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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Für einen Augenblick war sie geblendet, ihre Augen begannen zu tränen, und sie konnte nichts Genaues erkennen. Alles, was sie sah, war die große Gestalt, die sich am Ende des Raumes über ein Krankenbett beugte. Sie hatte eine Spritze in der Hand.
    Rica rannte los. Noch im Laufen senkte sie den Kopf wie ein angriffslustiger Terrier, und kurz bevor sie den Mann erreichte, machte sie sich auf den Aufprall gefasst. Sie hielt den Atem an und rammte ihre Schulter mit voller Wucht in seinen Rücken.
    So zumindest war der Plan gewesen. Doch schneller, als sich irgendein Mensch bewegen durfte, trat der Kerl beiseite, packte Ricas Arm und nutzte ihren eigenen Schwung, um sie zu Boden zu reißen. Rica schrie auf, als sich ihr Ellenbogengelenk verdrehte, einen Moment lang wurde ihr schwarz vor Augen, dann folgte ein grässlich harter Aufprall, der ihr die Luft aus den Lungen zu drängen drohte.
    Sie schnappte nach Luft. Vor ihren Augen tanzten bunte Kreise, und nur schemenhaft konnte sie den Mann über sich erkennen, wie er sich zu ihr hinunterbeugte, die Spritze in der Hand.
    »Dummes Mädchen«, sagte er. »Man sieht gleich, dass du nicht eine von uns bist. Dann stach er ihr nicht eben sanft die Nadel in den Arm.
    Ich werde nicht die Besinnung verlieren. Ich kann stark sein, ging es Rica durch den Kopf. Er kann mich nicht einfach betäuben.
    * * *
    Eliza hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde. Sie hatte geglaubt, dass ihre Fähigkeiten erst allmählich wieder zu ihr zurückkehren würden, wenn sich die Pheromone wieder aufbauten oder was auch immer sie taten. Tatsächlich fühlte sie schon bei dem ersten Schluck süßen Saftes, der ihr die Kehle hinunterrann, wie sich etwas in ihr verschob. Ihr wurde schwindelig, die Welt kreiste vor ihren Augen. Dann schienen sich mit einem Mal die Farben zu verändern. Als hätte jemand die Umgebung mit Neonstiften übermalt, begann alles zu leuchten. Eliza stöhnte und schloss die Augen.
    »Keine Angst, es wird besser«, sagte Felix neben ihr. Seine Stimme klang dünn und leise. »Das ging mir zu Beginn auch so. Es ist nur, weil du es nicht mehr gewöhnt bist. Du musst dich daran erinnern, wie die Welt früher war. Ganz früher, als du noch ein kleines Kind warst.«
    Eliza kniff die Augen weiter zusammen, aber etwas an dem, was Felix gesagt hatte, weckte ihre Erinnerung. Farben. Früher waren die Farben viel heller gewesen, viel intensiver. Sie hatte sich gar nicht mehr recht daran erinnert, bis sie davon geträumt hatte. Wann war das gewesen? Damals, so glaubte sie sich zu erinnern, hatte alles seine eigenen Farbe gehabt. Und sie hatte sagen können, wie es um die Welt bestellt war, indem sie die Farben betrachtete. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was das für ein Gefühl gewesen war, und allmählich legte sich die Übelkeit. Immer noch mit geschlossenen Augen nahm sie einen zweiten und dritten Schluck Saft. Sie fühlte, wie eine Welle aus Wärme sie durchflutete, und langsam wagte sie, die Augen wieder zu öffnen.
    Die Farben waren nicht mehr so grell. Oder vielleicht lag das auch nur daran, dass sie sie jetzt erwartete. Dennoch sah alles so anders aus, so viel verständlicher. Felix, von einem unruhigen Orange umgeben. Das Krankenzimmer in kühlem Blassblau. Ein hellgoldener Schimmer draußen vor dem Fenster, wo irgendwo der Mond über dem Meer stehen musste.
    »Danke«, flüsterte Eliza und stellte den Krug mit Saft wieder ab. »Ich muss weiter.«
    »Was hast du vor?« Wenn überhaupt wurde das Orange noch unruhiger.
    »Ich muss jemanden retten.«
    »Das schaffst du nie. Selbst jetzt nicht.«
    Eliza zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein«, meinte sie. »Aber wenn ich es nicht versuche, werde ich mich auf ewig hassen.« Sie drehte sich zur Tür um.
    »Nimm mich mit!«, flüsterte Felix. Eliza reagierte nicht. »Nimm mich mit!«, verlangte er lauter. »Ich helfe dir.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Weil ich Robins Freund war. Bin. Ich will helfen.«
    Sie zögerte. Etwas in ihr sagte, dass das keine gute Idee war, dass Felix eine tickende Zeitbombe war, die jederzeit hochgehen konnte. Aber sie wollte sich auch nicht ganz allein in die Bresche werfen.
    »Okay«, meinte sie. »Komm.«
    Als sie auf den Flur hinaustraten, konnte Eliza von unten Schritte hören. Viele Schritte. Eine ganze Reihe Wachleute schien in das Gebäude zurückzukehren. Eliza versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. Sie musste sich jetzt nicht fürchten. Sie hatte alles, was sie

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