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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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Gesicht. »Ich gebe zu, ich hab mich nicht getraut. Janina war furchteinflößend.« Er kaute beschämt auf seiner Unterlippe herum. »Außerdem wollte ich keine Schwierigkeiten bekommen. Frau Jansen reagiert immer besonders interessiert auf Prügeleien.«
    »Soll das heißen, hier kommt so etwas öfter vor?«, wollte Rica wissen. Sie war immer noch nicht bereit, die Bewunderung in seiner Stimme anzuerkennen.
    Robin strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte nervös. »Manchmal«, erwiderte er ausweichend. »Hör zu, Rica, ich fand es wirklich, wirklich klasse, was du getan hast. Können wir es nicht dabei belassen?«
    Prügeleien sind hier an der Tagesordnung? Hier? An dieser elitären Schule mit ihren intelligenten, begabten, wunderbaren Schülern? Was ist denn nur los?
    »Okay, dann war ich eben wirklich mutig. Was soll’s? Geholfen hat es nicht gerade, oder? Stattdessen muss ich mir anhören, dass ich unsicher bin und wahrscheinlich Probleme mit meinem Vaterbild habe.« Sie wollte wirklich noch wütend sein, aber sie merkte selbst, wie ihr Zorn langsam abflaute und etwas anderem Platz machte, einer Art Kummer und Verwirrung. Woher wollte sie denn wissen, ob Frau Jansen nicht vielleicht doch recht hatte? Vielleicht vermisste sie einen Vater so sehr, dass sie sich als Beschützerin aufspielen musste. Einen Augenblick lang wollte sie nichts lieber tun, als sich an Robins Schulter zu lehnen und sich einmal so richtig auszuheulen. Aber das ging natürlich nicht. Nicht nur, weil sie schon einen Freund hatte. Man warf sich doch nicht einfach irgendeinem Jungen an den Hals, den man kaum kannte. Und wenn er noch so freundlich war.
    »Du musst nicht alles glauben, was sie dir erzählt«, sagte Robin sanft. »Am besten ist es, du denkst nicht mehr daran. Was interessiert dich diese eine blöde Therapeutin? Diese Psychotanten wollen doch immer nur überall Probleme sehen.« Er lächelte sie an, und einen ganz kleinen Moment lang schlug Ricas Herz schneller. Robin hatte ein schönes Lächeln. Es ließ sein ganzes Gesicht aufleuchten.
    »Kommst du mit in den Park? Wir wollten zusammen ins Café gehen«, fragte er und machte eine vage Handbewegung in Richtung des Schulparks.
    »Wer wir?« Trotz Robins Bemühungen war Rica noch immer nicht ganz beruhigt. Frau Jansen und ihre Therapiestunden gingen ihr nicht aus dem Kopf. Aber es wäre vielleicht ganz nett, sich abzulenken. Mit ein paar anderen Leuten zusammenzusitzen und einfach nur zu quatschen.
    »Torben, Kai, ich, Janina – «
    »Janina? Spinnt ihr? Das Mädchen hat gerade fast einen Unterstufler umgebracht!«, unterbrach ihn Rica.
    »Na ja, sie gehört halt irgendwie dazu. Immerhin ist sie Kais Freundin«, murmelte Robin verlegen. »Das vorhin war einfach ein kleiner Ausraster. Normalerweise ist sie sehr nett, du wirst sehen.« Er streckte Rica die Hand entgegen. »Na komm schon.«
    Rica wich einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Sorry, aber nein. Nicht, wenn Janina dabei ist. Ich finde die Wahl deiner Freunde etwas bedenklich.«
    »Ich kann es doch nicht ändern. Sie gehört nun einmal dazu.« Robin zwinkerte. »Komm schon. Du kannst sie ja auch ignorieren.«
    Rica verdrehte die Augen. Sie gehört eben dazu? Sie konnte es nicht fassen. Sie wäre zu gern mitgegangen. Hätte mit Robin zusammen im Café gesessen, aber nicht, wenn Janina mitkam. »Nein«, erwiderte sie deswegen. »Ich möchte lieber allein sein. Sorry. Vielleicht ein andermal.« Wenn wir uns vielleicht mal allein treffen könnten. Aber sie schob den Gedanken beiseite. Robin suchte nach Worten, schließlich nickte er.
    »Okay«, meinte er. »Aber wir holen das nach. Vielleicht können wir ja mal zusammen ins Dorf runtergehen, was meinst du?«
    Rica atmete tief durch und nickte. Dann hob sie kurz die Hand zum Gruß und wandte sich ab, um weiter die Straße hinunterzugehen.
    »Falls du mal jemanden zum Reden brauchst«, rief ihr Robin halblaut hinterher, »ich bin da.«
    Die Worte zauberten ein Lächeln auf Ricas Gesicht, doch schon ein paar Schritte später holten die düsteren Gedanken sie wieder ein wie Fliegen, die an einem Fliegenfänger kleben bleiben. Sie wandte das Gesicht in die Sonne und versuchte, ihren Kopf ein wenig klarer zu bekommen, aber das schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
    Die Sonne stand hoch, und es wehte kein Lüftchen. Über dem Asphalt der Auffahrt flirrte die Hitze und täuschte Wasserpfützen vor, wo keine waren. Rica schlenderte gemächlich dahin,

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