Opferzeit: Thriller (German Edition)
auf den Fersen zu haben.«
Schroder holt die paar Meter, die er eingebüßt hat, wieder auf, und dann noch ein paar mehr. »Ich hab sie gesehen. Vor ein paar Tagen.«
»Was?«
»Im Gefängnis. Als ich rausgefahren bin, um Joe zu besuchen, bin ich ihr auf dem Parkplatz über den Weg gelaufen.«
»Warum haben Sie nichts …«
»… davon erzählt? Ich hatte keine Ahnung, dass sie es ist«, sagt er. »Aber sie war es. Scheiße«, sagt er. »Meine Schlüssel. Als ich aus dem Gefängnis kam, konnte ich meine Schlüssel nicht finden. Dann hab ich sie auf dem Boden entdeckt.«
»Sie hat Ihre Schlüssel geklaut?«
»Sie hat so getan, als ob sie schwanger wäre. Sie hatte einen dicken Bauch und alles. Ich hab ihr aus dem Wagen geholfen. O mein Gott, ist die clever. Ich hatte ja keine Ahnung.« Langsam schüttelt er den Kopf. »Sie muss sich einen Abdruck von meinen Schlüsseln gemacht haben. Also war sie in meinem Wagen … o Mist, und das ist auch der Grund, warum ich ihr Foto nicht mehr finden konnte.«
»Was?«
»Als wir uns mit Raphael unterhielten. Erinnern Sie sich, wie ich zurückgegangen bin, um ein Foto von ihr zu holen?«
»Warum zum Teufel sollte sie es riskieren, in Ihren Wagen einzubrechen, nur um ein Foto von sich zu klauen?«
Ein junger Mann, der als Teekanne verkleidet ist, streckt den Arm aus, um Schroder den Mittelfinger zu zeigen, vermutlich ist er sauer wegen des ohne Sirene vorbeirasenden Wagens, vor den er beinahe gestolpert wäre. Das Ganze wäre wesentlich einfacher, wenn Schroder Blaulicht und Sirene hätte. Und noch einfacher wäre es, wenn diese Leute verdammt nochmal aufpassen würden, wo sie hinlatschen.
»Ich weiß nicht«, sagt er. »Das ergibt keinen … Moment, was haben Sie vorhin gesagt?«
»Über das Foto?«
»Nein. Über den Fluchtplan.«
»Ich weiß nicht«, sagt sie. »Ich hab irgendwas darüber gesagt, was für ein Pech sie hat, dass Joe angeschossen wurde.«
»Sie haben gesagt, ihr Plan war zu fliehen, ohne verfolgt zu werden.«
»Ja. Das war ganz sicher so.«
Er schüttelt den Kopf. »Nein. Da muss es noch was geben. Sie wäre in jedem Fall verfolgt worden, vielleicht nicht wirklich gejagt, aber es hätte in jedem Fall so was wie eine Eskorte gegeben, wenn Joe krank hinten im Rettungswagen liegt.«
»Das klingt plausibel«, sagt sie.
»Wie wollte sie der Eskorte entkommen?«
»O mein Gott«, sagt sie, und er kann sehen, dass sie zu derselben Schlussfolgerung gekommen ist wie er. »Sie denken an den Sprengstoff?«
»Das muss es …«, beginnt er, kann den Satz aber nicht beenden, weil im selben Augenblick ein Wagen in die Luft fliegt.
Kapitel 66
Die Explosion ist ohrenbetäubend. Es gibt kein offenes Feuer, nur Rauch, Glas und zerfetztes Metall. Der Wagen wird wie ein Kinderspielzeug emporgehoben und dann ebenso nachlässig wieder losgelassen. Er wird einen halben Meter in die Höhe geschleudert und einen halben Meter nach links, bevor er wieder auf seinen Rädern landet. Die Druckwelle zerstört sämtliche Fensterscheiben. Fleischfetzen treffen auf das Wageninnere wie Paintballs, die an einer Wand zerplatzen. Menschen schreien. Einige rennen weg, andere werden von der Druckwelle erfasst und beiseitegeschleudert, wobei die Explosion das Epizentrum bildet. Zerschnittene Gesichter, zerfetzte Kleider, und einige Menschen rennen überhaupt nicht mehr, einige Menschen liegen auf der Straße, umgeben von Schrapnell und verletzt davon. Die Seitenspiegel des Wagens fliegen davon, Reifenfetzen, Muttern, Schrauben, Bolzen und Motorteile werden in alle Richtungen katapultiert, ebenso wie Knochensplitter und Fetzen von Fleisch. Schroders Schultern heben sich auf Höhe seines Unterkiefers in Erwartung eines Aufpralls. Kent dreht sich auf ihrem Sitz um und späht hinter sich. Schroder fährt weiter, wirft im Rückspiegel einen kurzen Blick auf den Ort der Explosion. Es ist ein Wagen, der nur zwanzig oder dreißig Meter hinter ihnen war. Ein Ablenkungsmanöver. Ein Anschlag, der die Kreuzung abriegeln und mit verängstigten, panischen Menschen verstopfen soll.
»O mein Gott«, sagt Kent. »Jemand ist in diesem Wagen gefahren.«
»O Scheiße«, sagt Schroder.
»Ich weiß, ich weiß«, sagt sie.
»Sie war in meinem Wagen«, sagt er.
»Was?«
»Sie war in meinem beschissenen Wagen!«, brüllt er und tritt auf die Bremse.
»Raus, raus hier«, schreit er und reißt seinen Sicherheitsgurt herunter.
»Was …«
»Raus hier, verflucht«, brüllt er, reißt seine Tür auf, und
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