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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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gestemmt, die andere an der Türklinke. Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, und der Blick, den sie Felix schenkte, hätte Feuer einfrieren lassen. »Geh sofort auf dein Zimmer zurück! Besuche in der Nacht sind verboten, und das müsstest du eigentlich wissen. Wenn ich dich noch einmal auf der ganzen Station suchen muss, werde ich dich melden.«
    Felix stand vom Bett auf und ging langsam zur Tür. Eliza konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie konnte sich dessen Ausdruck leicht ausmalen. Wütend. Sie konnte die Wut spüren, die von ihm ausging, und für einen winzigen Moment drohte sie, auf Eliza überzuschwappen. Sie konnte den Zorn bereits in sich aufsteigen spüren und kämpfte ihn nieder.
    Die Schwester wartete, bis Felix das Zimmer verlassen hatte, dann zog sie die Tür hinter sich zu und kam zu Elizas Bett herüber.
    »Was hast du dir dabei denn gedacht?«, schimpfte sie und setzte sich neben Eliza …
    »Gar nichts. Er ist von allein … Ich habe keine Ahnung …«, stieß Eliza hervor, aber sie merkte selbst, dass sie Unsinn redete. Sie holte tief Luft und nahm ein paar ruhige Atemzüge, um ein wenig runterzukommen. »Ich habe heute Mittag beim Essen mit ihm gesprochen«, sagte sie dann. »Ich wusste nicht, dass er gleich so darauf reagieren würde.«
    »Felix ist fast am längsten von euch allen hier«, meinte die Schwester. »Und sie haben ihn vollkommen unter Kontrolle. Er ist nicht gerade ihr Vorzeigeobjekt, aber wenn es ihm möglich ist, erfüllt er ihre Wünsche. Jeder hier weiß, dass Felix ein Spitzel ist.« Bei den letzten Worten schlich sich so etwas wie ein Vorwurf in ihre Stimme.
    »Dann hat sich jedenfalls niemand die Mühe gemacht, es mir auch zu sagen«, schnappte Eliza zurück. Sie war beleidigt. Wie hätte sie denn wissen sollen, dass Robins früherer bester Freund ein Verräter war.
    Die Schwester zeigte sich nicht beeindruckt. »Wie auch immer, ich wollte dich zu Marten bringen«, sagte sie. »Kommst du?«
    Konnte sein, dass es Elizas Wut auf Felix und ihre eigene Dummheit war, aber auf einmal hatte sie überhaupt keine Lust mehr, mit Marten zu sprechen. Noch jemand, der sie für seine eigenen Zwecke missbrauchen wollte. Noch jemand, der versuchte, sie zu beeinflussen.
    »So lange ich nicht weiß, was er vorhat, mache ich lieber mein eigenes Ding«, verkündete sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Die Schwester seufzte. »Ich verstehe dich ja in gewisser Weise. Aber du musst Marten wirklich vertrauen, weißt du? Ihm liegt etwas an euch.«
    Eliza schüttelte den Kopf. »Aber was hat er vor?«, wollte sie wissen. »Was ist denn nun eigentlich der große Plan? Gibt es einen?«
    Die Schwester seufzte, hob die Schultern und sah dann zur Decke empor. »Ich hab die Kameras ausgeschaltet«, sagte sie. »Aber ich habe jetzt keine Zeit, dir alles zu erklären. Früher oder später wird jemand in den Überwachungsraum kommen und bemerken, was ich getan habe. Vorher muss ich zurück sein.« Sie stand auf. »Vielleicht schläfst du jetzt wirklich besser. Ich sage Marten Bescheid, dass du ihn heute nicht triffst. Aber vielleicht möchtest du in den nächsten Tagen zu einem der großen Treffen kommen? Dort wird dir alles erklärt.«
    Eliza hob die Schultern. »Wir werden sehen«, sagte sie, doch als die Schwester die Tür hinter sich schloss, war ihr klar, dass sie nur sich selbst trauen konnte. Marten mochte es gut meinen, aber Eliza hatte es satt, eine Figur auf einem Spielbrett zu sein. Sie würde selbst herausfinden, was zu tun war.
    * * *
    Rica saß im Zug. Endlich. Sie hatte eine eiskalte Nacht am Bahnhof verbracht, immer geplagt von den Bildern, die einfach nicht weggehen wollten. Michelle voller Blut und Hass und Angst. Frau Jansens lebloser Körper. Der winselnde Hund. Das Blut … Und diesen widerlichen Blutgeruch hatte sie immer noch in der Nase.
    Das wird also aus diesen Kindern, sagte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Sie drehen vollkommen durch. Früher oder später. Vielleicht war Michelle nur der Anfang. Wer sagt dir, dass nicht Eliza genauso wird? Oder Robin? Wie kannst du mit Robin zusammen sein, wenn du jeden Moment damit rechnen musst, dass er dir an die Kehle geht? Du solltest dich von ihm fernhalten.
    Auch diese Gedanken versuchte sie abzuschütteln. Michelle war nicht Eliza, und Robin war ganz sicher kein Psychopath. Bestimmt nicht. Er würde so etwas nie tun.
    Die graue Landschaft glitt draußen an ihr vorbei, und ganz langsam schienen ihre vereisten Gliedmaßen

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