Oriental Basics
Rosenwasser besprengen, wie man es im Orient als guter Gastgeber macht. Oder die Blüte in ein ORNAMENT verwandeln.
Ornament
Keine Engel mit Pausbacken, kein jüngstes Gericht, noch nicht einmal ein Auge Gottes – wer in eine Moschee tritt, wird dort keine Bilder sehen, aber dafür sich ewig rankende Muster in aller Pracht und Detailfreudigkeit. Schon vor den Einflüssen des Islams setzten die Handwerkskünstler des Orients lieber auf Verzückung durch Wiederholung statt auf genialische Einzelstücke. Ihre Arabesken ranken sich über Wände, Säulen, Kachelböden, Waffengriffe, aber auch durch Bücher als Schriftzeichen oder selbst über Hände als Henna-Malerei. Womit wir bei der FARBE landen.
Farbe
Der Orient holte sich die Farbe in die Wüste und brachte sie in unser Leben – historisch, sprachlich und tatsächlich: Gelb (einst gewonnen aus Safran, Kurkuma); Lila (kommt von lilak, pers. für Flieder); Purpurrot (gewannen die Phönizier aus der Purpurschnecke); Karminrot (machten die Perser aus Läusen); Orange (einst hergestellt aus der nordafrikanischen Färberdistel – der Name kommt von naranji, pers. für Apfelsine); Grün (Farbe des Islam; früher aus Grünspan gewonnen); Türkis (muss man noch mehr sagen, außer dass sein Anblick schon kühlt). Mehr Farbe: im LICHT .
Licht
»Ex oriente lux«, sagt der Lateiner gerne, »aus dem Osten das Licht«. Weil dort die Sonne aufgeht. Weil dort der Mond den Kalender bestimmt. Weil dort die Astronomie begründet wurde. Weil dort Christen, Juden und Moslems den Geburtsort ihrer Religion finden. Weil Kaufleute und Wissenschaftler des Orients Licht ins dunkle Europa brachten. Weil dort immer wieder große und kleine Feuer aufflackern. Weil von dort die zauberhafte Öllampe kommt, aus der einst in einer der 1001 Nächte Aladin den guten Dschinn herausrieb. Noch mehr GESCHICHTEN ? Lies dort nach.
Geschichten
Ich bin ein Geschichtenerzähler. Ziehe von Basar zu Basar, entrolle meinen Teppich und breite meine Schätze aus: Märchen, Gleichnisse, Geschichten, Kitschromane. Meine Quelle entspringt in euren Zelten, Villen, Wohnküchen, mein Stoff sind euer Leben, Lieben, Streiten. Darin will ich euch eine Oase sein. Also weg mit dem Kochlöffel und aufgepasst, was vor tausend und mehr Jahren geschehen ist. Lest, lacht und lernt, was wir nun davon haben. Und achtet später auf den Dschin aus der Lampe, meinen weisen Freund und Narren. Aber nun los – auf den TEPPICH mit uns.
Teppich
Der wahre Nomade hat seine Heimat stets im Handgepäck. Gewebt aus dem Haar seiner Schafe und Ziegen, gefärbt mit den Pflanzen vom Wegesrand. Bestickt mit allen Familiendaten hing der Kelim einst eingerollt am Kamel, zu jeder Zeit bereit, Zeltboden, Picknickdecke, Matratze, Gebetsstätte zu werden. Die Perser machten aus ihm ein Kunststück in Samt und Seide, Aladin brachte ihn zum Fliegen und heute sieht man ihn auch bei uns auf Stein und Holz liegen. Einfach mal im Schneidersitz drauf Platz nehmen und Tee trinken – und schon geht die Reise los ins orientalische HAUS .
Haus
Die traditionellen Häuser des Orients sehen mit ihren hohen, fensterlosen Wänden wie die Felsen aus, die sie umgeben und mit deren Stein und Sand sie gebaut wurden. Ein Bollwerk gegen Hitze, Blicke, Feinde. Wer aber als Freund durch ein prachtvolles Tor treten darf, entdeckt das Paradies: ein gekachelter Lichthof mit plätscherndem Brunnen und schattigem Grün, von dem Säulengänge ins kunstvolle Innere führen. Doch nicht zu weit gehen, sonst landen wir im privaten Bereich. Folgen wir also lieber dem Hausherren in die kühle Halle und nehmen Platz auf einem der KISSEN .
Kissen
Als der Teppich ins orientalische Haus kam, wurde er bald zum Kissen, auf dem sich der Tee orientalisch und trotzdem ohne Wadenkrampf einnehmen lässt. Die Perser legten ihre Schreibstuben mit Kissen für die Wartenden aus und nannten sie Diwan, die Osmanen machten daraus den Divan – einen Empfangssalon, in dem die Polster Beine bekamen und sich im ganzen Reich verbreiteten. Aus diesem »suffa« wurde das Sofa, ein orientalisches Original wie auch die Matratze. Und die tut es auch, wenn einem für die Orient-Party der Teppich zu unbequem und das Kissen zu gut ist. Aber wohin mit dem Essen? Bitte aufs TABLETT .
Tablett
Noch bevor man im Orient das Sofa erfunden hatte, kannte man schon den Couchtisch: ein Tablett – für den Alltag aus Holz, für Festtage aus kunstvoll gehämmertem Metall – mit kurzen Beinen unten dran oder
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