Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
auf­ein­an­der­fol­gen­den Brems­pe­ri­oden ge­dros­selt wor­den. Mit dem Heck vor­an ras­ten wir auf die zer­klüf­te­te Ober­flä­che des Erdtra­ban­ten zu.
    Wir wa­ren schon so tief, daß sei­ne Ober­flä­che nur noch aus­schnitts­wei­se sicht­bar war.
    Über uns, be­zie­hungs­wei­se hin­ter uns, strahl­te der Atomo­fen der Son­ne. Auf der vor­de­ren Halb­ku­gel des Tra­ban­ten war die vier­zehn­tä­gi­ge Mond­nacht so­eben an­ge­bro­chen; und auf der Rück­sei­te war die Son­ne auf­ge­gan­gen.
    Sehr rasch nahm das Ge­stein die Wär­me auf. Ich konn­te mir vor­stel­len, was uns dort un­ten er­war­te­te.
    Un­ser Trieb­werk lief mit ei­nem Brems­ver­zö­ge­rungs­wert von knapp 1,5 g. Das war er­träg­lich.
    Wir hat­ten Lu­na ein­mal um­kreist. Jetzt war der Zeit­punkt der Lan­dung ge­kom­men.
    Un­se­re Trag­flä­chen und ae­ro­dy­na­mi­schen Ru­der, die auf der Er­de so groß­ar­ti­ge Diens­te leis­te­ten, wa­ren hier völ­lig sinn­los. Es gab nichts, was uns hät­te tra­gen kön­nen.
    Wir be­fan­den uns nur noch knapp zehn Ki­lo­me­ter über der Ober­flä­che, als auf dem Bild­schirm der Raum­ha­fen des Atom­werks auf­tauch­te. Raum­ha­fen war an sich zu­viel ge­sagt, denn hier muß­te noch al­ler­hand ge­schaf­fen wer­den, bis die Be­zeich­nung wirk­lich zu­traf.
    Es han­del­te sich um ein wei­tes, ödes Ge­län­de, das man ei­ni­ger­ma­ßen pla­niert hat­te. Es exis­tier­ten kei­ne Roll­bah­nen oder be­to­nier­ten Start­pis­ten. Die lan­den­den Schif­fe gin­gen senk­recht auf dem ei­ge­nen Gass­trahl nie­der, was zwangs­läu­fig zu ei­ner Ver­seu­chung des Ge­län­des durch ra­dio­ak­ti­ve Gas­par­ti­kel führ­te.
    Wir fie­len rasch, doch dar­über mach­te ich mir kei­ne Sor­gen. Deut­lich wa­ren die An­ten­nen der Fern­lenk­sta­ti­on zu se­hen, de­ren Ro­bot­ge­rä­te un­fehl­bar wa­ren.
    Dicht über der Ober­flä­che brüll­te un­ser Trieb­werk noch­mals auf. Durch die Re­so­nanz des Schiffs­kör­pers war es deut­lich zu hö­ren und zu füh­len. Ich sah die weiß­glü­hen­den Gas­mas­sen, wie sie mit un­heim­li­cher Wucht den fel­si­gen Bo­den peitsch­ten und nach al­len Rich­tun­gen da­von­ge­schleu­dert wur­den.
    In­mit­ten die­ses In­fer­nos setz­ten un­se­re aus­ge­fah­re­nen Lan­des­tüt­zen auf. Der Stoß war kaum wahr­nehm­bar.
    Im glei­chen Au­gen­blick ver­stumm­te das Ar­beits­ge­räusch. MR-235 stand be­we­gungs­los auf dem Lan­de­feld des Atom­werks, das man in die­se Ein­öde ver­legt hat­te, weil sei­ne Exis­tenz auf der Er­de zu ge­fähr­lich ge­we­sen wä­re.
    Über die Ruf­an­la­ge ka­men ver­schie­de­ne An­wei­sun­gen durch. Auf dem Au­ßen­bord­bild­schirm ent­deck­te ich weit links ei­ne gi­gan­ti­sche Ge­birgs­mau­er, die zer­klüf­tet in den schwar­zen Mond­him­mel stieg.
    Sie ge­hör­te zu dem Ge­bir­ge, das man die »De­vil Moun­tains«, die Teu­fels­ber­ge, ge­nannt hat­te. Die höchs­ten Gip­fel wa­ren fast zehn­tau­send Me­ter hoch; sie über­rag­ten die des be­kann­ten Leib­niz-Ge­bir­ges auf der Vor­der­sei­te poch um tau­send Me­ter.
    Dort lag das Atom­werk. Sein Stand­ort war all­ge­mein be­kannt. Wie es aber in den rie­si­gen Fels­do­men wirk­lich aus­sah und was dar­in er­schaf­fen wor­den war, wuß­ten nur we­ni­ge Leu­te.
    Die Hal­len, die dicht vor dem Hauptein­gang er­rich­tet wa­ren und die vor­dring­lich die not­wen­di­gen Fern­lenk- und Ra­dar­sta­tio­nen für die an­kom­men­den und star­ten­den Raum­schif­fe be­her­berg­ten, wa­ren an sich ziem­lich un­in­ter­essant. Sie ent­hiel­ten kei­ne Ge­heim­nis­se.
    Ich sah, wie aus der Luft­schleu­se ei­ner großen, lang­ge­streck­ten Hal­le zwei kas­ten­för­mi­ge Ket­ten­fahr­zeu­ge her­aus­roll­ten. Es han­del­te sich an­schei­nend um die Wa­gen, die uns ab­ho­len soll­ten.
    »Ach­tung, an al­le Pas­sa­gie­re und Be­sat­zungs­mit­glie­der«, klang die Stim­me des Kom­man­dan­ten aus den Laut­spre­chern. »Lan­dung be­en­det. Sie kön­nen das Schiff ver­las­sen. Wich­tig für die Pas­sa­gie­re, zu­hö­ren! Durch die Lan­dung mit Hil­fe des Ato-Trieb­werks ist die Um­ge­bung

Weitere Kostenlose Bücher