Opferzeit: Thriller (German Edition)
wasserdichtes Alibi, und andere Verdächtige gab es nicht.
»Kommen Sie, Carl«, sagt Kent, »Sie hatten die Leitung im Fall Middleton. Sie wissen, warum wir Sie hergebeten haben.«
Schroder nickt. Er weiß, dass er deswegen hier ist. Wie Hutton gesagt hat, der zeitliche Ablauf sagt alles. Drei Morde innerhalb einer Woche, und alle wenige Tage, bevor Joes Prozess beginnt. Hutton und Kent glauben, der Fall stehe mit dem Schlächter in Verbindung.
»Okay«, sagt er. »Was ist euer aktueller Stand?«
»Wir haben eine Theorie«, sagt Hutton.
»Ein Exknacki, ein entlassener Soldat und Walker«, sagt Kent. »Die drei haben irgendwas zusammen ausgeheckt, oder sie haben mit jemandem zusammengearbeitet, der etwas ausgeheckt hat, und dabei ist Sprengstoff im Spiel.«
»Wir haben Beweisstücke«, sagt Kent. »Patronenhülsen. Und wir haben Haare. Lange Haare. An jedem Tatort sind es dieselben blonden Haare. Allerdings gibt es keine DNA, denn es sind künstliche Haare.«
»Also trägt der Mörder eine Perücke?«, fragt Schroder.
»Sieht so aus«, sagt Kent. »Und höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine Frau. Männer tragen in der Regel keine schulterlangen Perücken. Außerdem wurden im Wohnzimmer ebenfalls Haare gefunden. Das bedeutet, dass die Täterin, falls sie von ihr stammen, nicht einfach an die Haustür geklopft und ihn beim Öffnen erschossen hat. Sie muss also im Haus gewesen sein. Möglicherweise stammen sie aber auch von jemandem, mit dem sich das Opfer im Haus unterhalten hat, und nicht von demjenigen, der ihn an der Tür erschossen hat.«
»Fingerabdrücke?«
»Überall«, sagt Hutton, »und die meisten davon konnten wir ausschließen. Bisher gibt es keine Übereinstimmungen.«
»Und ihr wollt wissen, ob ich glaube, dass Melissa in die Sache verwickelt ist«, sagt Schroder. »Darum bin ich in Wirklichkeit hier. Weil Joes Prozess nächste Woche beginnt.«
»Keiner der Abdrücke, die wir gefunden haben, hat bisher eine Übereinstimmung mit ihren ergeben«, sagt Kent. »Aber halten Sie das für möglich? Irgendwie hält sie sich versteckt. Da liegt es auf der Hand, dass sie ihr Aussehen verändert. Und wahrscheinlich benutzt sie eine Perücke.«
»Sollte sie es gewesen sein, ist das eine völlig neue Vorgehensweise«, sagt er. »Eine ganz andere Handschrift. Keine dieser Personen trug Uniform. Keine wurde gequält. Wenn sie es war, warum hat sie sich dann diese Leute vorgenommen?«
»Es hat vielleicht mit dem Prozess zu tun«, sagt Hutton. »In weniger als einer Woche hat Joe seinen Auftritt vor Gericht.«
»Wir lassen von allen die Vorgeschichte überprüfen«, sagt Kent. »Und schauen, was sie gemeinsam haben. Wo ihre Lebenswege sich gekreuzt haben. Wenn dem denn so war. Möglicherweise kennen sie sich gar nicht, und es gibt irgend was anderes, was sie miteinander verbindet.«
»Okay«, sagt Schroder. »Okay. Denken wir nach. Spielen wir die Sache mal durch«, sagt er. »Nehmen wir mal an, es war Melissa. Was für einen Grund hätte sie dafür? Gehen wir ein Opfer nach dem anderen durch. Fangen wir mit Sam Winston an«, sagt er. »Warum sollte sie mit ihm zusammenarbeiten?«, gibt er zu bedenken, und er fragt sich, was der Drehbuchautor von The Cleaner von dieser Szene halten würde. Nicht realistisch genug? Nicht flott genug? Zu viel Rumgestehe und Rumgelaber?
»Wir fügen immer noch die Einzelteile zusammen«, sagt Kent.
»Okay«, sagt Schroder, und er weiß, dass der Drehbuchautor enttäuscht wäre. »Konzentrieren wir uns auf den zeitlichen Ablauf. Egal ob es Melissa war oder nicht, wir haben es womöglich mit jemandem zu tun, der irgendeine Art Statement setzen will. Vielleicht will er das Gerichtsgebäude in die Luft jagen oder eine Polizeiwache. Wir wissen, dass Melissa zwar Menschen tötet, aber sie bevorzugt den persönlichen Kontakt zu ihren Opfern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bombenattentat mit vielen Toten ihr Stil ist. Ihr Stil ist es, Menschen zu foltern.«
»Aber hätte sie diese Leute gefoltert, hätten wir sofort gewusst, dass sie es war«, sagt Hutton. »Sie hatte also einen guten Grund, es nicht zu tun. Sie wollte verheimlichen, dass sie die Leute umgebracht hat. Und das würde sie nur tun, wenn sie etwas geplant hat, das sehr viel größer ist als das hier, denn Sprengstoff kommt naturgemäß bei größeren Aktionen zum Einsatz.«
Schroder nickt. Da ist was dran. »Was ist mit Walker?«, fragt er. »Was sagt die Gerichtsmedizinerin?«
»Dass die Morde im
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