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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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so gut, wie es un­ter den pri­mi­ti­ven Ver­hält­nis­sen mög­lich war.
    Elis wur­de von meh­re­ren Leu­ten be­grüßt, von de­nen ich nur Dr. Bloy­ers kann­te, der als As­sis­tent des Chef­phy­si­kers fun­gier­te. Ru­hig und be­schei­den saß er an der Bar. Sei­ne Ver­beu­gung wirk­te et­was lin­kisch.
    Elis be­grüß­te ihn freund­lich. Dann wur­de Ich mit den Wis­sen­schaft­lern be­kannt ge­macht; Pro­fes­sor Hol­wyn be­fand sich nicht un­ter ih­nen.
    Wir nah­men auf den ho­hen Hockern Platz. Die dun­kel­haa­ri­ge Da­me, die sich ne­ben mich setz­te, war mir als Dr. Sa­mers vor­ge­stellt wor­den. Sie hieß mit Vor­na­men Ma­ry und war ei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che Er­schei­nung. Ihr vol­les Ge­sicht wur­de von zwei fas­zi­nie­ren­den, nacht­schwar­zen Au­gen be­herrscht. Wenn sie lä­chel­te, schi­en es, als mus­te­re sie da­bei durch­drin­gend ih­re je­wei­li­gen Ge­sprächs­part­ner.
    Ma­ry Sa­mers sah zwei­fel­los gut aus. Sie schi­en zu den Frau­en zu ge­hö­ren, die nicht al­tern. Ich hät­te sie für Mit­te Drei­ßig ge­hal­ten, doch Elis hat­te mich et­was spitz­fin­dig dar­über auf­ge­klärt, daß Dr. Sa­mers be­reits fünf­und­zwan­zig Jah­re alt sei.
    Nach­dem wir uns ei­ni­ge Zeit un­ter­hal­ten hat­ten, mein­te sie plötz­lich:
    »Und wie ge­fällt Ih­nen das ›Tor zur Höl­le‹, Mr. Per­mont? Sind Sie noch be­geis­tert von die­ser tech­ni­schen Groß­tat, oder sind Sie be­reits zu der An­sicht ge­kom­men, daß es sich auf der Er­de doch bes­ser le­ben läßt?«
    Ich sah sie ver­hal­ten lä­chelnd an. Ih­re Au­gen wirk­ten un­er­gründ­lich. Sie war die ein­zi­ge Da­me in der Bar, die sich die Mü­he ge­macht hat­te, ein apar­tes Abend­kleid an­zu­zie­hen.
    »Ich stel­le fest, daß ich noch be­geis­tert bin«, lach­te ich. »Au­gen­blick­lich füh­le ich mich so­gar aus­neh­mend wohl.«
    »Dan­ke. Das wird sich aber mit der Zeit le­gen.«
    Mein prü­fen­der Blick schi­en nicht ge­ra­de zu­rück­hal­tend aus­ge­fal­len zu sein; ich be­merk­te es an der win­zi­gen Fal­te, die auf Elis’ Stirn er­schi­en. Sie saß bei Dr. Bloy­ers, der sich für mein Ge­fühl zu still ver­hielt.
    Die Stun­den ver­gin­gen. Ich un­ter­hielt mich an­ge­regt. Zwi­schen­durch ver­such­te ich das Ge­spräch auf die kern­phy­si­ka­li­schen For­schun­gen im Werk zu len­ken, doch Ma­ry Sa­mers ging auf mei­ne An­spie­lun­gen nicht ein.
    Sie schi­en die ver­steck­ten Fra­gen ein­fach zu über­hö­ren. Als ich mich schließ­lich nach Pro­fes­sor Hol­wyn er­kun­dig­te, mein­te sie freund­lich, aber aus­wei­chend:
    »Oh, Sie ken­nen ihn noch nicht? Das ist be­dau­er­lich. Dann ha­ben Sie es bis­her ver­säumt, ei­nem un­se­rer größ­ten Phy­si­ker die Hand zu schüt­teln.«
    »Sie sind be­geis­tert von Ih­rem Chef?«
    Sie nick­te nach­denk­lich und füg­te hin­zu:
    »Ja, ich be­wun­de­re ihn, auch wenn er als Mensch manch­mal un­er­träg­lich ist. Er ge­hört zu den Män­nern, die nur die Ar­beit ken­nen. Er möch­te im­mer wis­sen, was hin­ter dem nächs­ten Tor liegt, ver­ste­hen Sie! Er meis­tert Pro­ble­me in spie­le­risch wir­ken­den Be­mer­kun­gen und Nie­der­schrif­ten, doch es fällt ihm nicht ein, ei­ne ein­mal auf­ge­sto­ße­ne Tür noch wei­ter zu öff­nen. Das über­läßt er dann sei­nen Mit­ar­bei­tern. Er über­trägt ih­nen da­mit ei­ne Auf­ga­be, die in sei­nem ge­nia­len Ge­hirn be­reits ge­löst ist, die aber we­ni­ger schöp­fe­ri­schen Men­schen un­ge­mein schwie­rig er­scheint. Ich ge­hö­re zu den be­dau­erns­wer­ten Op­fern sei­nes Ge­nies. Un­ser lie­ber Bloy­ers muß sich manch­mal so­gar in sei­ner Frei­zeit mit Pro­ble­men her­um­schla­gen, die ihm un­ser Chef mit ei­ner Hand­be­we­gung auf den Tisch legt.«
    Ich sah auf­merk­sam zu dem hoch­ge­wach­se­nen Wis­sen­schaft­ler hin­über, der mir als äu­ßerst tüch­tig ge­schil­dert wor­den war. War das viel­leicht der Mann, der mir über das Ele­ment hun­dertzwan­zig ge­naue Aus­künf­te ge­ben konn­te?
    Ma­ry Sa­mers hat­te mir nur das be­stä­tigt, was mir der GWA-Chef be­reits mit­ge­teilt hat­te. Das For­schungs­team im Atom­werk Hun­tris war viel zu sehr

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