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Oriental Basics

Oriental Basics

Titel: Oriental Basics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GU
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mörsert Kreuzkümmel mit Knoblauch für Mezze und Marinaden.
    Lasst uns feiern...
    Wenn ein großes Fest bevorsteht, bekommen die Frauen des Hauses schon Tage zuvor reichlich weibliche Verstärkung. Großmütter, Tanten, Kusinen, Freundinnen helfen kräftig mit, und jede macht dabei, was sie am besten kann. Was das ist, darüber sind sich natürlich nicht immer alle einig, und so gibt es ein Menge Gelegenheit zu reden, zu schmecken, zu lästern und zu lachen, bis am Ende dann irgendwann doch alle Schüsseln, Schalen und Platten bereit stehen, um vom Tischtuch keinen Quadratzentimeter sehen zu lassen. Denn eins ist klar: Für Gäste muss mehr als genug da sein, und das vom Feinsten, was man sich leisten kann. Da sind dann auf jeden Fall reichlich Fleisch und auch Fisch dabei, was im Alltag eher selten geschieht. Lamm, auch mal Hammel, und Geflügel sind wichtig, Rind oder Kalb schon seltener, und Schwein gibt es natürlich gar nicht – bei Moslems wie bei Juden. Ob in der Tajine oder am Spieß, das Fleisch wird immer durchgegart und am besten so mürbe, dass man es mit den Händen zerpflücken kann. Fische werden am liebsten im Ganzen gegrillt, wie zum Beispiel Rotbarben oder Sardinen. Meeresfrüchte sind für Moslems wie Juden »haram« bzw. »tabu« – weil die schwimmen und keine Schuppen haben.

Zu Gast
    Für Gäste wird im Orient alles getan. Eine Trutzburg wird zum offenen Haus, eine Hütte zum Palast. Fremde werden zu Freunden, Feinde zu Brüdern. Und das Wichtigste bei dieser Gastfreundschaft ist: ein Gast, der freundlich ist.
    Wir klopfen an...
    Nun stehen wir also vor diesem Haus, in dem schon morgens der Brotteig geknetet und gleich darauf der Couscous nach alter Art angesetzt wird, damit sich zu Mittag die ganze Familie zum Essen setzen kann. Da werden wir heute als Gäste dabei sein. Strahlend weiß zieht sich die hohe Mauer an der Gasse entlang, vorne an der Ecke winkt der Zweig einer Dattelpalme über die Zinne und der Duft von Orangen weht uns an. In einen mannshohen Bogen ist das Holztor eingelassen, beide Flügel in sattem Grün und beschlagen mit schimmerndem Metall. Vor uns am Scharnier hängt eine bronzene Hand, in deren Fingern eine Kugel von der Größe einer Aprikose liegt. Sie glänzt, poliert von den Händen der Gäste, die täglich nach ihr greifen. Wir klopfen an.
    Mein Freund, der Gast...
    Ja, ja, wir träumen wieder. Gerade erst noch von der Küche der Frauen, jetzt von einem herrschaftlichen Haus im Orient. Und ja, wir akzetpieren es, wenn das für andere eher Albträume aus einer längst überwundenen Zeit sind. Dann müssen die aber auch verstehen, dass sie uns jetzt lieber nicht weiter folgen. Denn wer durch dieses Tor tritt, sollte sich fügen. Dahinter liegt eine andere Welt, in der wir nur zu Gast sind, und die Bewohner dieser Welt werden wirklich alles tun, damit wir uns bei ihnen wie in einem Palast fühlen. Sie würden das auch schaffen, wenn sie nur in einer Hütte wohnten. Doch wir sind nun hier.
    Wenn wir schon etwas erfahren sind, so sind wir nicht pünktlich gekommen, denn damit rechnet niemand. Es könnte sogar als Unhöflichkeit gelten, da es den Plan der orientalischen Gastfreundschaft kurzzeitig durcheinander bringt. Niemand kennt diesen Plan, nach dem alles so laufen soll, dass man nachher sagen kann: So hat Gott es gewollt. Eines will er auf jeden Fall, hat es sogar im Koran notieren lassen: dass man jeden Gast, ob angemeldet oder nicht, ob pünktlich, höflich, verwandt, bekannt oder nicht, als »Freund Gottes« in sein Haus lässt und ihm gibt, was man hat – mindestens. Wer als Gast sein »Sesam öffne dich« in Toleranz und Demut spricht, für den verwandelt sich solch eine Trutzburg mitsamt dem fest geschlossenen Familienverband plötzlich in ein offenes Haus. Damit haben sich die Nachfahren der Nomaden seit jeher Freunde gemacht in einer Landschaft, wo man sie haben muss – und sich nicht noch mehr Feinde geschaffen als es ohnehin schon gab.
    Bitte nach Ihnen...
    Wir treten nun ein, werden herzlich vom Hausherren begrüßt (Umarmungen und mehr nur unter guten Bekannten), die Kinder verstecken sich hinter dem Springbrunnen im Innenhof (selbstverständlich haben wir ihnen etwas mitgebracht), die älteren Söhne werden uns ebenfalls willkommen heißen (natürlich erst nach den Familienältesten). Je nachdem wie traditionell hier gedacht wird, ist auch die Frau des Hauses da – überlassen wir die Entscheidung ihr (und umarmen wird sie uns ganz sicher nicht).

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