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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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hatte man uns da unter Beobachtung? Warum hat dieser Patrick den Psychopathen gespielt? Das passt doch gar nicht zu deiner Geschichte.«
    Ihr Vater verzog das Gesicht. »Ich fürchte, das liegt daran, dass ein paar der begabten Kinder schon zu viele Fragen gestellt haben. Du bist dir ja bestimmt inzwischen bewusst, dass sie an der Daniel-Nathans-Akademie sind, damit man sie unter Beobachtung halten kann. Man wollte ursprünglich nur sehen, wie sie sich entwickeln. Jetzt, seit Leute Fragen stellen und das Institut vor der Entscheidung steht, manche seiner Akten öffentlich machen zu müssen, versuchen sie, die Kinder einzuschüchtern.« Er lächelte. »Du hast ja selbst mitbekommen, wie gut sie darin sind, Leute zu erschrecken. Soviel ich weiß, haben sie es auch bei dir versucht.«
    Rica runzelte wieder die Stirn. Ihrer Ansicht nach gehörten Mordversuche nicht unbedingt in die Kategorie »einschüchtern«, und was in den Skiferien passiert war, hatte sich auch nach mehr angefühlt, als nach bloßem Bangemachen.
    »Warum versuchen sie dann, gleich alle einzuschüchtern? Du kannst mir nicht weismachen, dass Leute wie Sarah oder Vanessa ernstzunehmende Fragen gestellt haben?«
    Ihr Vater zuckte abermals mit den Schultern. »Ich sage nicht, dass ihre Methoden besonders sinnvoll oder legal sind. Du musst verstehen: Sie sind verzweifelt. Dabei schlagen sie etwas über die Stränge.« Er lächelte Rica an und nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee. »Das ist auch der Grund, warum ich versuche, Material über sie zu sammeln. Für die Zeitung. Ich will die Machenschaften des Instituts ans Licht bringen, damit sie in Zukunft keinen Unfug mehr anstellen können.«
    Zum ersten Mal im Verlauf ihrer Unterhaltung hatte Rica das Gefühl, dass ihr Vater die Wahrheit sagte. Zumindest Teile davon. Vielleicht fühlte er sich einfach nicht wohl dabei, über seine Motive zu lügen.
    »Zu dem Thema, wie weit ich bin«, fuhr ihr Vater unbeeindruckt fort. »Ich habe bald genügend Material zusammen. Ich wollte mich noch mit einem Informanten aus dem Institut treffen, der mir ein paar Akten bringt. Dann kann man meinen Artikel veröffentlichen. Wenn du und die anderen Hobbydetektive mir nicht ständig dazwischenfunken würden, wäre ich sicher schon so weit.« Er versuchte, es streng zu sagen, aber seine Augen lächelten dabei. Wie schon auf der Skihütte konnte Rica das Gefühl nicht abschütteln, dass er irgendwie stolz auf sie war.
    »Und was ist das für eine Geschichte mit den Pheromonen, über die du mit Torben und Eliza gesprochen hast?«, wollte sie wissen. »Und den Inhibitoren.« Sie nippte an ihrem Kaffee. Er war merklich abgekühlt, und Rica verzog das Gesicht.
    »Eine Nebenwirkung«, meinte ihr Vater. »Niemand hat das geplant, aber manche, wenn nicht alle, der künstlich gezeugten Kinder scheinen in der Pubertät die Fähigkeit zu entwickeln, andere zu beeinflussen. Das funktioniert über Pheromone. Stoffe, die der Körper ausscheidet und die anderer Leute Empfindungen in bestimmte Richtungen lenken sollen. Manche Insekten können das auch. Da gibt es zum Beispiel Pheromone, die aggressiv machen, sodass der ganze Schwarm Bienen zum Angriff übergehen kann. Oder welche, die alle um einen Anführer scharen, oder die andere dazu bringen, jemandem zu folgen. So etwas. Menschliche Pheromone gibt es auch, aber normalerweise sind sie lang nicht so effektiv.« Er erhob sich vom Sofa. »Du hattest Hunger, oder? Wir können weiterreden, aber wenn du nichts dagegen hast, koche ich uns eine Kleinigkeit. Ich habe nämlich selbst schon eine Weile nichts mehr gegessen.«
    Er trat an den Kühlschrank und begann, darin herumzukramen. Dann förderte er zwei Pakete Bratwürste, zwei Packungen Mozzarella und eine Handvoll Kirschtomaten zu Tage. Während er die Pfanne auf den Herd setzte und scheinbar konzentriert die Bratwurstpackungen aufschnitt, konnte Rica geradezu in seinen Kopf hinein sehen. Er wollte Zeit schinden. Er wollte ihr nicht mehr in die Augen sehen müssen, wenn er ihr antwortete. Sie wunderte sich ein bisschen, dass es ihr so leichtfiel, diesen Mann zu durchschauen, der doch bisher nie in ihrem Leben aufgetaucht war. Sie musste lächeln. Er hatte ihr Halbwahrheiten erzählt, wenn überhaupt. Und er glaubte offensichtlich, dass sie sich damit zufrieden geben würde. Nun, er kannte sie eben nicht besonders gut.
    Aber eines war klar: Sie würde nicht mehr aus ihm herausbekommen. Er war ganz offensichtlich der Meinung, dass sie

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