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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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von einer Tellerseite zur anderen. »Woher kennst du meine Schwester? Wie geht es ihr?«
    Sie ist schwanger, lag Eliza auf der Zunge, aber das sagte sie nicht. Stattdessen begann sie, von den Skiferien zu berichten. Sie versuchte, möglichst nahe an der Wahrheit zu bleiben, ohne Rica in ein schlechtes Licht zu rücken. Schließlich hatte sie sich Saskia gegenüber nicht gerade fair verhalten.
    Felix hörte aufmerksam zu. Nie schienen diese grünen Augen Elizas Gesicht zu verlassen. Sein Essen lag vergessen auf dem Teller vor ihm. Als sie fertig war, seufzte er.
    »Nathan also auch«, murmelte er vor sich hin. »Du kennst eine Menge Leute. Warum bist du hier?« Seine Augen verengten sich. »Willst du mich aushorchen?«
    »Quatsch«, erwiderte Eliza. »Ich will versuchen, dich hier herauszuholen. Und nicht nur dich.«
    Felix schnaubte. »Das ist aber sehr nobel von dir. Kannst du dann in deine Liste von Heldentaten für die Woche eintragen. Wie bei den Pfadfindern. Jeden Tag eine gute Tat, oder so etwas, was?« Er schüttelte den Kopf. »Vergiss es! Du musst erst einmal herausfinden, wie das hier läuft, dann wirst du selbst sehen, dass wir hier nicht wegkommen.«
    Eliza sah sich in der Kantine um. Sie konnte niemanden sehen, der sie beobachtete, aber das musste natürlich nichts heißen. Es konnten überall Kameras installiert sein. Aber selbst wenn – niemand konnte ihr Vorwürfe machen, wenn sie sich fragte, was das alles hier sollte. Sie beugte sich zu Felix vor.
    »Weißt du, warum wir hier sind?«
    »Du nicht?« Er zuckte mit den Achseln. »Wir sind hier, weil sie aus Versehen Monster gebaut haben.«
    »Monster?«
    Er nickte. »Monster. Vielleicht sind nicht alle schlimm oder gefährlich, aber Monster sind wir schon. Oder glaubst du, was wir können, ist natürlich? Oder meinst du, die Weise, auf die wir entstanden sind, hat sich die gute Mutter Erde ausgedacht?« Wieder schnaubte er, doch dieses Mal hörte es sich fast wie ein Lachen an. Fast. »Wir sind Monster. Sie hätten das ganze Ding hier Frankenstein-Institut nennen sollen. Das hätte gepasst.« Er zog seinen Teller zu sich heran und begann, an seinem inzwischen kalten Schnitzel herumzusäbeln. »Und jetzt lass mich in Ruhe! Ich bin schon viel zu lange hier, um mir von irgendwelchen Grünschnäbeln falsche Hoffnungen machen zu lassen.«
    Eliza wollte noch etwas erwidern, doch Felix starrte so eindringlich auf seinen Teller, dass ihr klar war, dass sie keine Antwort mehr bekommen würde. Felix hatte Angst. Er war frustriert. Geschlagen. Von dem kämpferischen Jungen, von dem Robin erzählt hatte, war nicht mehr viel übrig geblieben. Enttäuscht wandte sich Eliza ihrem Teller zu.
    Lustlos schob sie ihre Pommes hin und her, als ihr plötzlich auffiel, wie es im Saal still wurde. Verwundert sah sie von ihrem Teller auf und blickte sich um. Die meisten Kinder und alle Erwachsenen hatten zu Essen aufgehört und sahen zur Tür hinüber. Eine Atmosphäre gespannter Aufmerksamkeit lag über dem Raum, und sie ging ganz deutlich vom Tisch des Personals aus. Eliza folgte den Blicken und entdeckte zwei kleine Kinder an der Tür zum Speiseraum.
    Sie waren wirklich noch klein. Vielleicht drei oder vier Jahre alt, blond, auf diese typische, kindliche Weise plump. Sie trugen schlichte Latzhosen, eine rosa, eine blau, mit weißen Longshirts darunter, und sie hielten sich an den Händen fest wie zwei Ertrinkende. Der ganze Saal starrte sie an. Das kleine Mädchen presste die Lippen aufeinander, und Eliza konnte sehen, wie ihre Unterlippe bebte, aber sie fing nicht zu weinen an. Im Gegenteil, nach einem kurzen Augenblick setzte sie ein strahlendes Kinderlächeln auf, das Eliza sofort das Herz erwärmte.
    Die armen Kleinen, ging ihr durch den Kopf. Jemand sollte sich um sie kümmern. Sie war drauf und dran, aufzustehen und zu den Kindern zu eilen, doch ein älterer Junge, der an einem Tisch nahebei gesessen hatte, war schneller. Er sprang auf, eilte zu den Kindern und beugte sich zu ihnen hinunter, wie man eben mit so kleinen Kindern spricht. Er redete leise auf sie ein, und inzwischen lächelten beide Kinder breit und süß zurück. Nach kurzer Zeit nahm der Junge die Hand des kleinen Mädchens und führte beide Kinder in Richtung der Essensausgabe.
    Langsam kehrte wieder so etwas wie Normalität im Raum ein. Die meisten Schüler wandten sich den Resten ihres Essens zu, nur Eliza und noch ein paar andere sahen dem kleinen Pärchen weiter hinterher.
    »Wer ist das?«,

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