Ordnungszahl 120
so gut, wie es unter den primitiven Verhältnissen möglich war.
Elis wurde von mehreren Leuten begrüßt, von denen ich nur Dr. Bloyers kannte, der als Assistent des Chefphysikers fungierte. Ruhig und bescheiden saß er an der Bar. Seine Verbeugung wirkte etwas linkisch.
Elis begrüßte ihn freundlich. Dann wurde Ich mit den Wissenschaftlern bekannt gemacht; Professor Holwyn befand sich nicht unter ihnen.
Wir nahmen auf den hohen Hockern Platz. Die dunkelhaarige Dame, die sich neben mich setzte, war mir als Dr. Samers vorgestellt worden. Sie hieß mit Vornamen Mary und war eine außergewöhnliche Erscheinung. Ihr volles Gesicht wurde von zwei faszinierenden, nachtschwarzen Augen beherrscht. Wenn sie lächelte, schien es, als mustere sie dabei durchdringend ihre jeweiligen Gesprächspartner.
Mary Samers sah zweifellos gut aus. Sie schien zu den Frauen zu gehören, die nicht altern. Ich hätte sie für Mitte Dreißig gehalten, doch Elis hatte mich etwas spitzfindig darüber aufgeklärt, daß Dr. Samers bereits fünfundzwanzig Jahre alt sei.
Nachdem wir uns einige Zeit unterhalten hatten, meinte sie plötzlich:
»Und wie gefällt Ihnen das ›Tor zur Hölle‹, Mr. Permont? Sind Sie noch begeistert von dieser technischen Großtat, oder sind Sie bereits zu der Ansicht gekommen, daß es sich auf der Erde doch besser leben läßt?«
Ich sah sie verhalten lächelnd an. Ihre Augen wirkten unergründlich. Sie war die einzige Dame in der Bar, die sich die Mühe gemacht hatte, ein apartes Abendkleid anzuziehen.
»Ich stelle fest, daß ich noch begeistert bin«, lachte ich. »Augenblicklich fühle ich mich sogar ausnehmend wohl.«
»Danke. Das wird sich aber mit der Zeit legen.«
Mein prüfender Blick schien nicht gerade zurückhaltend ausgefallen zu sein; ich bemerkte es an der winzigen Falte, die auf Elis’ Stirn erschien. Sie saß bei Dr. Bloyers, der sich für mein Gefühl zu still verhielt.
Die Stunden vergingen. Ich unterhielt mich angeregt. Zwischendurch versuchte ich das Gespräch auf die kernphysikalischen Forschungen im Werk zu lenken, doch Mary Samers ging auf meine Anspielungen nicht ein.
Sie schien die versteckten Fragen einfach zu überhören. Als ich mich schließlich nach Professor Holwyn erkundigte, meinte sie freundlich, aber ausweichend:
»Oh, Sie kennen ihn noch nicht? Das ist bedauerlich. Dann haben Sie es bisher versäumt, einem unserer größten Physiker die Hand zu schütteln.«
»Sie sind begeistert von Ihrem Chef?«
Sie nickte nachdenklich und fügte hinzu:
»Ja, ich bewundere ihn, auch wenn er als Mensch manchmal unerträglich ist. Er gehört zu den Männern, die nur die Arbeit kennen. Er möchte immer wissen, was hinter dem nächsten Tor liegt, verstehen Sie! Er meistert Probleme in spielerisch wirkenden Bemerkungen und Niederschriften, doch es fällt ihm nicht ein, eine einmal aufgestoßene Tür noch weiter zu öffnen. Das überläßt er dann seinen Mitarbeitern. Er überträgt ihnen damit eine Aufgabe, die in seinem genialen Gehirn bereits gelöst ist, die aber weniger schöpferischen Menschen ungemein schwierig erscheint. Ich gehöre zu den bedauernswerten Opfern seines Genies. Unser lieber Bloyers muß sich manchmal sogar in seiner Freizeit mit Problemen herumschlagen, die ihm unser Chef mit einer Handbewegung auf den Tisch legt.«
Ich sah aufmerksam zu dem hochgewachsenen Wissenschaftler hinüber, der mir als äußerst tüchtig geschildert worden war. War das vielleicht der Mann, der mir über das Element hundertzwanzig genaue Auskünfte geben konnte?
Mary Samers hatte mir nur das bestätigt, was mir der GWA-Chef bereits mitgeteilt hatte. Das Forschungsteam im Atomwerk Huntris war viel zu sehr
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