Ordnungszahl 120
aufeinanderfolgenden Bremsperioden gedrosselt worden. Mit dem Heck voran rasten wir auf die zerklüftete Oberfläche des Erdtrabanten zu.
Wir waren schon so tief, daß seine Oberfläche nur noch ausschnittsweise sichtbar war.
Über uns, beziehungsweise hinter uns, strahlte der Atomofen der Sonne. Auf der vorderen Halbkugel des Trabanten war die vierzehntägige Mondnacht soeben angebrochen; und auf der Rückseite war die Sonne aufgegangen.
Sehr rasch nahm das Gestein die Wärme auf. Ich konnte mir vorstellen, was uns dort unten erwartete.
Unser Triebwerk lief mit einem Bremsverzögerungswert von knapp 1,5 g. Das war erträglich.
Wir hatten Luna einmal umkreist. Jetzt war der Zeitpunkt der Landung gekommen.
Unsere Tragflächen und aerodynamischen Ruder, die auf der Erde so großartige Dienste leisteten, waren hier völlig sinnlos. Es gab nichts, was uns hätte tragen können.
Wir befanden uns nur noch knapp zehn Kilometer über der Oberfläche, als auf dem Bildschirm der Raumhafen des Atomwerks auftauchte. Raumhafen war an sich zuviel gesagt, denn hier mußte noch allerhand geschaffen werden, bis die Bezeichnung wirklich zutraf.
Es handelte sich um ein weites, ödes Gelände, das man einigermaßen planiert hatte. Es existierten keine Rollbahnen oder betonierten Startpisten. Die landenden Schiffe gingen senkrecht auf dem eigenen Gasstrahl nieder, was zwangsläufig zu einer Verseuchung des Geländes durch radioaktive Gaspartikel führte.
Wir fielen rasch, doch darüber machte ich mir keine Sorgen. Deutlich waren die Antennen der Fernlenkstation zu sehen, deren Robotgeräte unfehlbar waren.
Dicht über der Oberfläche brüllte unser Triebwerk nochmals auf. Durch die Resonanz des Schiffskörpers war es deutlich zu hören und zu fühlen. Ich sah die weißglühenden Gasmassen, wie sie mit unheimlicher Wucht den felsigen Boden peitschten und nach allen Richtungen davongeschleudert wurden.
Inmitten dieses Infernos setzten unsere ausgefahrenen Landestützen auf. Der Stoß war kaum wahrnehmbar.
Im gleichen Augenblick verstummte das Arbeitsgeräusch. MR-235 stand bewegungslos auf dem Landefeld des Atomwerks, das man in diese Einöde verlegt hatte, weil seine Existenz auf der Erde zu gefährlich gewesen wäre.
Über die Rufanlage kamen verschiedene Anweisungen durch. Auf dem Außenbordbildschirm entdeckte ich weit links eine gigantische Gebirgsmauer, die zerklüftet in den schwarzen Mondhimmel stieg.
Sie gehörte zu dem Gebirge, das man die »Devil Mountains«, die Teufelsberge, genannt hatte. Die höchsten Gipfel waren fast zehntausend Meter hoch; sie überragten die des bekannten Leibniz-Gebirges auf der Vorderseite poch um tausend Meter.
Dort lag das Atomwerk. Sein Standort war allgemein bekannt. Wie es aber in den riesigen Felsdomen wirklich aussah und was darin erschaffen worden war, wußten nur wenige Leute.
Die Hallen, die dicht vor dem Haupteingang errichtet waren und die vordringlich die notwendigen Fernlenk- und Radarstationen für die ankommenden und startenden Raumschiffe beherbergten, waren an sich ziemlich uninteressant. Sie enthielten keine Geheimnisse.
Ich sah, wie aus der Luftschleuse einer großen, langgestreckten Halle zwei kastenförmige Kettenfahrzeuge herausrollten. Es handelte sich anscheinend um die Wagen, die uns abholen sollten.
»Achtung, an alle Passagiere und Besatzungsmitglieder«, klang die Stimme des Kommandanten aus den Lautsprechern. »Landung beendet. Sie können das Schiff verlassen. Wichtig für die Passagiere, zuhören! Durch die Landung mit Hilfe des Ato-Triebwerks ist die Umgebung
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