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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Während die Geister sie reiten, sind die Pferde, um im Bild zu bleiben, einer gewaltigen Kutsche vorgeschirrt – und allein der Mann auf dem Kutschbock bestimmt, wohin die Reise geht!«
    »Und dieser Mann auf dem Kutschbock«, fragte Amos, »seid Ihr?«
    Der Abt rieb sich die Hände, und es klang, als würden Papierbögen zerknüllt. »In den alten Zeiten«, sprach er, »haben es die hiesigen Heiden versäumt, sich um ein gemeinsames Königsbanner zu scharen. Stattdessen haben sie sich immer nur gegenseitig bekämpft, und von der Macht, die ihnen durch die Geister in die Hände gegeben war, haben ihre Anführer kaum jemals Gebrauch gemacht. Das war ihr größter Fehler, nur deshalb sind sie besiegt und unterworfen worden – obwohl ihre Magie so viel mächtiger war als alle gegnerischen Heerscharen zusammen. Mit der Hilfe der Geister hätte ein heidnischer Großkönig das mächtigste Reich aller Zeiten errichten können. Aber was sie damals versäumt haben, ihr Lieben, das können wir heute zusammen erreichen!«
    Trithemius’ wasserhelle Augen glitzerten wie im Fieberrausch. »Ihr müsst euch nur rasch noch in Rogár erleuchten lassen«, fuhr er fort, »dann werden die Geister diese Klostermauern unbezwingbar machen. Und nicht lange danach werden sie die Waffen meiner Streitmacht unbesiegbar machen und aus den Tiegeln und Töpfen meiner königlichen Hofalchimisten wird das künstliche Gold hervorströmen wie Wasser aus einem Felsenquell.«
    Der Abt verstummte unvermittelt und schaute Klara und Amos erwartungsvoll an. Von oben drang weiterhin das Gelärme der Kirchenkrieger zu ihnen herunter, die anscheinend gerade beim Klosterstall gewaltige Lasten abluden.
    »Das also ist Euer Plan, Herr«, fragte Klara, »Ihr wollt mit Hilfe der Geister gegen die Purpurkrieger in den Kampf ziehen? Und nach Eurem Sieg wollt Ihr ein Heidenreich errichten – mit Euch selbst auf dem Königsthron und mit Amos und mir als Euren obersten Zauberpriestern?«
    Trithemius nickte ihr zu. »Ganz genauso wird es kommen, mein Kind.« Ein Lächeln der Verzückung ließ sein Antlitz erstrahlen. »Die Menschen werden in Scharen zu eurem Tempel pilgern und euch wie Engel verehren. Ihr werdet in Pracht und Herrlichkeit leben – nur müsst ihr euch nun sputen, damit Cellari uns nicht doch noch zuvorkommt.«
    Klara und Amos warfen sich einen raschen Blick zu. »Wir gehen nicht mehr zurück nach Rogár«, sagte Amos. »Wir hatten uns vorher schon entschieden, und nach dem, was Ihr uns eben noch offenbart habt, steht unser Entschluss nur noch fester: Wir tun bei Eurem Plan nicht mit.«
    Der Abt machte eine auffordernde Handbewegung zu Faust hin. Er wirkte weit weniger bestürzt oder zornig, als Amos erwartet hatte.
    »Nun denn, sie werden schon noch zu Sinnen kommen«, sagte Faust. »Und bis dahin muss es eben ohne sie gehen.« Er klatschte in die Hände. »Leander – gesellst du dich zu uns?«
    Amos und Klara sahen einander aus großen Augen an. Aus einer Wandnische trat ein Junge mit gelbblonden Haaren und grünen Augen. Es war zweifellos Leander, allerdings war er so sonderbar gekleidet, dass Amos ihn erst auf den zweiten Blick wiedererkannte. In einen unförmigen Umhang gehüllt, der aus Fuchs- und Katzenfell, aus Raben- und Krähengefieder zusammengezwirnt schien, kam er würdevoll auf sie zugewandelt. Anscheinend hatten Faust oder Trithemius ihm erzählt, welche Gewänder die Schriftmagier von Rogár trugen, und er hatte sich sogleich ein ähnliches Kleidungsstück zurechtgeschneidert.
    »Leander!«, rief Klara. »Wie kommst du denn hierher? Haben sie dich verschleppt?«
    »Verschleppt?« Leander hob eine Augenbraue. »Was bringt dich nur auf so einen Unsinn, Klara? Der Herr Faust hat mir erklärt, was es mit der Geistermagie in Wirklichkeit auf sich hat. Meine ebenbildlichen Ahnen waren gleichfalls Priester in Rogár, wenn auch nicht von allerhöchstem Rang. Aber auch sie waren erleuchtet und dienten den Geistern bei Tempelzeremonien. Und da Amos und du euch vor den Geistern anscheinend fürchtet, werde eben ich an eurer Stelle nach Rogár gehen und mich im magischen Ritual erleuchten lassen.«
    Amos’ Hände ballten sich wie von selbst zu Fäusten. »Du dreckiger kleiner Dieb«, schrie er Leander ins Gesicht, »ist dasder Dank dafür, dass dich Klara von deiner Stummheit geheilt hat?«
    Leander verschränkte die Arme vor der gefiederten Brust und schaute Amos herablassend an. »Ich bin kein Dieb, das weißt du so gut wie ich. Den Brief habe

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