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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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be­schäf­tigt, um ei­nem ne­ben­säch­lich er­schei­nen­den Trans­uran in­ten­si­ver nach­zu­spü­ren. Wenn Pro­fes­sor Hol­wyn wirk­lich sol­che For­de­run­gen stell­te, dann war es nicht ver­wun­der­lich, daß das zu­fäl­lig ent­deck­te Ele­ment un­be­ach­tet in den Bleitre­so­ren ruh­te. Trotz­dem muß­te es hier je­mand ge­ben, der die ei­gent­li­chen Hin­ter­grün­de her­aus­ge­fun­den hat­te. Viel­leicht war das auch nur rein zu­fäl­lig ge­sche­hen.
    Ich hat­te mich ent­schie­den, bei dem un­durch­sich­ti­gen Spiel mit­zu­wir­ken, bis ich wuß­te, was es mit dem neu­en Trans­uran auf sich hat­te. Erst dann woll­te ich Cap­tain Mitchum gründ­lich tes­ten.
    Ich war ent­schlos­sen, von mei­nen um­fang­rei­chen GWA-Voll­mach­ten Ge­brauch zu ma­chen, so­bald das im In­ter­es­se der Er­mitt­lun­gen dien­lich er­schi­en. Un­ge­fähr so lau­te­te der Satz in den Dienst­vor­schrif­ten.
    Elis blick­te be­tont auf die elek­tri­sche Uhr über der Bar. Ma­ry war das nicht ent­gan­gen. Sie schi­en scharf zu be­ob­ach­ten.
    »Mir scheint, Ih­re Be­glei­te­rin wird un­ge­dul­dig«, äu­ßer­te sie. »Bit­te, las­sen Sie sich durch mich nicht in Ih­ren Ka­va­lierspflich­ten stö­ren. Wir wer­den uns hier noch so oft se­hen, daß Sie es nach ei­ni­gen Mo­na­ten be­stimmt nicht mehr be­dau­ern, die heu­ti­ge Un­ter­hal­tung früh­zei­tig ab­ge­bro­chen zu ha­ben.«
    Ich warf Elis einen un­wil­li­gen Blick zu und zwang mich zu ei­nem ver­le­gen wir­ken­den La­chen.
    »Wer sagt Ih­nen, daß ich es be­dau­re?«
    Sie sah mich nur an. Ih­re Au­gen wa­ren wie­der un­er­gründ­lich tief. Sie war wirk­lich ei­ne be­mer­kens­wer­te Frau.
    Ich er­hob mich mit ei­ner Ent­schul­di­gung. Gleich­zei­tig be­merk­te ich zum ers­ten­mal die düs­te­ren Bli­cke ei­nes jun­gen Man­nes, des­sen lin­kes Bein ver­krüp­pelt war. Er mus­ter­te Ma­ry Sa­mers mit ver­zeh­ren­den Bli­cken.
    Nach­dem ich den Platz frei­ge­macht hat­te, rück­te er so­fort nä­her an sie her­an und be­gann ein Ge­spräch.
    Elis hat­te sich eben­falls er­ho­ben. Als ich zu ihr trat, ver­ab­schie­de­te sie sich ge­ra­de von Dr. Bloy­ers. Auf sei­nen schma­len Lip­pen lag ein flüch­ti­ges Lä­cheln. Ich hat­te das Emp­fin­den, daß er mit sei­nen Ge­dan­ken nicht bei der Sa­che war. Er schi­en un­ter ei­ner Art Ner­vo­si­tät zu lei­den.
    Ich ver­ab­schie­de­te mich mit ei­ni­gen Scherz­wor­ten. Er ant­wor­te­te höf­lich und zu­rück­hal­tend, aber er wirk­te nach wie vor geis­tes­ab­we­send.
    Au­gen­bli­cke spä­ter be­tra­ten wir die Vor­hal­le. Lei­se er­kun­dig­te ich mich:
    »Wer war der jun­ge Mann mit dem ver­krüp­pel­ten Bein? Er muß nach uns ge­kom­men sein. Er wur­de mir nicht vor­ge­stellt.«
    »Das war Dr. Worth. So­eben mit dem Stu­di­um fer­tig ge­wor­den.
    Sein Bein­lei­den ist auf einen Un­fall zu­rück­zu­füh­ren. – Sie ha­ben sich mit Ma­ry Sa­mers et­was zu in­ten­siv un­ter­hal­ten, Sir.«
    Ich sah sie ge­reizt an. Auf ih­ren Lip­pen lag ein Lä­cheln, das mei­nen Wi­der­spruch her­aus­for­der­te.
    »Na und? Was ist da­bei! Es war ein rein dienst­li­ches Ge­spräch. Ha­ben Sie et­was da­ge­gen?«
    Sie warf den Kopf in den Nacken, daß die lan­gen Haa­re flo­gen. Wort­los ging sie hin­aus und lief zu mei­nem klei­nen Dienst­wa­gen, der mir zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den war.
    Ei­ni­ger­ma­ßen ver­blüfft folg­te ich ihr. Was hat­te sie nur ge­gen Ma­ry Sa­mers? Wenn ich hin­sicht­lich ei­ner Frau­en­see­le nicht so un­er­fah­ren ge­we­sen wä­re, dann hät­te ich jetzt nicht den un­sin­ni­gen Ver­such un­ter­nom­men, nach lo­gi­schen Grün­den zu su­chen. So war ich aber der Mei­nung, sie wür­de die Phy­si­ke­rin ver­däch­ti­gen.
    Als ich stirn­run­zelnd da­nach frag­te, starr­te sie mich zu­erst sprach­los an und be­gann an­schlie­ßend schal­lend zu la­chen. Elis konn­te sich gar nicht mehr be­ru­hi­gen. Ihr Ver­hal­ten mach­te mich wü­tend.
    Wenn mir da­mals je­mand er­klärt hät­te, Elis wä­re nur ei­fer­süch­tig, dann hät­te ich ihn für einen Nar­ren ge­hal­ten! Ei­ne GWA-Agen­tin hat­te ein­fach nicht

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