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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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nicht mehr, in welche Richtung sie laufen sollte, sie lief einfach los, auf Robins Stimme zu. »Ich komme zu dir.« Ihr Herz jagte, teils aus Angst, aber zum großen Teil auch, weil sie Robin wiedersehen würde. Robin war hier, und er war in Ordnung, und das konnte doch gar nicht so schlimm sein. Sie würden gemeinsam fliehen, und dann …
    Seine nächsten Worte ließen sie abrupt innehalten. »Rica! Bleib bloß weg, bleib weg, das ist … Sie wollen …« Unvermittelt brach er ab. Doch anstelle der Totenstille traten jetzt undeutliche Kampfgeräusche, irgendwo weiter vorne. Robin rang mit jemandem. Jemandem, der versuchte, leise zu sein, was ihm aber nicht gelang.
    »Robin!« Dieses Mal schlich sich ein Ton der Panik in Ricas Stimme. Sie konnte es nicht verhindern. Mit einem Mal wurde ihr klar, was hier vorging. Jemand hatte die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet und irgendwie Robin hierher geschafft, um sie anzulocken. Vermutlich sollte es so aussehen, als sei sie selbst ausgebrochen und hätte sich auf den Weg gemacht, ihren Freund zu suchen. Und wenn sie ihn gefunden hatte, dann würde vermutlich ein kleiner Unfall passieren. Irgendetwas, irgendeine Dummheit, die sie selbst und Robin einfach von der Bildfläche verschwinden lassen würde. Schließlich konnte man nie genau sagen, was diese Kinder anrichten würden, nicht wahr? Nicht unser Problem, dass sie die Salzsäure ausgetrunken haben, Herr Wachtmeister.
    Sie sollte umdrehen und wegrennen. Vielleicht sogar zurück in ihr Zimmer. Niemand konnte ihr aus irgendwas einen Strick drehen, wenn sie einfach auf ihrem Zimmer geblieben war. Vermutlich konnten sie nicht mal ihren coolen kleinen Plan durchziehen. Sie würden sie schon nicht einfach so umbringen.
    Aber dort vorne war Robin, und er war nicht allein. Die Leute vom Institut waren bei ihm, und wenn Rica in Gefahr war, dann war Robin das auch. Wer wusste schon, was sie tun würden, wenn sie Rica losgeworden waren. Vielleicht wollten sie ja auch alle Schüler der Daniel-Nathans-Akademie ausschalten, um zu verbergen, was sie getan hatten.
    Auf jeden Fall konnte Rica Robin unmöglich im Stich lassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Niemals. Sie senkte den Blick auf den dichten Teppich und begann, langsam einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sie kam sich vor, als liefe sie durch dicken Sirup, aber schneller kam sie einfach nicht voran.
    Die Geräusche hatten aufgehört. Der Flur lag jetzt wieder in vollkommener Stille da. Rica konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass jemand auf jeden ihrer Schritte lauschte. Ohne darüber nachzudenken, presste sie sich an die Wand und schob sich nur noch Stück für Stück voran. Nur kein Geräusch machen! Es war ein schrecklich langsames Vorankommen, wo doch alles in ihr danach schrie, loszurennen, um Robin zu retten.
    Robin.
    Wenn ihm etwas zustieß, würde Rica sich das nie verzeihen. Sie hatte ihn schließlich in die ganze Sache hereingezogen. Wenn sie ihm nur noch nichts getan hatten.
    Vor ihr wurde eine Tür aufgestoßen, und goldene Helligkeit flutete in den Gang hinein, nur um gleich wieder von einer großen, dunklen Silhouette verdeckt zu werden. »Komm raus, ich weiß, dass du hier bist!«
    Die Stimme kannte Rica. Herr Wolf. Wer auch sonst?
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und drückte sich in eine Türöffnung. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie sie zu Fäusten ballte, um sie ruhig zu halten.
    »Komm raus! Oder dein Freund muss für deine Sturheit herhalten.« In der Stimme lag kein Fitzelchen Wärme mehr, es hätte ein Roboter sein können, der da sprach.
    Ricas Zittern wurde noch stärker. Bald würde sie ohnehin nicht mehr in der Lage sein, sich zu verbergen, und Robin war in Gefahr. Aber ihr wurde klar, dass sie noch viel größere Angst vor dem Mann vor ihr hatte, als sie bisher geglaubt hatte. Sie konnte keinen einzigen Schritt tun.
    Der Mann seufzte. »Wie du willst.« Seine Silhouette verschwand aus dem Türrahmen, und einmal mehr strömte die Helligkeit in den Flur. Rica konnte die Schritte des Mannes auf poliertem Holzboden vernehmen. Er entfernte sich langsam. »Tut mir leid, aber deine Freundin ist zu feige …«, begann er.
    Etwas schien in Rica zu zerbrechen. Das Gummiband, das sie auf voller Anspannung gehalten hatte, riss, und sie schnellte einfach los, ohne an ihre Angst zu denken, ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden.
    Mit wenigen Sätzen hatte sie den Abstand zu der Tür überbrückt und tauchte ein in die blendende Helligkeit.

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