Opferzeit: Thriller (German Edition)
ab. »Wir verlangen Immunität, und dafür sagen wir denen, wo Calhouns Leiche liegt. Dann haben sie immer noch jede Menge, wofür sie Joe verurteilen können, sie haben also keinen Grund, abzulehnen. Denn sie bekommen Calhoun wieder. Das ist eine Win-win-Situation. Zwei Abmachungen. Und Joe bekommt seine Stunde Freiheit, um sie zur Leiche zu führen.«
Wellington sitzt regungslos da, und Schroder sieht, wie er die Informationen verarbeitet. Sie in seinem Vierhundert- Dollar-pro-Stunde-Kopf herumwälzt. »Das könnte klappen.«
»Es wird klappen«, sagt Schroder.
»Vielleicht. Das Problem ist nur, dass die Polizei nicht allzu begeistert sein wird, die Leiche da liegen zu lassen, wo sie sie findet, damit Ihr Chef dort aufkreuzen und die Lorbeeren einheimsen kann.«
»Erstens ist er nicht mein Chef«, sagt Schroder. »Und zweitens wird die Polizei darauf eingehen, wenn das bedeutet, dass sie einen der ihren heimholen kann.«
Wellington muss fast lachen. »Das soll wohl ein Witz sein, was?«
»Nein.«
Wellington schüttelt den Kopf. »Sie werden auf keinen Fall darauf eingehen. Das hier ist das wirkliche Leben, Carl, und nicht eine Ihrer Fernsehsendungen. Polizisten sind keine Handlanger für Jonas Jones und den Sender.«
»Das weiß ich.«
»Warum schlagen Sie es dann vor?«
»Weil es die einzige Möglichkeit ist, Calhoun zurückzubekommen«, sagt Schroder.
»Nein«, sagt er. »Und wissen Sie was? Ich werde es denen nicht mal vorschlagen. Wenn ich denen von dem Plan erzähle, schicken sie mich lachend wieder weg. Keiner wird mich jemals wieder ernst nehmen. Es gibt nicht einen Polizisten in der Truppe, der Jonas Jones helfen will.«
»Sie tun es nicht für Jones«, sagt Schroder. »Sie tun es für Calhoun, und das ist ein großer Unterschied. Ein wirklich großer Unterschied. Sie tun es für Calhoun und seine Familie. Damit kriegen wir sie.«
Wellington schüttelt immer noch den Kopf. »Und wenn es eine Falle ist?«
»Ausgeschlossen«, sagt Schroder. »Wir haben ihm das Angebot erst gestern gemacht. Ich wette, wenn wir seine Besucher überprüfen, dann werden wir feststellen, dass die einzigen Leute, mit denen er gesprochen hat, Sie, ich, seine Psychiaterin und seine Mutter sind. In so kurzer Zeit kann er unmöglich etwas angeleiert haben.«
»Und wenn Sie sich irren?«
»Ich irre mich nicht«, sagt Schroder.
»Okay«, sagt Wellington. »Einverstanden. Sie irren sich nicht. Aber es wird trotzdem nicht klappen. Selbst wenn ihn nur ein kleines Team dort rausbringt, gibt es immer noch ein großes Problem, das Sie übersehen haben.«
»Ach ja? Das wäre?«
»Diese Leute müssten die Sache für sich behalten.«
»Das sind Cops«, sagt Schroder. »So was gehört zu ihrem Job. Wir brauchen lediglich vier oder fünf Leute, auf die man sich verlassen kann.«
Wellington schüttelt erneut den Kopf, aber Schroder merkt, dass er es sich allmählich anders überlegt. »Wir müssen es wenigstens versuchen«, sagt Schroder.
»Okay. Ich werde der Staatsanwaltschaft den Vorschlag unterbreiten. Ich meine, es kann nicht schaden.«
»Sollte Joe allerdings nicht die Klappe halten, ist alles für den Arsch«, sagt Schroder, und er hat das Gefühl, als hätte er gerade ein Stück von sich, wenn auch nur ein kleines, an den Teufel verkauft. Ein Stück an Jonas Jones und eins an Joe Middleton. Nicht lange, und ihm geht die Ware aus.
»Er wird die Klappe halten«, sagt Wellington. »Ich werde der Staatsanwaltschaft die Vorteile darlegen und ihr erläutern, dass es sich nicht um eine Falle handeln kann und dass mein Klient nach Treu und Glauben handelt.«
»Legen Sie dar, was Sie darlegen müssen«, sagt Schroder. »Bringen wir die Sache über die Bühne, bevor das hier alles zu einem Zirkus ausartet.«
Wellington tippt mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Meine Tochter studiert an der Uni«, sagt er, und Schroder weiß, das kann jetzt in zwei Richtungen gehen. Entweder wird Wellington gleich sagen, als Vater einer Tochter wolle man nicht, dass ein Typ wie Joe frei herumläuft. Oder er wird etwas noch Schlimmeres sagen. Nämlich, dass seiner Tochter etwas Schreckliches passiert ist. Doch Schroder irrt sich, denn Wellington erzählt ihm nichts dergleichen. Stattdessen sagt er: »Sie hat mich vor einer Stunde angerufen. Sie studiert Jura. Sie ist jetzt im dritten Studienjahr. Es macht ihr viel Spaß. Sie will mir nacheifern. Will unschuldige Menschen verteidigen.«
»Das wird ein böses Erwachen geben«, sagt
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