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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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Jo. Es klang wie ein unterdrücktes Lachen. »Schwierigkeiten wäre wohl leicht untertrieben, denke ich. Aber damit werde ich fertig, vielen Dank.« Rica hörte, wie ein Stuhl über den Boden geschoben wurde, dann Schritte, die sich entfernten, und eine Tür, die ins Schloss fiel. Erst dann erklang das leise Klicken, mit dem die Aufnahme beendet wurde.
    Rica starrte den Bildschirm an. Das war es. Die letzte Audiodatei, die es von Jo gab – die es jemals von ihr geben würde.
    Noch mehr Schwierigkeiten. Zwei Tage später war Jo im Kletterkurs zusammengebrochen, und Robin hatte sie auf Frau Jansens Anordnung abgeholt. Und dann war sie verschwunden. Rica war sich jetzt sicher, dass die Therapeutin mit Jos Tod etwas zu tun haben musste. Diese letzte Aufnahme konnte ein Hinweis darauf sein. Aber ob das als Beweis wohl ausreichen würde, wenn sie damit zur Polizei ging? Vielleicht war es besser, wenn sie sich die anderen Aufnahmen auch noch anhörte. Sie musste ganz sicher sein, dass sie wirklich auf der richtigen Spur war.
    Aber nicht mehr heute und nicht mehr hier. Die Uhr am unteren Bildschirmrand fiel in ihr Blickfeld. Verflixt. Wenn sie sich jetzt nicht beeilte, dann gab es wirklich Ärger mit ihrer Mutter. Rica zog den USB-Stick aus dem Anschluss, ohne ihn abzumelden und fuhr den Computer herunter. Sie stopfte den Stick wieder zurück in ihre Jeanstasche, packte ihren Schulrucksack und machte sich auf den Weg nach Hause.
    »He, Rica!« Die lauten Worte rissen Rica aus ihrer Träumerei und schreckten sie auf. Sie blieb stehen und sah sich um. Drei Gestalten kamen auf dem Weg hinter ihr her. Die mittlere von ihnen – die auch gerufen hatte – kannte Rica. Es war Janina. Sie hatte sich in den letzten Wochen sehr zurückhaltend gezeigt, und Rica selbst hatte mit ihr kaum etwas zu tun gehabt. Außer bei der Prügelei an ihrem ersten Tag an der Schule hatte sie Janina nicht mal richtig wahrgenommen. Zu ihrer Überraschung fiel ihr deshalb jetzt erst auf, wie sehr sich das ältere Mädchen verändert hatte. Vor drei Wochen noch waren ihre Haare lang und zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden gewesen, ihre Kleidung unauffällig, aber ordentlich und sauber. Nun hatte sich Janina eine raspelkurze Frisur zugelegt – ganz ähnlich der von Jo, wie Rica feststellte –, trug knapp unterm Hintern abgeschnittene Shorts und ein Shirt mit einem Ausschnitt, der keine Wünsche mehr offen ließ. Zumindest, wenn man ein Junge oder sonst irgendwie daran interessiert war.
    Janinas zwei Begleiter kamen Rica unbekannt vor. Bestimmt hatte sie sie schon mal auf dem Schulhof gesehen, doch sie konnte sich nicht an ihre Gesichter erinnern. Es waren zwei Jungen in Janinas Alter, absolut unauffällig. Ordentliche Schulkleidung, sauber und von guter Qualität, der eine blond, der andere braunhaarig, aber sonst fast identisch frisiert. Nur ihr Gesichtsausdruck passte nicht ganz zu dem Image des braven Schuljungen. Sie wirkten verkniffen, die Lippen waren aufeinandergepresst, die Augen ein wenig verengt. Und gleichzeitig sahen sie ängstlich aus. Immer wieder wanderten die Blicke der beiden zu Janina, die so etwas wie ihre Anführerin darzustellen schien. Und Janinas Gesichtsausdruck wirkte nicht viel glücklicher. Um nicht zu sagen: Janina schien stocksauer zu sein.
    Rica hob verwundert die Augenbrauen. Womit konnte sie Janina dermaßen verärgert haben? Die Prügelei in der Cafeteria lag nun wirklich lange genug zurück. Trotzdem sah sie sich noch einmal rasch um, nur um sicherzugehen, dass sich nicht noch von irgendwo anders her Leute näherten. Wenn sie schon Ärger bekam, dann war ihr lieber, wenn sie einen Rückzugsweg offen hatte.
    »Hallo, Janina.« Sie versuchte, ganz entspannt zu lächeln.
    Janina reagierte nicht darauf. Sie verzog keine Miene, kam nur drohend näher und blieb knapp vor ihr stehen. Ihre beiden Begleiter scherten ein wenig nach rechts und links aus und stellten sich wie Bodyguards mit gekreuzten Armen und grimmigem Lächeln breitbeinig auf.
    Ricas Herz schaltete in den Rennfahrermodus. Etwas verunsichert, aber fest entschlossen, das niemanden merken zu lassen, sah sie von einem zum anderen und konzentrierte sich dann wieder auf Janina. »Was gibt es?«, fragte sie so normal wie möglich.
    Janina schenkte ihr nur einen grimmigen Blick.
    »Hör mal, wenn du irgendein Problem mit mir hast, schön, aber reden musst du schon mit mir, sonst hab ich ja keine Ahnung, worum es geht.« Sobald die Worte heraus waren, wusste Rica

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