Ordnungszahl 120
sie auch nicht, was ich wenig später erfahren sollte.
Im Augenblick saß ich neben ihr in dem abgedunkelten Vorführraum unseres kleinen Werkkinos. Auf der Bildfläche lief ein Streifen ab, der mich ohnehin entsetzlich langweilte. So konnte ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf ihre Person lenken.
Hannibal war nicht anwesend. Er hatte Dienst und hielt sich im Befehlsbunker der Raumjäger auf.
Wir waren vor viereinhalb Stunden zurückgekommen. Die Reparatur an der Ansaugleitung war überprüft worden. Generaloberst Talbot hatte anerkennend genickt. An Hand der Karten hatte ich ihm genau bezeichnen müssen, wo Mitchum die Notlandung vorgenommen hatte.
Nachdem die Berichterstattung abgeschlossen gewesen war, hatte ich Hannibal beauftragt, Elis anzurufen.
Da ihr Dienst wenig später beendet war, hatten wir uns anschließend »zufällig« in dem Werkkino getroffen.
Sie saß entspannt neben mir. Die Plätze vor uns waren nicht besetzt, so daß wir gut miteinander sprechen konnten. Ich schilderte die Ereignisse, zwar im Telegrammstil, aber trotzdem ausführlich. Nachdem sie die Tatsachen kannte, fragte sie:
»Anweisungen, Sir?«
Ehe ich antwortete, schaute ich mich erneut vorsichtig um, doch die an dem Film interessierten Leute achteten nicht auf uns.
»Ja«, murmelte ich. »Gehen Sie sofort in Ihr Quartier zurück und rufen Sie TS-19 an. Er soll umgehend eine Nachricht an den Chef absetzen.«
»Wortlaut?«
»Geben Sie sinngemäß folgende Daten durch: Es ist sofort ein Mikrofilm herzustellen, der kernphysikalische Unterlagen enthält. Es müssen Pläne, Formeln, Diagramme und sonstige Anweisungen aufgenommen werden, die die Herstellung eines Transurans behandeln. Die Sache muß Hand und Fuß haben, damit man nicht auf den ersten Blick erkennt, daß es schließlich doch keine Lösung gibt. Professor Holwyns Unterschrift muß wenigstens auf einigen Bildern zu sehen sein. Außerdem wäre es vorteilhaft, seine Schriftzüge nachzuahmen. Es müssen Namen von hier tätigen Wissenschaftlern erwähnt werden. Die Filmaufnahmen sollen den Eindruck erwecken, als handelte es sich um die Unterlagen über das Element hundertundzwanzig. Ist das klar?«
»Sie wollen den Film gegen den echten umtauschen?«
»Natürlich. Vorläufig heißt es noch weiterzuspielen. Es dürfte uns wenig nützen, die Station des GAS zu zerstören. Ich muß wissen, welche Personen außer Mitchum in den Fall verwickelt sind. Die Nachricht sofort durchgeben und auf allergrößte Eile drängen. Der Film muß mit der schnellsten Rakete der Mondflotte überbracht werden. Das hat so unauffällig wie möglich zu geschehen. Ich brauche ihn dringend.«
»Ist das alles?«
»Vorläufig ja. Informationen über Captain Mitchum durchgeben. Sein Vorleben soll unter die Lupe genommen werden. Leute überwachen, die mit ihm in Verbindung gestanden haben. Eventuelle Ergebnisse sofort an mich weiterleiten.«
Sie nickte nur. Damit war unsere Aussprache beendet. Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis der Filmheld seine strahlende Geliebte in die Arme schloß.
Nach der Vorstellung verließen wir scherzend das Kino. Es lag in dem riesigen Felsdom, in dem auch die militärische und wissenschaftliche Verwaltung des Atomwerks untergebracht waren.
In den langen Gängen klangen ununterbrochen die verschiedensten Geräusche auf. Die mit Höchstleistung vorangetriebenen Arbeiten galten der Erweiterung der Anlagen.
Minuten später betrat ich mit Elis eine kleine Bar, die in einem unscheinbar wirkenden Fertighaus eingerichtet worden war.
Hier herrschte reger Betrieb. Die Gäste amüsierten sich
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