Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
vielleicht auch keine Stämme der Orks mehr, wie du sie kennst, Dudaki. Es gibt ab jetzt keine Orks mehr, keine Zwerge und keine Menschen. Der Krieg ist sinnlos geworden, denn wenn wir uns weiter bekämpfen, werden wir am Ende alle verlieren. Aber wir werden tun, was in unserer Macht steht, um dafür zu sorgen, dass es noch jemanden gibt, der aus ihr hervorgeht in einen neuen Morgen. Wir werden dafür sorgen, dass wir noch da sind!«
Er schwieg einen langen Moment, und keine Grille, kein Nachtvogel, nicht einmal ein Plätschern des dahinströmenden Wassers durchbrach die absolute Stille. Dudaki hielt unwillkürlich den Atem an.
»Deshalb sind wir hier«, sagte der Verhüllte schließlich. »Das Feuer ist seit langem vorbereitet, doch jemand muss es erreichen und entzünden, bevor es zu spät ist. Es ist an uns, den Ort zu finden, an dem das Schicksal unserer Welt entschieden wird, Freunde. Ich war mir nicht sicher, dass es uns gelingen könnte, doch die Götter haben uns diesen Ork hier geschickt. Und sie haben mir gesagt, wo wir suchen müssen. Kommt. Uns bleibt nicht viel Zeit.« Er wandte sich ab und stieg weiter den Pfad hinauf.
Der Grobschlächtige und Dudaki sahen sich an.
»Hast du ein Wort von dem verstanden, was er gesagt hat, Ork?«
Dudaki zuckte mit den Schultern. »Nein. Aber Feuer zu legen ist meiner Erfahrung nach nie eine schlechte Idee.«
Brodyn grinste.
Als sie auf der Kuppe des Hügels ankamen, stand der Verhüllte neben einem steinernen Monument. Es war in die grobe Gestalt einer überaus voluminösen Frau gehauen: riesige, volle Brüste, die auf einem monströsen Bauch lagen, ein noch umfangreicheres Hinterteil und wulstige Arme. Der steinerne Körper war mit Fellstreifen, Stoffbahnen und Girlanden aus Knochen behängt, doch der Schmuck war alt, von Wind und Wetter angegriffen und beinahe verrottet. Irgendjemand hatte der Statue den Kopf abgeschlagen.
»Eine Stammesmutter!«, flüsterte der Aerc in ehrfürchtigem Erkennen. »Das hier ist ein Totenhügel! Ein heiliger Ort.«
Der Verhüllte nickte. »Der Fluss trägt die Toten hierher, und dein Volk hat dasselbe getan. Deshalb haben uns die Götter hierher geführt.« Der Mensch deutete auf ein Loch, das vor dem Bauch der Figur im Boden gähnte. Eine Steinplatte lag daneben, und Dudaki konnte erkennen, dass sie erst vor kurzem bewegt worden war. »Wir haben diesen Ort geöffnet, weil ich gehofft hatte, dass wir hier einen Wegweiser zu dem Ort finden, an den wir müssen, um unser Leuchtfeuer zu entzünden.«
Dudaki erschauderte. »Aber … das ist ein heiliger Ort der Drûaka! Niemand darf ihn betreten!«
»Genau deshalb habe ich mir hier Hilfe erhofft. Die Götter haben mir ein Geheimnis verraten: Ihr Orks wusstet einst von der Dunkelheit. Ihr habt sie eingeschlossen, und eure Schamaninnen und Ahnen bewachten sie. Ihr habt Vorkehrungen für diesen Tag getroffen – und dann habt ihr sie vergessen. Aber sie hat euch nicht vergessen.«
Er sah hinab in das dunkle Loch. Dann nahm er Brodyn die Fackel ab und warf sie hinab in die Finsternis. »Sieh selbst.«
Zögernd trat Dudaki vor. Die Fackel war zwischen Knochen gelandet. Hunderten, Tausenden von Knochen.
»Die Wächter«, sagte der Verhüllte leise. »Sie bewachen viele Geheimnisse. Unter ihnen auch das Wissen um den Weg – für die, die es deuten können.« Der Verhüllte sah auf. »Ich hätte die Hoffnung beinahe aufgegeben. Doch du hast uns den Weg eröffnet. Du kannst uns führen.«
»Kann ich?«
»Der Stein, mein Freund. Ich weiß, es gibt andere Orte wie diesen, und die steinerne Karte in meinem Zelt weist uns den Weg. Wenn es Morgen wird, brechen wir auf.« Der Mensch sah hinaus über die Boote am Ufer und über den Fluss. »Dort hin. Wie es aussieht, haben dich die Götter zu uns geschickt, um uns den nächsten Schritt auf unserer Reise zu zeigen, die uns ins Herz der Dunkelheit führt. Und darüber hinaus.«
Dudaki sah nachdenklich hinab, wo die zischende Fackel langsam erlosch. Dann blickte er auf und ebenfalls über den Fluss, auf dessen anderer Seite sich schwarz die Silhouette des Waldes vor den Sternen abzeichnete. »Da haben wir aber noch mal Glück gehabt, was?«
FÜNFZEHN
Düstere Legenden
W ir sind ja wohl wirklich die glücklichsten Ärsche diesseits von Derok«, knurrte Modrath bitter. Er sah nach oben, wo eine Lücke in den Kronen der Urwaldriesen den Blick auf ein Stück Abendhimmel freigab. Zornig rote Wolken zogen so tief über den Wipfeln dahin, dass die
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