Ordnungszahl 120
radioaktiv verseucht. Es handelt sich nicht um langlebige Isotope, trotzdem ist es dringend erforderlich, daß Sie die Strahlschutzhüllen über Ihre Raumanzüge streifen. Benutzen Sie die untere Schleuse. Ihr Gepäck wird in strahlungssicheren Behältern gesondert aus dem Schiff gebracht. Ende!«
Einigermaßen unsicher stand ich auf den Beinen. Immer wieder mußte ich mir sagen, daß ich mit meinen Bewegungen vorsichtig zu sein hätte, da es hier nur den sechsten Teil der gewohnten Schwerkraft zu überwinden gab. Unbedachte Bewegungen konnten zu unkontrollierbaren Sprüngen und Verletzungen führen.
Ich kletterte in meinen schweren Raumanzug, der wegen der Radioaktivität aus verschiedenen starren Formstücken bestand, die hermetisch verbunden waren. Zwei Männer der Besatzung überwachten den Vorgang. Sie setzten uns auch die Funkhelme mit dem breiten Gesichtsglas auf.
Als ich die gegen ultraviolette Strahlungen schützende Kunststoffscheibe schloß, begann automatisch die Sauerstoff- und Klimaanlage zu arbeiten. Sie hatte dafür zu sorgen, daß der Anzug nicht innerhalb kürzester Zeit einem Treibhaus glich. Die Körperausdünstungen wurden von ihr unschädlich gemacht.
Ich überprüfte die Sprechfunkanlage und nickte Hannibal zu, der in seinem Raumpanzer ausgesprochen unglücklich aussah. Anscheinend hatte man nicht die passende Größe für ihn parat gehabt.
Lachend tappte ich auf den Gang hinaus und betrat den kleinen walzenförmigen Lift, der uns nach unten brachte. Die Fahrt endete dicht über der strahlungssicheren Bleiplastikwand, die die Maschinenräume von den anderen Schiffsteilen abschirmte.
In der Luftschleuse, deren inneres Schott bereits geöffnet war, standen zwei Männer der Schiffsbesatzung.
Unsere Anzüge wurden nochmals kontrolliert. Es gab keine Beanstandungen. Endlich tauchte auch unser Reisebegleiter auf. Curtis hatte den Flug so schlecht vertragen, daß seine natürliche Gesichtsfarbe auch jetzt noch nicht zurückgekehrt war. Er taumelte in die Schleuse. Über die Funksprechanlage herrschte ich ihn an:
»Reißen Sie sich doch zusammen und verschwinden Sie schnellstens wieder vom Mond. Richten Sie Ihrem Sicherheitsdienstchef aus, er sollte demnächst einen Mann auf die Reise schicken, der schon einmal im Raum war und der vor allem ein hartes Zentrifugentraining hinter sich hat.«
Curtis sah mich durch die Sichtscheibe mürrisch an.
»Bei Rot können Sie aussteigen. Das Außenschott öffnet sich automatisch, Sir«, schrie ein Mann so dicht an meinem Helm, daß ich seine Worte gut verstehen konnte.
Wir standen in der Luftschleuse, die uns kaum Platz bot. Langsam sank der Zeiger des Druckmessers auf Null. Dann leuchtete die grüne Lampe auf.
Lautlos schwang das schwere Schott auf. Vor uns lag die Oberfläche des Mondes, auf die seit drei Stunden die Strahlen der aufgegangenen Sonne brannten.
Geblendet schloß ich die Augen, obwohl das Gestirn hinter dem Schiff stand.
Der schwarzblaue Basaltboden reflektierte das Licht. Es war übermäßig hell, doch als ich weiter nach links sah, bemerkte ich die finsteren, gähnenden Schlünde der Bodenvertiefungen und Schluchten, in die das licht nicht einfallen konnte.
Der atmosphärelose Mond war ein Land der Kontraste. Hier grellstes licht und dort tiefste Dunkelheit.
Vorsichtig betrat ich die ausgefahrene Leichtmetalleiter und ging unsicher die verhältnismäßig breiten Stufen hinunter. Die Leiter endete zwischen den weitgespreizten Landestützen.
Minuten später befand ich mich auf dem Boden des Mondes. Als Hannibal hinter mir auftauchte, begann ich auszuschreiten. Der Raumpanzer wog etwa
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