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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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auch fallen. Darek wünschte es sich sehnlichst. Nach dem heißen Tag fühlte er sich matt und ausgedörrt, am liebsten würde er sich in den Schatten der Tribüne legen, die Augen schließen und nichts machen. Doch das konnte er vergessen. Deshalb war er nicht ins Trainingslager gekommen.
    Schon auf der Hinfahrt im Bus hatte der Trainer die Regeln klargemacht: »Es wird eine Woche Schwerstarbeit, meine Herren! Wer denkt, dass er zum Faulenzen hinfährt, kann gleich aussteigen. Der Sponsor finanziert unseren Aufenthalt in der Spitzensportanlage nicht, damit wir eine ruhige Kugel schieben! Ich werde euch nicht schonen. Dieses Jahr haben wir den Pokal um ein Haar verpasst, aber nächstes Jahr …« Er ließ den Blick über die fünfundzwanzig Gesichter schweifen. Aus allen Kehlen ertönte ein dröhnendes »… gewinnen wiiir!«.
    Deshalb liefen sie hier schon seit vier Tagen von morgens früh (Aufstehen, meine Herren! Geknackt wird daheim!) bis abends spät mit und ohne Ball, übten Passtechniken, machten Slalomlauf, schossen aufs Tor, probierten Zweikampfübungen aus, sprangen über das Seil, machten Krafttraining, spielten Dodgeball oder Völkerball, schwammen (Wer keine fünf Bahnen schafft, macht stattdessen hundertfünfzig Klappmesser!) und fielen abends erledigt ins Bett.
    Ihr Sponsor war Sarka Tunklova aus Piosek, bis vor Kurzem noch ein Profi im Skifahren. Heute war sie ein Muskelprotz und Eigentümerin mehrerer Fitnessstudios. Am ersten Tag war sie gekommen, um das Trainingslager offiziell zu eröffnen, und außer dass sie ihnen ihre krass überdimensionierten Muskeln vorführte, informierte sie die Jungen darüber, was sie von ihnen erwartete.
    Â»Als ich anfing, Ski zu fahren, nahm mich keiner ernst, weil ich nicht einmal über die richtige Ausrüstung verfügte. Meine Eltern aber glaubten an mich. Sie nahmen einen Kredit auf und machten mir ein Geschenk: wunderschöne Dynastar Skier. Ich gewann drei Medaillen mit ihnen. Damals habe ich begriffen, wie wichtig Geschenke sind, die im rechten Augenblick kommen. Diese Woche Training ist mein Geschenk für euch, Jungs. Macht das Beste daraus.«
    Gleich nach ihrer Ansprache hatte sie der Trainer alle auf den Sportplatz gescheucht. Warmlaufen, Dehnübungenmachen, Hürdenspringen, Sprinten. Sarka Tunklova lief zwei Runden mit, beobachtete sie eine Weile von der Tribüne aus, schließlich winkte sie ihnen zu und verschwand. Auch wenn sie wie Schwarzenegger aussah, war sie sympathisch und Darek überlegte, ob sie ihre Geschenklust nur beim Fußballnachwuchs auslebte, oder ob sie auch Training für Pferderennen sponsern würde. Obwohl ihm Fußball Spaß machte, war Darek im Gegensatz zu den anderen Jungs nicht richtig besessen davon, er spielte keine große Rolle in seinem Leben. Was ihn dagegen immer mehr anzog, war der Sattel. Weder der erfolglose Ausritt mit Kirke noch die geprellte Rippe, die er sich beim ersten Satteln von Mausfalbe zugezogen hatte, noch eine Reihe weiterer mehr oder weniger schmerzhafter Zwischenfälle konnte an seiner Leidenschaft fürs Reiten etwas ändern. Pferde – bis vor einem halben Jahr noch eine fast unbekannte Größe für ihn – waren zu seinem Alltag geworden. Je mehr Zeit er mit ihnen verbrachte, desto mehr liebte er sie und desto mehr musste er über sie nachdenken. Ehrfurcht, Angst und Träumereien waren allmählich einem tieferen Verständnis der Tiere gewichen. Er fing an, auch das an ihnen zu mögen, was unvollkommen war. Er bemerkte Dinge, die einem am Anfang nicht auffielen.
    Â»Wenn du inzwischen aus eigener Erfahrung weißt, wie ein Pferd treten, riechen, verrücktspielen und abwerfen kann, könntest du auch etwas darüber lesen«, bemerkte Herr Havlik einmal, nachdem er seine Tochter in Ostrawa besucht hatte, und schenkte Darek Hermsens Pferde-Enzyklopädie . Auch das war ein Geschenk zur rechten Zeit gewesen. Darek fand fast alle Pferde, die sie besaßen, darin beschrieben, auch die wichtigsten Fachbegriffe, sodass er im Gespräch mit Anton oder mit dem Tierarzt nicht mehr »oberer Huf«, sondern »Kronbein« sagte. Und er hatte festgestellt, dass Ganasche kein Schimpfwort war, sondern das runde Seitenteil des Unterkiefers, und er wusste nun, wo sich Fesselgelenk und Sprungbein befanden. Im Internet hatte er alles über den Melbourne Cup gelesen, hatte

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