Ophran 3 Die entflohene Braut
Hunger“, sagte Simon und warf einen schmachtenden Blick in Richtung Herd. „Ist es schon fertig? “ „Wir wollten uns nicht zum Abendessen einladen. “ Charlotte lächelte, als sie über die Schwelle humpelte. „Wir schauen nur vorbei, um Jack zu besuchen. “ Sie setzte sich auf einen Stuhl und streckte ihr steifes Bein aus.
„Der ist nicht zu Hause“, erwiderte Oliver und rührte so eifrig in seinem schwarzen Gebräu, dass sein Gesicht über und über mit dunklen Spritzern befleckt war.
„Wir werden ihm mitteilen, dass ihr hier wart“, bot Doreen an und stampfte ihre Karotten zu Mus.
„Wenn ihr morgen wiederkommt, erwischt ihr ihn vielleicht“, meinte Eunice, abermals in eine Mehlwolke gehüllt.
„Er kommt doch sicher bald heim, oder? “ Jamie war enttäuscht. „Es ist schließlich schon fast fünf Uhr. “
„Er sagte, es würde spät werden heute“, antwortete Doreen knapp. „Wir erwarten ihn nicht vor Mitternacht. “ „Wenn er nicht nach Hause kommt, warum kocht ihr dann so viel? “ wunderte sich Grace.
„Das ist für morgen“, flunkerte Eunice, während sie zerlassene Butter mit Sirup mischte.
„Du machst Sirupküchlein für morgen? “ Charlotte guckte sie neugierig an. „Behauptest du nicht immer, sie seien nur gut, wenn sie frisch aus dem Ofen kommen? “
„Ja, nun... die hier sind für uns“, stammelte Eunice. „Wunderbar! Ich liebe Sirupküchlein! “ Simon ging zum Herd, hob den Deckel und lugte in den Topf. „Wann ist der Hotchpotch gar, Eunice? “
„Ich setze rasch den Kessel auf, dann können wir Tee trinken“, sagte Annabelle und füllte Wasser in den Kessel.
Jamie lächelte Amelia an. „Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin James Kent, und das hier sind mein Bruder Simon und meine Schwestern Annabelle, Grace und Charlotte. Wir sind Jacks Familie. “
„Das ist Miss Maisie Wilson“, warf Oliver ein, damit Amelia sich nicht selbst vorstellen musste.
„Wir haben sie nur für heute angestellt, damit sie uns beim Waschen und Bügeln zur Hand geht“, erklärte Doreen.
„Freut mich, Sie kennen zu lernen, Miss Wilson. “ Jamie musterte Amelia wohlwollend. „Ich brauche gerade jemanden, der sich um meine Wäsche kümmert. Nehmen Sie noch Aufträge an, Miss Wilson? “
Ohne aufzublicken, drückte Amelia ihr Bügeleisen auf Jacks Hemd und schüttelte den Kopf.
„Ich komme vorbei und helfe dir“, bot Doreen an, um Jamie abzulenken.
„Wirklich, Oliver, warum machst du dir die Mühe, Stiefelwichse herzustellen, wenn es doch viel einfacher ist, welche zu kaufen? “ fragte Annabelle verwundert.
„Wenn du es dir erlauben kannst, deine Stiefel mit gekaufter Schuhcreme zu verschandeln, dann ist das deine Sache“, entgegnete Oliver. „Die hier kostet nicht viel und gibt so viel Glanz, dass die Stiefel wie neu aussehen. “
„Irgendetwas riecht verbrannt“, stellte Grace fest und rümpfte die Nase.
Eunice schaute zum Herd hinüber. „Du riechst bestimmt das Holzfeuer... “
„Verflixt! “ rief Amelia plötzlich aus. „Seht euch das bloß an! “
Alle wandten sich überrascht zu ihr um und hefteten den Blick dann auf das qualmende schwarze Loch, das sie in Jacks Hemd gebrannt hatte.
„Macht nichts, Mädchen“, sagte Doreen rasch. „Für heute haben Sie sowieso genug gearbeitet. “
„Sie kommen aus Amerika, nicht wahr? “ fragte Jamie, fasziniert von Amelias Akzent.
Sie guckte ihn unsicher an. „Ja. “
„Was hat Sie nach Inverness verschlagen? “ erkundigte sich Simon verwundert. „Es ist ziemlich weit weg von Amerika. “ „Das Mädchen besucht seine Familie“, erwiderte Eunice. „Sie lebt in der Nähe“, fügte Oliver hinzu.
Annabelle betrachtete Amelia mit neu erwachtem Interesse. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie so anstarre, Miss Wilson, doch sind wir einander schon einmal begegnet? “ „Ich glaube nicht. “ Amelias Stimme klang angespannt. „Ich bin noch nicht lange hier. “
„Ich bin sicher, dass ich Sie schon einmal gesehen habe. “ Auch Jamie musterte sie eindringlich. „Ihr Gesicht kommt mir sehr bekannt vor. “
„Sie denken gewiss an jemanden, der mir ähnlich sieht. “ Amelia machte sich unbeholfen daran, Jacks verbranntes Hemd zu falten.
„Gütiger Himmel! “ rief Annabelle aus. „Sie sind Amelia Belford! “
„Deshalb kommen Sie uns so bekannt vor“, meinte Grace und nickte. „An Ihrem Hochzeitstag haben wir Sie natürlich nicht gesehen, doch Ihr Bild war häufig in der Zeitung, vor und
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