Optimum 1
auch schon, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Janinas Miene verfinsterte sich noch weiter, und die beiden Jungs an ihrer Seite ballten die Fäuste. Rica biss sich auf die Unterlippe und versuchte sich wieder an einem unschuldigen Lächeln.
»Du bist ganz schön frech, für jemanden, der nicht einmal richtig hierhergehört«, meinte Janina und kreuzte nun auch die Arme vor der Brust. Sie reckte das Kinn, um noch größer auszusehen – was ein bisschen übertrieben war, sie überragte Rica ohnehin um Kopfeslänge.
Ganz kurz hatte Rica das Bedürfnis, sich einfach umzudrehen und wegzulaufen. Dann erwachte der Trotz in ihr.
»Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Ich gehe genauso an diese Schule wie ihr drei auch«, gab sie zurück und reckte nun ebenfalls das Kinn. »Das lässt mich wohl dazugehören.«
Janina lachte. Es war ein freudloses, hämisches Lachen. »Du gehörst genauso wenig hierher wie ein Schwein in einen Stall voller Rassepferde«, sagte sie. »Du bist nur an dieser Schule, weil deine Mutter hier unterrichtet. Und weil dein Vater abgehauen ist und du sonst nirgends hinkannst.«
Rica zuckte zusammen. Woher weiß sie das mit meinem Vater? Sie hatte sich nie mit Janina unterhalten, und selbst ihre Freundinnen wussten so gut wie nichts über ihren Erzeuger. »Ich sehe nicht, was euch das angeht«, gab sie zurück, aber selbst ihr war klar, dass die Antwort lahm war. »So wie ich das sehe, habe ich mehr gesunden Menschenverstand als so manch andere hier«, fuhr sie fort. »Zumindest schlage ich keine Unterstufler zusammen.«
Janina verzog das Gesicht, ging aber nicht auf Ricas Aussage ein. Stattdessen trat sie noch zwei weitere Schritte auf Rica zu. Sie war ihr jetzt so nahe, dass Rica die Wärme ihres Körpers spüren konnte. Sie roch ganz leicht nach Schweiß, überdeckt von einem blumigen Duft, der überhaupt nicht zur Situation passen wollte. »Jo hast du schon mit deinem Gerede verrücktgemacht«, flüsterte Janina. »Und nun wirfst du dich auch noch Robin an den Hals und verdrehst ihm den Kopf. Du wirst ihn auch in den Selbstmord treiben.«
Rica biss sich auf die Unterlippe. War es das, worum es hier ging? Robin? Sie hatte nie das Gefühl gehabt, dass Janina auch nur entfernt an ihm interessiert sein könnte, aber genau wusste sie das natürlich nicht. Vorsichtshalber wich sie einen Schritt zurück. Es passte ihr nicht, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um Janina ins Gesicht zu sehen. »Warum sagst du mir nicht, worum es wirklich geht?«, erwiderte sie. »Du denkst, ich schnappe dir Robin weg?«
Der blonde Bodyguard knurrte. Es hörte sich an wie ein wütender Hund.
»Pass auf, was du sagst!« Janina zischte jetzt. »Und vor allem: Pass auf, was du tust. Sonst könnte das ernste Schwierigkeiten nach sich ziehen.«
Rica zuckte mit den Schultern und wich noch einen Schritt zurück. Insgeheim kalkulierte sie fieberhaft, ob sie den dreien davonlaufen konnte. Vielleicht, aber sie sahen auch nicht gerade unsportlich aus. Besonders die Kerle, und die hatten viel längere Beine als Rica. Hier ging es mit Sicherheit um etwas ganz anderes als ihre Bekanntschaft mit Robin, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was es war. Janina wollte sie einschüchtern. Aber warum?
Jo. Wenn sie nun etwas mit Jos Tod zu tun haben … Rica schluckte und stürzte sich dann Hals über Kopf in einen Frontalangriff.
»Schwierigkeiten? Ich frage mich, wie es ist, Schwierigkeiten zu haben.« Rica versuchte ein Grinsen. »Wären mal eine schöne Abwechslung, solche Schwierigkeiten. Kannst du mir das vielleicht genauer erläutern? Ich meine, verprügelt ihr mich einfach, oder lande ich hinter der Musikhalle wie Jo? Und was ist mit Jonas? Hat der auch Schwierigkeiten mit euch bekommen? Oder hat der es wenigstens geschafft, sich ganz allein aus dieser Welt zu verabschieden? Immerhin scheint ihr Rassepferde in so was ja gut zu sein.« Noch während sie sprach, bewegte sie sich langsam und vorsichtig rückwärts. Alle Muskeln in ihrem Körper waren angespannt, und sie war mehr als bereit, das Weite zu suchen.
Doch sie war nicht schnell genug.
Sie hatte kaum ausgeredet, da schnellte Janina vorwärts wie eine Raubkatze, die zu lange auf der Lauer gelegen hatte. Rica versuchte noch auszuweichen, doch im nächsten Moment war das ältere Mädchen schon über ihr und riss sie mit sich zu Boden. Alles, was Rica noch tun konnte, war, sich zur Seite zu drehen, damit sie nicht direkt auf ihre Kamera fiel und
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