Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
Vom Netzwerk:
Grinsen, mit dem er auch immer auf dem Polizeirevier herumgelaufen ist, wenn er mit Eimer und Mop unterwegs war. Damals war es liebenswert, jetzt ist es einfach nur widerlich. »Wissen Sie, Carl, Sie haben zu wenig Vertrauen in die Menschen. Sie müssen die Dinge positiver betrachten. Diese negativen Gedanken – die ziehen Sie nur runter.«
    Es ist seltsam, aber eigentlich müsste er ihm recht geben, was für sich genommen schon ein ziemlich finsterer Gedanke ist – und das zieht Schroder tatsächlich runter.
    »Haben Sie schon einen Vertrag aufgesetzt?«, fragt Wellington.
    »Haben wir«, sagt Schroder und schiebt ihm eine schmale Mappe hinüber. Statt danach zu greifen, starrt Wellington sie bloß an, und Schroder fragt sich, ob er eine Zukunft sehen kann, an der er nicht teilhaben will; wenn ja: gut für ihn.
    »Ich brauche zehn Minuten allein mit meinem Klienten«, sagt er schließlich.
    »Kein Problem.« Schroder steht auf und klopft an die Tür. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie fertig sind«, sagt er, während einer der Wärter zu ihm tritt, um ihn zurück in den Wartebereich zu führen.
    Kapitel 28
    Mein Anwalt trägt denselben Anzug wie beim letzten Mal und macht denselben genervten Gesichtsausdruck. Wir sitzen im selben Zimmer und führen dieselbe Art von Gespräch.
    »Was hat das zu bedeuten, Joe?«, fragt er.
    »Das ist ganz einfach. Ich sage denen, wo ich eine der Leichen vermute. Und wenn ich recht habe, bekomme ich fünfzigtausend Dollar.«
    »Joe, damit gefährden Sie Ihre ganze Verteidigungsstrategie. Für jemanden, der sich an nichts erinnern kann, ist das eine ziemlich dämliche Aktion. Wenn Sie denen sagen, wo sich die Leiche befindet, beweist das, dass Sie sich doch an etwas erinnern können.«
    »So wird das nicht ablaufen. Jonas Jones wird die Leiche ›finden‹«, sage ich und mache mit der Hand Gänsefüßchen um das Wort finden , und mir wird klar, dass ich das noch nie getan habe und dass ich es nie wieder tun werde, denn ich muss wie ein komplettes Arschloch wirken. »Darum gibt es den Vertrag. Die können es sich nicht erlauben, dass die Öffentlichkeit erfährt, was da wirklich abgelaufen ist. Das ist eine sichere Sache.«
    »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Joe.«
    »Das ist kein Spiel«, antworte ich leicht genervt. »Hier geht es um mein Leben. Alle Welt sagt mir, ich hätte diese ach so schrecklichen Dinge getan, obwohl das nicht stimmt. Nicht ich, nicht die Person, die vor Ihnen sitzt. Vielleicht ein anderer Joe, aber daran kann sich dieser Joe hier nicht erinnern. Wenn die Jury das begreift, wenn ich wieder auf freien Fuß komme, dann werde ich das Geld brauchen. So einfach ist das.«
    Ich merke, dass er mir nicht ein Wort glaubt. Ich merke, dass er mich langsam für verrückt hält. »Tja, es ist Ihre Entscheidung«, sagt er. »Mit Ihrer Psychiaterin muss es ja wirklich prima laufen, wenn Sie so zuversichtlich sind.«
    »Alles wird gut«, sage ich, überzeugt, dass nichts von dem hier vor Gericht zur Sprache kommen wird. Ich werde Schro der verraten, wo sich die Leiche befindet. Und Melissa wird mich retten.
    »Die fünfzigtausend werden Ihnen nichts nutzen, sollte man Sie hinrichten. Aber wenn Sie einen Deal machen wollen, dann machen wir das. Wenn Sie denen die Leiche zeigen wollen, dann benutzen wir das bei der Verhandlung. Zunächst mal, um sie davon abzubringen, die Todesstrafe zu fordern.«
    »Das können die gar nicht.«
    »O doch«, sagt er.
    »Es wird bei der Abstimmung keine Mehrheit dafür geben.«
    Er schüttelt den Kopf. »Sie irren sich. Es wird eine Mehrheit geben.«
    »Ich brauche das Geld«, sage ich.
    »Sie brauchen den Rat Ihres Anwalts.«
    »Ich höre Ihnen ja zu«, sage ich, »aber auf Sie wartet ja auch nicht ein Leben im Knast, und Ihnen wirft man ja auch nicht diese schrecklichen Dinge vor. Es ist zwar Ihr Job, mir zu sagen, was Sie denken, aber die Entscheidungen treffe immer noch ich, oder?«
    Er nickt. »Das stimmt«, sagt er.
    »Dann lassen Sie es uns tun«, sage ich.
    »Lassen Sie mich den Vertrag lesen«, erwidert er und öffnet die Mappe.
    Ich mustere ihn, während er liest. Entweder ist er darin nicht so gut, oder er ist schwer von Begriff. Oder der Vertrag wurde von einem Anwalt aufgesetzt, der sich in seinem ganzen Leben nicht ein einziges Mal klar ausgedrückt hat. Er besteht aus drei Seiten. Ich könnte ihn bestimmt in zwei Absätzen zusammenfassen. Nachdem mein Anwalt den Vertrag gelesen hat, liest er ihn erneut – diesmal macht er

Weitere Kostenlose Bücher