbindung zwischen uns bestand, er hat lediglich gehofft, einen alten Fall abschließen zu können, mit dem ich aber überhaupt nichts zu tun hatte.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Natürlich bin ich mir da sicher.«
    »Aber wie können Sie sich da so sicher sein, wenn Sie sich nicht daran erinnern, einen dieser anderen Menschen getötet zu haben?«, fragt sie.
    »Weil Töten nicht in meiner Natur liegt.«
    »Das war aber eine sehr rasche Antwort«, sagt sie.
    Ich zucke mit den Achseln. Ich habe echt keine Ahnung, wie ich darauf antworten soll.
    »Das Töten liegt in

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