Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
und euch zu bringen, bevor ich zu denen zurückgekehrt bin.«
»Das hat ja wunderbar funktioniert«, murmelte Rica. »Hast du im Ernst daran geglaubt, dass Ma sich das einfach gefallen lässt? Dass sie nicht anfängt, nachzuforschen?«
Er lächelte verlegen. »Ich war jung und naiv«, meinte er nur. »Zu der Frage, warum das Institut gerade meine Hilfe brauchte: Nun, ich hatte das Gefühl, sie reiten sich da völlig in den Dreck. Ich hab mal an die Sache geglaubt, die sie vertreten, und ich wollte nicht, dass alles vollkommen vor die Hunde geht.« Er zuckte mit den Schultern. »Offensichtlich habe ich mich verschätzt.«
Rica kniff die Augen zusammen und musterte ihren Vater eingehend. Es war wahr, er hatte ihre Frage beantwortet – aber sie hatte dennoch nicht das Gefühl, mehr zu wissen. Irgendwie hatte er es geschafft, alles Wesentliche zu umgehen.
»Und was ist das für eine Sache, die sie vertreten?«
»Genetische Verbesserung«, antwortete er, wie aus der Pistole geschossen. »Das hast du dir sicher schon selbst gedacht. Sie verbessern künstlich gezeugte Babys.«
»Zu welchem Zweck?« Rica hatte das Gefühl, sich gerade so richtig einzuschießen. »Was wollen sie mit den Kindern?«
»Nichts, so viel ich weiß. Sie wollen nur den Eltern eine Garantie geben, dass ihre Kinder gesund sind und es gut haben werden.«
Rica hatte viel Übung im Lügen. Sie hatte sich ihr halbes Leben lang mit Ausreden aller Art durchgeschlagen. Normalerweise war sie jedoch auch jemand, der schnell auf eine Lüge hereinfiel. Wenn es um andere ging, dann fiel es ihr schwer, sie zu durchschauen.
Nicht so bei ihrem Vater. Sie konnte es in seinen Augen sehen, wie sein Blick kurz zu seiner Kaffeetasse huschte, als er den letzten Satz sagte. Wie er es danach vermied, sie direkt anzusehen, und stattdessen den Dampf über dem heißen Kaffee wegblies.
Es hätte ihre eigene Reaktion sein können.
Ich glaube dir nicht. Aber noch wollte sie ihm das nicht sagen. Noch hatte sie die Hoffnung, vorher etwas Nützliches aus ihm herauszubekommen.
»Und jetzt arbeitest du gegen sie? Wie?«
Er lächelte schwach. »Wenn du an Geheimorganisationen denkst, hast du dich da geschnitten. Ich arbeite für eine Zeitung.«
»Eine Zeitung?«
»Ja, du weißt schon, diese gedruckten Dinger, die von euch Kids niemand mehr liest.«
Ärgerlich verdrehte Rica die Augen. »Was für eine Zeitung.«
»Tut mir leid, darf ich dir nicht sagen.«
Wieder dieser Blick. Eine weitere Lüge. Rica kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Also gut, so wird das nichts. Kannst du mir nicht einfach alles erzählen? Was die vorhaben? Was du vorhast? Wie weit du bist? Wie wir helfen können?«
»Also erstens möchte ich sowieso, dass du dich da raushältst«, sagte ihr Vater sofort. »Ich liefere dir hier kein neues Material, womit du deine paranoiden Nachforschungen fortsetzen kannst. Ich versuche, dich zufriedenzustellen, damit du die Sache endlich auf sich beruhen lässt und die anderen machen lässt.«
Rica wollte ihrem Vater schon eine patzige Antwort geben, aber ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass er es ernst meinte. Todernst.
Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie ihm wirklich die Wahrheit sagen musste. Sie setzte ihr breitestes Lächeln auf und dachte gerade noch daran, ihm direkt in die Augen zu sehen und nicht etwa in ihre Kaffeetasse, als sie antwortete: »Also gut. Wenn du mir alles sagst, werde ich Ruhe geben. Versprochen. Ich stelle keine Nachforschungen mehr an.«
Ihr Vater musterte sie scharf. Rica behielt ihren offenen Blick bei. Wir haben vielleicht beide jahrelang Erfahrung im Lügen, dachte sie, aber er kennt mich nicht gut genug.
Sie war sich nicht sicher, ob ihr Vater auf die Scharade hereinfiel. Er sah immer noch skeptisch aus. Dann nickte er. »Okay«, sagte er. »Ich hoffe, ich kann dir vertrauen, Rica. Immerhin bist du meine Tochter.«
Immerhin bist du mein Vater, das hat dich nicht davon abgehalten, uns jahrelang allein zu lassen. Rica lächelte unschuldig und süß.
»Also, was das Institut vorhat, ist Folgendes: Bei der Entstehung dieser Kinder sind teilweise … sagen wir … halblegale Vorgehensweisen angewandt worden. Ihr Primärziel ist, alle Beweise dafür aus dem Weg zu räumen, jetzt wo die meisten der Kinder in ein Alter kommen, in dem sie ihre Herkunft hinterfragen können.«
Rica runzelte die Stirn. »Warum vernichten sie dann nicht einfach ihre Akten oder so was? Und was sollte die Geschichte auf der Skihütte? Warum
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