Ophran 3 Die entflohene Braut
Ende verlassen würde. Einen kurzen Augenblick lang hatte er sich gestattet zu glauben, dass es ihm gelungen sei, sie an sich zu binden, dass er ihr mit seinen Berührungen mitgeteilt hatte, was er mit Worten offenbar nicht auszudrücken vermochte. Als er die Nachricht entdeckt hatte, die sie ihm hinterlassen hatte, war er so zornig gewesen, dass er kaum mit der Wimper gezuckt hatte, als Oliver am späten Nachmittag heimgekehrt war und ihm verkündet hatte, Amelia sei nicht im Hotel gewesen. Walter Sweeney, ihr Arbeitgeber, hatte sich erstaunt darüber gezeigt, dass Oliver nicht wusste, dass sie den Morgenzug nach London genommen hatte, um sich, wie sie sagte, um einige dringende Familienangelegenheiten zu kümmern. Jack hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und die Berichte studiert, die Lord Hutton ihm überlassen hatte, und sich dabei wütend eingeredet, dass es ihm völlig gleich war, was Amelia tat. Er würde sich einfach in seine Arbeit vertiefen, so, wie er es immer getan hatte. Er würde seine Kraft darauf verwenden, die , Great Atlantic“ zu vernichten und seine Reederei zu dem erfolgreichen Unternehmen zu machen, zu dem sie, wie er wusste, das Potenzial hatte. Doch es gelang ihm nicht, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren.
Amelia war fort, und mit einem Mal erschien alles andere bedeutungslos.
„Oliver! “ rief Jack unvermittelt. Er durchquerte den Raum, riss die Tür auf und stand plötzlich seiner versammelten Familie gegenüber, die sich um die Tür geschart hatte. „Habt ihr etwa gelauscht? “
„Natürlich nicht! “ Alex gelang es viel besser als den anderen. zutiefst gekränkt dreinzuschauen. „Wir sind nur gerade gekommen, um dich zu fragen, ob wir dir deinen Tee hereinbringen sollen. “
„Ich habe keine Zeit zum Teetrinken“, teilte Jack ihr mit. „Oliver, bring bitte meine Reisetaschen in mein Zimmer hinauf. Ich nehme den nächsten Zug nach London. “
„Gut. “ Alex nickte zufrieden. „Ich wollte schon immer mal nach London. “
„Du kommst nicht mit, Alex. “
„Du kannst mich nicht daran hindern“, erklärte sie schroff. „Wenn du mir keine Fahrkarte kaufst, dann klau ich mir eben eine..., oder ich stehle das Geld, um mir eine zu besorgen. Ich bleibe jedenfalls nicht hier! “
„Ich bezahle dir dein Ticket, Alex“, bot Jamie an. „Das erspart dir die Mühe, meine Brieftasche zu stibitzen. Wir können zusammen in einem Abteil sitzen“, schlug er gut gelaunt vor.
„Oh Jamie, das ist ein wunderbarer Einfall! “ rief Annabelle entzückt. „Ich habe gerade gedacht, ein kleiner Ausflug nach London wäre eine feine Sache. Ich könnte meinen Verleger treffen, und wenn wir schon einmal dort sind, könnten wir sogar ins Theater gehen. “
„Ich komme auch mit“, beschloss Simon. „Ich kann die Zugfahrt nutzen, um an den Zeichnungen für meine jüngste Erfindung zu arbeiten. “
„Ich hatte ohnehin vor, nach London zu fahren, um mir ein Bild von der neuen Herbstmode zu machen“, sagte Grace. „Ich würde gern die National Gallery und das British Museum besichtigen“, fügte Charlotte hinzu.
„Und ich muss nach dem Haus sehen und schauen, wie Lizzie und Beaton zurechtkommen. “ Genevieve blickte ihren Gatten erwartungsvoll an.
Haydon seufzte. „Ich werde in London gewiss einige geschäftliche Dinge zu erledigen haben“, meinte er und legte Genevieve den Arm um die Taille.
„Ich kann unmöglich zulassen, dass dieser alte Trunkenbold Beaton euch durch London kutschiert. “ Oliver machte ein grimmiges Gesicht. „Der bringt es fertig und vergisst, wo er euch abgesetzt hat. “
„Ihr werdet mich nicht begleiten! “ Jacks Tonfall machte deutlich, dass er keinen Widerspruch duldete.
Simon guckte ihn mit gespielter Überraschung an. „Wer hat gesagt, dass wir dich begleiten wollen? “
„Wir unternehmen lediglich eine kleine Reise, das ist alles“, beteuerte Grace.
„Ach, wirklich? “ Eunice brachte einen riesigen Teller mit Ingwerkeksen herein. „Ich trage mich auch seit einiger Zeit mit dem Gedanken, einen kleinen Ausflug zu machen. “
„London ist ein ebenso gutes Ziel wie jedes andere“, verkündete Doreen. „Außerdem glaube ich kaum, dass die arme Lizzie es schaffen wird, sich, ganz allein um euch alle zu kümmern. “
„Du hast doch gewiss nichts dagegen, wenn wir denselben Zug nehmen wie du, nicht wahr? “ flötete Annabelle.
„Du wirst nicht einmal bemerken, dass wir. da sind“, versprach Charlotte.
Jack blickte
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