Ophran 3 Die entflohene Braut
anstellt, müsste befürchten, ihre Kinder könnten bald ebenso reden. Nicht, dass er nicht drollig wäre“, stellte Grace hastig klar, „doch ich glaube nicht, dass viele Eltern hier möchten, dass ihre Kinder auch so sprechen. “
„Da haben Sie wohl leider Recht. “ Amelia seufzte. „Lord Whitcliffe war ebenfalls der Ansicht, mein Akzent sei grässlich. Er sagte auch, ich hätte keine Ahnung von schicklichem Benehmen. Ich fürchte, das sind keine guten Voraussetzungen für eine Anstellung als Gouvernante. “
„Lord Whitcliffe ist ein Schwachkopf“, brummte Jamie. „Sie könnten Schriftstellerin werden“, schlug Simon vor. „Niemand würde Ihren Akzent hören oder auch nur wissen, wer Sie sind. “
Die Vorstellung weckte Amelias Neugier. „Worüber sollte ich schreiben? “
„Verarbeiten Sie Ihre Erfahrungen“, riet Annabelle. „Sie könnten ein Buch über eine reiche Erbin schreiben, die durch die Welt reist... oder Reisebücher über all die wunderbaren Orte, die Sie besucht haben. “
„Das ist nicht besonders praktisch, Annabelle“, wandte Jamie ein. „Es würde lange dauern, ein Buch zu schreiben, und niemand kann dafür bürgen, dass es auch einen Verleger findet. Du hattest Glück mit deinen Büchern, doch nicht alle Schriftsteller sind so erfolgreich. “
Amelia blickte Annabelle bewundernd an. „Was haben Sie veröffentlicht? “
„Annabelle hat eine Reihe wunderbarer Kinderbücher geschrieben., Die Waisen von Argyll' ist ihr Titel. “ Simon zwinkerte seiner Schwester zu. „Charlotte zeichnet die Illustrationen für die Anfangsseite jedes Kapitels. Die Bücher sind hier in Schottland sehr beliebt. “
„Wie wundervoll! Ich würde sie gern lesen. “
„Wenn ich das nächste Mal vorbeischaue, bringe ich Ihnen welche mit“, versprach Annabelle.
„Es muss herrlich sein, über irgendeine besondere Begabung zu verfügen - wie Schreiben, Malen oder Mode zu entwerfen“, meinte Amelia. „Ich fürchte jedoch, meine Fähigkeiten beschränken sich auf das Wissen, wie man einen großen Haushalt leitet und aufwendige Festessen und Abendgesellschaften ausrichtet. “
„Das ist es! “ rief Grace aus. „Amelia, wie viele Bälle, Dinnerpartys und Tanztees haben Sie in London und Paris besucht, während Sie in die Gesellschaft eingeführt wurden? “ „Ich habe keine Ahnung. Hunderte. “
„Und bevor Sie nach England kamen, hat Ihre Mutter da ähnliche Veranstaltungen in New York arrangiert? “ „Natürlich. “
„Könnten Sie ein festliches Abendessen oder eine Hochzeit ausrichten? “
„Ich weiß, wie man Festessen oder Bälle organisiert, ganz gleich, ob für fünf oder für fünfhundert Gäste, doch nicht, wie man die Speisen zubereitet“, stellte Amelia klar und lächelte Eunice dabei an.
„Hervorragend! Es gibt ein entzückendes altes Hotel in Inverness. Die Tochter einer meiner Kundinnen gibt dort nächsten Monat ihren Hochzeitsempfang“, erklärte Grace. „Ich habe die Kleider für die Brautjungfern und das Kleid für die Mutter der Braut entworfen. Dreihundert Gäste sind geladen, und Mrs. MacCulloch ist fest entschlossen, ein prächtiges, elegantes Fest zu veranstalten, doch leider hat sie keinen blassen Schimmer, was im Augenblick en vogue ist, und im Hotel weiß das offenbar auch niemand. “
„Oh Grace, das ist brillant! “ schwärmte Annabelle. „Niemand weiß besser, was heutzutage in Mode ist, als Amelia... ihre Hochzeit sollte das spektakulärste Ereignis des Jahrzehnts werden! “
„Genau. Das, Royal Hotel, hat seit über fünfzig Jahren dieselbe Speisekarte, und die Tischdekoration hat sich seither auch nicht verändert. Doch Inverness ist während dieser Zeit stark gewachsen, und die Leute hier sind anspruchsvoller geworden. “
„Amelia könnte dem Hotel helfen, Empfänge auszurichten, die sich im Hinblick auf Stil und Eleganz mit denen in London messen können. Das würde das Geschäft gehörig be-leben“, überlegte Charlotte laut. „Wirklich ein hervorragender Einfall! “
„Ich kenne Walter Sweeney, den Besitzer des, Royal Hotel'“, warf Jamie ein. „Ich schaue morgen früh bei ihm vorbei, erzähle ihm von Amelia und arrangiere ein Vorstellungsgespräch für morgen Nachmittag. “
„Es gibt da nur ein Problem. “
Grace guckte Amelia verwirrt an. „Und das wäre? “
„Mein Gesicht und mein Akzent. Sie hatten alle das Gefühl, mich schon einmal irgendwo gesehen zu haben, konnten mich aber nicht richtig einordnen... bis Sie
Weitere Kostenlose Bücher