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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Trithemius in klagendem Tonfall aus.
    Ehe Amos antworten konnte, legte sich dem Abt von hinten eine Hand auf die Schulter und schob ihn sanft zur Seite.
    »Lasst mich nur machen«, sagte Faust und sah Amos und Klara mit flammend blauen Augen an. »Kommt herein, ihr beiden, wir wollen alles noch einmal in Ruhe besprechen.« Er trat zur Seite, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als seinem Befehl zu folgen.
4
    I
m Felsgelass unter der Einsiedelei
loderten noch immer die Fackeln und Feuer, die Trithemius vorhin angezündet hatte. Die Fackeln waren gerade erst ein paar Fingerbreit weiter heruntergebrannt – während ihrer magischen Reisen durch Raum undZeit war hier in der Gegenwart anscheinend kaum mehr als eine Stunde vergangen.
    Dennoch wirkte der Abt noch angespannter als vorhin, und auch Faust hatte Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. »Ich kann durchaus verstehen, dass ihr euch ein wenig beklommen fühlt«, sagte er zu Amos und Klara, »mir erging es ganz ähnlich, als ich zum ersten Mal mit den Geistern in Berührung kam. Anfangs fühlt es sich wirklich recht ungewohnt an, wenn man so bis in sein tiefstes Inneres von prickelnden, funkelnden Geisterkräften erfüllt ist.«
    So plauderte der furchtbare Zauberer, bewachte sie mit seinem Flammenblick und schien gleichzeitig mit einem Ohr in die Ferne zu lauschen. »Aber glaubt mir, man gewöhnt sich sehr schnell daran – und dann will man es keinesfalls mehr missen!« Er nickte ihnen Bestätigung heischend zu und hatte seinen Mund schon für weitere Lobpreisungen der Geister geöffnet – als er mit einem Mal erstarrte. »Verflucht, sie sind da!«, rief er aus. »Hört ihr das Gelärme? Das müssen die Kirchenkrieger und die Bücherjäger sein – wir dürfen keine Minute mehr verlieren!« Er sah erst Amos, dann Klara eindringlich an. »Amos von Hohenstein und Klara Thalgruber, geht unverzüglich zurück nach Rogár und lasst euch von den Geistern erleuchten!« Seine Augen schienen blaue Flammen zu speien.
    Doch Amos ließ sich nicht beirren. »Wir gehen nicht«, sagte er. »Warum sollten wir uns zu Gefäßen und Werkzeugen der Geister machen lassen? Wir haben ja selbst gesehen, wie es unseren ebenbildlichen Ahnen beim Geisterdienst ergeht: Sie verlieren ihren Willen, ihr Gedächtnis und ihre eigenen Stimmen.«
    Auch Amos hörte jetzt das Trappeln von vielerlei Hufen, dazu Rufe und stampfende Stiefelschritte, die durch die Kuppel und den hohlen Baum verzerrt zu ihnen herabdrangen. Offenbar machten sich die Soldaten jenseits der Klostermauer beim Stall zu schaffen. Draußen musste es längst tiefe Nacht sein, und so würden sie das Kloster wohl fürs Erste nur umstellen, um morgenbeim frühesten Tageslicht zum Angriff überzugehen. Und bis dahin, sagte sich Amos, mussten er und Klara über alle Berge sein.
    »Aber sie behalten ihr Leben«, rief Trithemius aus, »und allein darauf kommt es im Augenblick an. Denn bedenkt doch, meine Kinder – einzig die Geister können euch und uns alle hier noch vor dem Scheiterhaufen retten. Also geht schleunigst zurück nach Rogár und lasst euch erleuchten – wenn uns die Geister beistehen, werden die Soldaten und Bücherjäger vergebens gegen unsere Mauern anrennen. Helfen uns die Geister aber nicht, so lässt Cellari uns alle in seinem Kerker zermartern.«
    Klara warf Amos einen raschen Blick zu. »Erklärt es uns, Herr«, wandte sie sich an den Abt, »vielleicht haben wir euren Plan ja nur nicht richtig aufgefasst? Wenn wir uns, wie Ihr es verlangt, im magischen Ritual erleuchten ließen – würde es uns nicht genauso wie unseren ebenbildlichen Ahnen ergehen? Wären dann nicht auch wir bloß noch willenlose Gefäße und Werkzeug der Geister – oder könnten wir gleichzeitig ihre Gebieter sein?«
    Trithemius schaute einen Moment lang vor sich hin und mit einem Mal wurde seine Miene heiter. »Ach, das bedrückt euch?«, sagte er leichthin. »Ihr meint, dass die Zauberpriester gleichsam nur wie Pferde seien, geritten von den Geistern, die ihnen nach Gutdünken Peitsche oder Sporen geben?« Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Nun, diese Sorge ist ganz und gar unbegründet. Das schwöre ich euch – auf der Stelle, wenn ihr es wünscht.«
    Er nickte Faust zu und zog dabei ein Gesicht, als ob er sagen wollte: Nun sind wir gleich am Ziel. »Die Geister«, fuhr er fort, »mögen ihre Zauberpriester in der Tat als eine Art Pferde ansehen, von denen sie zwischenzeitlich Besitz ergreifen. Aber seid ganz unbesorgt, meine Kinder:

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