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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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eines Wortes kleinlich werden, das haben wir gern.«
    »Also, und jetzt mal raus mit der Sprache, Puna. Was machst du denn hier auf der Insel der Reichen und Schnöden?«, fragte mein Vater und lachte dröhnend über sein mäßig gelungenes Wortspiel.
    »Genau, wolltest du nicht in London sein? Bei Jens?«, fragte meine Tante.
    »Ja«, sagte ich verkrampft. Ihr würde es das Herz brechen, wenn ich mit Jens Schluss machen und die Hochzeit nicht stattfinden würde. Und meine Eltern würden sich freuen. Was für ein Dilemma. Es müsste umgekehrt sein!
    »Ja, ich wollte nach London«, erklärte ich, »aber dann sind meine Eltern in das Haus meines Chefs eingedrungen, und mein Vater hat auf seinen wertvollsten Bonsai uriniert und dann …«
    »Du hast was gemacht?«, schrie Marianne.
    »Das geht dich gar nichts an«, tadelte meine Mutter.
    »Er hat es nicht anders verdient«, polterte mein Vater.
    Ich verdrehte die Augen.
    »Mein armes Kind«, sagte Marianne. »Und jetzt ist dein Chef bestimmt wütend.«
    Ich nickte. »Ja, sehr. Und jetzt hängt mein Job am seidenen Faden.«
    »Und alles wegen denen da.« Meine Tante deutete mit dem Kopf auf meine Eltern.
    »Und wieso bist du dann hier in Sylt?«, fragte meine Mutter.
    »Ja, genau!«, rief mein Vater. »Was machst du eigentlich hier? Außer dich verhaften zu lassen.« Er kicherte.
    »Vorübergehend festnehmen«, korrigierte ich. »Es war so. Nachdem mein Vater den Bonsai – äh, beschmutzt hat und die beiden den Whirlpool meines Chefs benutzt haben, musste ich alles saubermachen, und dabei habe ich aus Versehen einen Fleck auf einen weißen Sessel gemacht.«
    »Einen Fleck?«, fragte meine Tante. »Was für einen Fleck?«
    »Kirschsaft. Auf weißem Wildleder.«
    »Oha«, machte meine Tante.
    »Und der Sessel ist der Augapfel der Frau meines Chefs, und wenn ich ihn nicht repariert zurückbringe, dann bin ich meinen Job los.«
    »Oh je! Du Arme«, rief Marianne.
    »Sei doch froh«, sagte meine Mutter.
    »Was?«, fragte ich verwirrt.
    »Sei froh, wenn du den los bist. Reiche Leute noch reicher zu machen ist ja wohl der idiotischste Beruf aller Zeiten.«
    Ich glotzte konsterniert. Meine Tante machte »Tsess!« und legte beruhigend ihre Hand auf meinen Arm.
    »Eines habe ich aber immer noch nicht kapiert. Warum bist du jetzt auf Sylt?«, fragte mein Vater.
    »Frag doch nicht so dumm, Manni«, sagte meine Mutter. »Puna wollte auch mal ein bisschen Spaß haben, nicht wahr?«
    »Ihr findet meinen Beruf idiotisch?«, fragte ich.
    »Und wie!«, plapperte meine Mutter. »In der Bank arbeiten, das war ja schon unangenehm genug, aber Banken muss es nun mal geben. Aber Vermögensverwalter für irgendwelche schäbigen reichen Säcke? Also, ehrlich, Puna Monday, das musst du doch einsehen, dass das Quatsch ist.«
    Tante Marianne schnaubte verächtlich, und ich wurde langsam wütend. »Erstens ist das, was du machst, auch nicht gerade toll«, fuhr ich meine Mutter an. »Erfundene Herz-Schmerz-Geschichten schreiben und sich Journalistin nennen, pah!« Meine Mutter verzog eingeschnappt das Gesicht. »Und zweitens, merkt euch endlich mal, dass ich so nicht genannt werden will«, rief ich.
    »Genau«, sagte Marianne.
    »Wie jetzt?«, dröhnte mein Vater, der mal wieder nichts kapierte.
    »Na, Puna, du Dussel«, sagte Marianne.
    »Aber Puna ist doch ein toller Name!«, grollte mein Vater.
    »Genau. Ich weiß wirklich nicht, was an Puna Monday auszusetzen ist«, warf meine Mutter pikiert ein. »Es ist ein einzigartiger Name. So einzigartig wie du.«
    »Ach was«, rief ich wütend. »Der Name soll nur allen zeigen, wie einzigartig ihr seid!«
    Meine Mutter schwieg überrascht.
    »Ja«, prahlte mein Vater. »Und natürlich helfen wir dir dabei, einzigartig zu sein.«
    »Vielen Dank auch dafür«, sagte ich sarkastisch. »Das ist wirklich ganz großartig, wie ihr mir mit meinem Leben helft. Es klappt wirklich alles wie am Schnürchen dank euch.«
    Ohne dass ich es verhindern konnte, schossen mir die Tränen in die Augen. Mist. Ich wollte jetzt nicht heulen.
    »Also wirklich, Waltraud. Habt ihr nicht schon genug angerichtet?«, nörgelte meine Tante und kramte ein Taschentuch hervor. Ich schnäuzte mich.
    »Man wird doch wohl noch seine Meinung sagen dürfen«, schmollte meine Mutter.
    »Eines ist klar. Wir wollen nur dein Bestes«, brummte mein Vater.
    »Davon merke ich aber nichts«, sagte ich.
    »Los, Manni, gib es ihr«, sagte meine Mutter.
    »Was geben?«, fragte ich alarmiert.
    »Unser

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